Nach den positiven Erfahrungen mit der Baureihe
MQ
forderte die DSB neue Triebwagen mit gesteigerter Leistung und höherer
Geschwindigkeit. Ein 1933 in Form eines Modells präsentierter Designvorschlag von
Frichs orientierte sich an den zeitgleich konstruierten Schnelltriebzügen der
Reihe MS bzw. dessen Vorbild, dem "Fliegenden Hamburger" der DRG. Dabei
wurde besonderer Wert wurde auf die strömungstechnische Gestaltung der
Fahrzeugköpfe gelegt mit einem elliptischen Grundriß und heruntergezogenen Dachkanten.
Die letztendlich bestellten Fahrzeuge erhielten dann aber deutliche stumpfere und
konservativer gestaltete Fronten, sie wurden 1934 als
MP 251-260 (ab 1941
MP 540-549) abgeliefert. Die Wagenkästen und deren
Einrichtung wurde von Scandia gefertigt, die elektrische Ausrüstung
stammte von Titan. Konstruktiv waren die MP eine Weiterentwicklung
der Reihe MQ: Der aus Stahl genietete Wagenkasten war aber an den
Stirnseiten etwas aerodynamischer ausgeführt mit abgerundeten
Dachenden und angeschrägten Führerstandsfenstern. Die
Antriebsanlage bestand aus zwei Dieselmotor-Generatorsätzen, die
in einem dreiachsigen Drehgestell unter dem Maschinenraum gelagert
waren. Bei den Motoren handelte es sich um Viertaktdiesel von Frichs
mit je sechs Zylindern ohne Druckladung. Für eine besonders
kurze Bauform waren die Erreger auf den Generatoren mit Riementrieb
angeordnet. Der Antrieb des Fahrzeugs erfolgte über zwei
Fahrmotoren an den äußeren Radsätzen im
gegenüberliegenden, ebenfalls dreiachsigen Drehgestell. So wurde
eine günstigere Gewichtsverteilung erreicht und die
empfindlichen Elektromotoren wurden vor dem Öl der notorisch
undichten Frichs-Dieselmotoren geschützt. Jede
Motor-Generatoreinheit versorgte einen Fahrmotor, so dass beim
Ausfall einer Maschinenanlage immer noch die andere verfügbar
war. Das Maschinendrehgestell war mit seitlichen Führungen
anstatt eines Drehzapfens ausgeführt, der Wagenkasten stützte
sich federnd auf die Drehgestellwangen. Die Kühlanlage aus den
Frichs-typischen Elementen war auf dem Dach angeordnet.
Die MP waren an beiden Fahrzeugenden mit Führerständen
eingerichtet und an den Stirnseiten mit Übergängen
ausgestattet. Die Führerstandsfenster waren mit splitterfreien
Scheiben verglast und mit Gittern gegen Vogelschlag geschützt.
Hinter dem vorderen Führerstand lag der Maschinenraum, in den
die Motor-Generatorsätze aus dem Maschinendrehgestell ragten.
Hieran schloß sich ein kleines Packabteil an, das beidseitig
mit 1 1/2-flügeligen Türen versehen war und auch als
Dienstraum für den Zugführer diente. Der Fahrgastbereich
war in zwei Abteile unterteilt, die durch einen mittigen
Einstiegsbereich mit zweiflügeligen Schiebetüren getrennt
wurden. Beide Räume waren mit Mittelgang und 2+3 Sitzteilung
eingerichtet, die Sitze bestanden aus Bänken mit gefederten
Polstern und Lederbezug.
Die Reihe MP wurde zunächst ausführlichen Erprobungen
unterzogen, woraus sich einige Modifikationen ergaben: Zur
Verbesserung der Kühlluftzufuhr für die elektrischen
Anlagen wurden am Maschinenraum Ventilationsöffnungen seitlich
am Wagenkasten und an einem Dachaufbau nachgerüstet. Der
Packraum stellte sich als zu klein heraus, so dass vom anschließenden
Fahrgastraum ein Abteil abgetrennt wurde, das bei Bedarf als
Dienstabteil genutzt werden konnte.
Bei der Auslieferung 1934 wurden
vier MP auf Seeland und sechs MP in Jütland stationiert, mit dem
Erscheinen der Reihe MO wurden 1935 alle MP in Jütland
zusammengezogen und in schnellen Städteverbindungen eingesetzt.
