A/S Scandia - Teil 4: Von den 1920er Jahren zur deutschen Besatzung


Waggonbau der 1920er und -30er Jahre
Zum Ende des ersten Weltkrieges steigerte die DSB ihre Bestellungen an Wagenmaterial erheblich mit den absoluten Spitzenzahlen im Jahr 1920, als 1070 Güter- und 225 Reisezugwagen geordert wurden. Danach brachen die DSB-Bestellungen aber völlig weg und normalisierten sich erst wieder nach einigen Jahren. Lediglich von Seiten der Privatbahnen und der Internationalen Schlafwagengesellschaft CIWL kamen Aufträge und Scandia konnte sich in einer wirtschaftlich akzeptablen Lage halten. Jenseits des Bahngeschäftes wurden in kleineren Stückzahlen Aufbauten und Chassis für Lkw und Busse gebaut, die zum großen Teil in Zusammenarbeit mit Triangel gefertigt wurden.

Charakteristisch für die 1920er Jahre waren die mit Teakholz verkleideten Personenwagen, die erstmals 1917 ausgeliefert wurden. Diese in der Regel klar lackierten "Teaktræ"-Wagen prägten das Erscheinungsbild der DSB wie der dänischen Privatbahnen auf viele Jahre und erfreuen sich auch heute noch großer Beliebtheit bei den Museumsbahnen.

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Ab 1931 begann die DSB mit der Beschaffung moderner Reisezugwagen, die für den Einsatz in grenzüberschreitenden Zügen geeignet waren. Die Wagen wurden mit Stahlblech statt Teakholz verkleidet. Sie waren bequemer eingerichtet als die vorhergehenden Muster und verfügten über eine zeitgemäße technische Ausrüstung. Dazu gehörten mit Leder bezogene, gepolsterte Sitzbänke sowie moderne Beleuchtung, Heizung und Bremssysteme. Das luxuriöseste Produkt dieser Epoche ist ohne Zweifel der Salonwagen "S 1" des königlich dänische Hofes von 1937, der seit 2001 im dänischen Eisenbahnmuseum in Odense ausgestellt ist.

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Scandia - die neue Aktiengesellschaft
Als 1929 die Absprache zwischen Scandia und der DSB auslief, verzichtete letztere auf ihr Vorkaufsrecht. Das Unternehmen wurde daraufhin erneut in eine Aktiengesellschaft gewandelt und firmierte nun als "Vognfabrikken Scandia, A/S". Die sich abzeichnende Konkurrenzsituation mit Triangel bezüglich großer Triebwagen und dem Karosseriebau für Kraftfahrzeuge wurde auf bemerkenswerte Weise gelöst: Der Triangel-Eigner Thomas B. Thrige übernahm 1930 die Aktienmajorität bei Scandia und die Leitung des Unternehmens. So ließen sich aus einer Hand die Aufgaben ohne Konflikte aufteilen. Für Scandia bedeutete dies u.a., daß zukünftig die elektrischen Ausrüstungen der Fahrzeuge von Triangel zu beziehen waren. Zum Jahreswechsel 1934 übereignete Thomas. B. Thrige schließlich alle seine Unternehmen dem eigens zu diesem Zweck gegründeten "Thomas B. Thriges Fond", dessen Bestimung der Betrieb und die Weiterentwicklung der eigenen Unternehmen im Sinne des Allgemeinnutzens war.

Nachdem die Zukunft von Scandia geregelt war, wurde mit dem Bau neuer Werkhallen und der Erneuerung des Maschinenparks ein umfangreiches Modernisierungsprogramm aufgelegt. Der Antrieb der Werkzeugmaschinen wurde von dampfbetriebener Transmission auf Elektrizität umgestellt. Der Erneuerungsprozess wurde auch während der deutschen Besatzungszeit fortgesetzt, wovon heute noch das 1944 eingeweihte, dreistöckige "Folkerumsbygning" mit Kantine, Wasch- und Umkleideräumen etc. zeugt. Zum Erhalt von Wachstumsmöglichkeiten wurden darüber hinaus systematisch benachbarte Grundstücke erworben.

Auf die Weltwirtschaftskrise von 1933 folgten wechselvolle Jahre, was sich auch in den stark schwankenden Mitarbeiterzahlen spiegelte. Allein 1937 bewegten sich diese zwischen 260 und 580. Der größte Teil des Geschäfts erfolgte innerhalb Dänemarks, Exporte waren die Ausnahme. Ein nennenswerter Erfolg gelang gemeinsam mit A/S Frichs durch den Großauftrag der Königlichen Eisenbahngesellschaft Siams (RSR), für die Scandia die Wagenkästen für 6 Triebwagen sowie 4 tropentaugliche Schlafwagen fertigte. Ein anderes Exportgeschäft schloß De forenede Automobilfabriker A/S (DfA) "Triangel" ab über 6 Triebwagen für die Jugoslawische Staatsbahn (JDZ), wobei Scandia die Wagenkästen fertigte. Schließlich beendete der Ausbruch des zweiten Weltkrieges durch allgemeine Rohstoffverknappung alle weiteren Exportchancen. Stattdessen konzentrierte man sich auf den heimischen Markt. Hier übernahm Scandia von Triangel schrittweise die Produktion von Nutzfahrzeugen und ab 1940 die vollständige Eisenbahnsparte.

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A/S Scandia Übersicht
Teil 1: Anfänge bei "Hvide Mølle"
Teil 2: "Randers Jernbanevogn-Fabrik" und "Scandia"
Teil 3: Scandias Blütezeit
Teil 4: Von den 1920er Jahren zur deutschen Besatzung
Teil 5: Motorfahrzeuge von Scandia
Teil 6: Besatzungszeit und Neuanfang
Teil 7: "Bombardier Transportation Denmark"