Motor-Triebfahrzeuge in Dänemark
Anfang der 1920er Jahre
hielten Verbrennungsmotoren als Antrieb für Eisenbahnfahrzeuge
auch in Dänemark Einzug. Durch ihre im Vergleich zur
Dampftraktion geringe Leistung eigneten sich die Motoren zunächst
nur für Triebwagen und Nebenbahnlokomotiven. Der Vorteil der
neuen Technik lag in den wesentlich geringeren Betriebskosten, so daß
insbesondere die wirtschaftlich bedrängten Privatbahnen
lebhaftes Interesse zeigten, um der ständig wachsenden Konkurrenz
des Straßenverkehrs zu begegnen.
Die ersten Motorfahrzeuge dänischer Bahnen waren Importe. Ab
1921 lieferte die deutsche DWK 19 benzinmechanische Triebwagen
("
Spitzmäuse")
und die schwedische DEVA vier dieselelektrische Fahrzeuge. Es folgten
Produkte weiterer Hersteller, wobei starke Kursschwankungen,
ständiger Devisenmangel und beachtliche Einfuhrzölle
den Import erschwerten. Als Folge dieser
Hemnisse begann die dänische Industrie sich auf dem neuen Feld
zu engagieren. Scandia verzichtete auf die Entwicklung eigener
Motoren und sicherte sich stattdessen mittels Lizenzvereinbarungen
exklusiv den Bezug der Antriebsanlagen von DWK und DEVA. So konnte
Scandia Fahrzeuge aus einheimischer Produktion mit bewährten
Antriebsanlagen anbieten. Aus der Lizenzvereinbarung mit DEVA resultierte mit
AB M 2 lediglich 1 Fahrzeug.
Eine größere Verbreitung fanden dagegen die aus den DWK-Triebwagen abgeleiteten
"
Kielervogne", zu
denen als Ergänzung leichte, zweiachsige
Beiwagen angeboten
wurden.
Scandia-Fahrzeuge mit dänischen Motoren
Ab Ende der 1920er Jahre
waren geeignete Motoren für Bahnfahrzeuge aus dänischer
Produktion verfügbar. Als bewährter Lieferant hochwertiger
Wagenkästen gelang es Scandia, mit den drei namhaften
Herstellern zusammen zu arbeiten: A/S Frichs, Burmeister & Wain
und Triangel.
Die erfolgreichste Kooperation gelang ohne Zweifel mit dem Unternehmen
Frichs Maskinfabrik, Århus,
das zuverlässige Dieselaggregate liefern konnte. 1926 erhielt die HHJ als
Erstkunde die Diesellok HHJ M 1, für andere
Betreiber folgten ähnliche Fahrzeuge, die als
"
Trædiesler" bekannt wurden.
1927 erhielt auch die DSB sechs Loks der Reihe
MT.
Diese ersten Fahrzeuge hatten die damals üblichen teakholzverkleideten Wagenkästen
und waren alle recht schwach motorisiert. Ab 1934 wurden dann die fortschrittlichen Triebwagen
der Reihen
MP,
MO
und
MS entwickelt, mit
denen sich der dieselelektrische Antrieb bei der DSB etablierte. Darüber
hinaus entstanden Fahrzeuge für die Privatbahnen sowie die
elektrischen Triebzüge der kopenhagener S-Bahn. Wie bei den
zeitgenössischen Reisezugwagen, war auch bei den Motorfahrzeugen
ab den 1930er Jahren die Verkleidung der Wagenkästen in
Stahlblech ausgeführt.
Als weiterer Hersteller war
Burmeister & Wain, Kopenhagen (B&W) mit
seinen zweitakt Dieselmotoren in der Lage, leistungsfähige
Antriebe zu liefern. B&W konnte an die DSB lediglich zwei
Versuchsloks verkaufen, da die Vorzugsvereinbarung zwischen der DSB
und Frichs diesen Markt verschloß. 1930-34 lieferte B&W
sieben Loks und einen Triebwagen an dänische Privatbahnen, die
alle mit Wagenkästen von Scandia ausgerüstet wurden.
Angesichts dieser übersichtlichen Erfolge beendete B&W 1938
sein Engagement auf dem Markt für Schienenfahrzeuge.
Als Thomas B. Thrige 1927 die Aktienmajorität bei
Triangel - De forenede Automobilfabrikker A/S (DFA) übernahm, leitete
er die Entwicklung großer Drehgestell-Triebwagen mit
Motoren von B&W ein. Für die Fahrzeuge war eine elektrische
Kraftübertragung vorgesehen, die praktischer Weise aus Thriges
eigener Produktion realisiert werden konnte. Aus dieser Initiative
entstanden 1932 für verschiedene Privatbahnen 13 der sogenannten
"
Tretrukker"-Triebwagen
("Modell XXI"). Die Wagenkästen dieser
Fahrzeuge wurden von Scandia gefertigt und waren mit Teakholz
verkleidet. 1935 folgte ein Exportauftrag der Jugoslawischen
Staatsbahn (JDZ) über drei zweiachsige Triebwagen und drei
"Tretrukker". Wieder lieferte Scandia die dazugehörigen
Wagenkästen, die mit Stahlblech verkleidet und grün mit
grauem Fensterband lackiert waren. Ein Einzelstück blieb der Drehgestell-Triebwagen
SB M 3 nach dem Vorbild der
"Wismar-Maybach-Wagen". Das Fahrzeug entstand unter Verwendung
eines Scandia-Personenwagens und eines Maybach-Maschinendrehgestells.
A/S Scandia Übersicht
Teil 1: Anfänge bei "Hvide Mølle"
Teil 2: "Randers Jernbanevogn-Fabrik" und "Scandia"
Teil 3: Scandias Blütezeit
Teil 4: Von den 1920er Jahren zur deutschen Besatzung
Teil 5: Motorfahrzeuge von Scandia
Teil 6: Besatzungszeit und Neuanfang
Teil 7: "Bombardier Transportation Denmark"