Bemerkenswert war hier ab 1936 die Verbindung "Nordpilen"
Flensburg-Århus-Federikshavn, die von bis zu drei MP und
mehreren Zwischenwagen gebildet wurden. Da die Reihe MP nicht mit
Mehrfachsteuerung ausgestattet war, kommunizierten die Lokführer
der Triebwagen mittels Summersignalen. Sechs MP wurden an der dem
Maschinenraum abgewandten Stirnseite mit einem Rahmen zum Anschluß
eines Faltenbalgs ausgestattet, sodaß ein geschützter
Übergang für das Bahnpersonal während der Fahrt
bestand. Als Mittelwagen kam u.a. die Gattung AUM zum Einsatz, die
aus Gewichtsgründen mit Aluminium beplankt war und über ein
von der CIWL bewirtschaftetes Speiseabteil sowie über eine
unabhängige Heizanlage verfügte. Während der deutschen
Besetzung Dänemarks 1940-45 waren die Triebwagen wegen
Treibstoffrationierung abgestellt. Danach fanden sich die Wagen der
Reihe MP zunehmend im Nebenbahndienst, für den sie mit ihrer
geringen Achslast insbesondere auf Fünen bestens geeignet waren.
Diverse Umbauten betrafen eine Vergrößerung des Packraumes
mit separatem Zugführerabteil sowie eine Reduzierung der
Höchstgeschwindigkeit durch eine geänderte
Getriebeübersetzung. 1966 wurden die letzten beiden MP
ausgemustert, es wurden keine Fahrzeuge erhalten.
Alle MP waren über
die gesamte Dienstzeit weinrot lackiert mit grauem oder silbernem
Dach. Eine Nachbeschaffung durch die DSB fand zu Gunsten der
stärkeren Baureihe MO nicht statt. Lediglich eine aus dem Muster
MP abgeleitete Lizenzausgabe wurde von der schwedischen "Kockums
mekaniska Verkstad Aktiebolag" in Malmö für die
Malmö-Ystads Järnväg (MYJ) gebaut. Vier ausgemusterte
MP wurden nach dem Entfernen der Maschinenanlagen in den 1960er
Jahren als mobile Lehrräume von berufsbildenden
Schulungseinrichtungen eingerichtet. Die Wagen des "Jysk
Teknologisk Institut" erhielten ein blau/graues Farbschema, der
Wagen des "Teknologisk Institut København" war
dunkelgrün lackiert. Die Fahrzeuge wurden als Gattung ZU geführt
und wurden bis Ende der 1980er Jahre ausgemustert. Keines der Fahrzeuge
wurde erhalten, lediglich der Wagenkasten von MP 540 überlebte als Unterkunft
auf dem Festivalgelände "Thylejren" (Stand 2020).
Technische
Daten DSB MP 251-260, ab 1941: MP 540-549 |
|
Lieferzustand |
neu nach Umbauten 1952-55 |
Anzahl |
10 |
- |
Hersteller |
Frichs / Scandia |
- |
Baujahr |
1934 |
- |
Achsfolge |
3' (Ao1Ao)' |
- |
Länge über Puffer |
20.930 mm |
- |
Drehzapfenabstand |
13.530 mm |
- |
Achsstand im Maschinen- / Antriebsdrehgestell |
3.200 (1.250 + 1.950) / 3.200 (1.600 + 1.600) mm |
- |
Motor |
2 x FRICHS 6715CA, 6 Zylinder |
- |
Leistung |
2 x 162 kW (220 PS) bei 1000 U/min |
- |
Kraftübertragung |
dieselelektrisch |
- |
Höchstgeschwindigkeit |
120 km/h |
100 km/h |
Dienstgewicht |
61,0 t |
- |
max. Achslast |
11,0 t |
- |
Sitzplätze |
64 |
54 |
Traglastenraum Fläche/Zuladung |
6 m² / 1,6 t |
9 m² / 1,6 t |
Einrichtung |
2 Abt., 1 Packr., 1 WC |
2 Abt., 1 Packr. mit Dienstabt., 1 WC |
Abbildungen:
"Jysk Teknologisk Institut":
"Teknologisk Institut København":
"Thylejren":
Zum Verbleib der einzelnen Triebwagen s.
Fahrzeugliste.
Quellen:
Andersen, Torben (1994): DSB litra MP. Lokomotivet 2/94 (38): 4-10.
Andersen, Torben (2007): Undervisningsvogne hos de teknologiske institutter. Lokomotivet 90: 5-11.
Andersen, Torben (2008): Dansk Jernbanehistorie 4. Næstved: Lokomotivetīs forlag.
Christensen, Peter & Poulsen, John (2009): Motor Materiel 7: Motormateriellet fra Frichs
og Scandia 1932-1978. Smørum: bane bøger.
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