Die "
Diesel Elektriska Vagn Aktiebolaget" (DEVA) ergriff
1923 die Initiative, um ihre dieselelektrischen Lokomotiven auch
außerhalb des schwedischen Heimatmarktes bekannt zu machen.
Zwei baugleiche Probeloks gingen zunächst leihweise an die
dänischen Privatbahnen "Lollandsbanen" (LJ) und
"Hornbækbanen" (HHGB), die diese kurze Zeit darauf
als
LJ M 1 und
HHGB ML 1 übernahmen. Die Maschinenanlage der
Loks war in der Mitte des Wagenkastens angeordnet und wurde von den
Führerständen durch einen Packraum bzw. durch ein
Postabteil getrennt. Im Gegensatz zum Packraum, der die ganze
Fahrzeugbreite einnahm, führte am Postabteil ein seitlicher Gang
vorbei, um das Postgut unter Verschluß halten zu können.
Der Wagenkasten war aus Holz aufgebaut und mit klarlackierten
Teakholzleisten verkleidet. Das Fahrwerk bestand aus vier Lenkachsen,
allerdings wurde die Lok der HHGB nachträglich bei Scandia zur Verbesserung des
Kurvenlaufs auf Drehgestelle umgerüstet. Der Atlas "Polar"-Motor
mit sechs Zylindern leistete 120 PS und war direkt an den
ASEA-Generator angeflanscht. Mit dieser Leistung ließ sich eine
Anhängelast von 50 t bewältigen, was 2-3 zweiachsigen Wagen
entsprach. Beim Start des Motors diente der Generator als Anlasser, der von
den mitgeführten Batterien mit einer Spannung von 110 V gespeist wurde. Die
nötige Druckluft für die Kraftstoffzerstäubung wurde aus 2
Preßluftflaschen mit 60 bar entnommen, bis der Kompressor übernahm.
Da Dänemark seine Märkte mit hohen Einfuhrzöllen
schützte, schloß DEVA eine Lizenzvereinbarung mit dem
dänischen Unternehmen A/S Scandia zur Fertigung von
DEVA-Fahrzeugen. Es kam aber nur zum Bau einer einzigen Lok, da
verschiedene dänische Unternehmen mit der Entwicklung eigener
Dieselfahrzeuge begannen. Die in Lizenz gefertigte Lok ging an die
Amagerbanen (AB) und wurde dort als
AB M 2 eingstellt. Das Fahrzeug
erhielt eine DEVA-Werknummer, wurde aber vollständig bei Scandia
gebaut und war mit einem Atlas "Polar"-Motor sowie
ASEA-Elektrik ausgerüstet. Zusätzlich war ein Dampfkessel
zum Beheizen mitgeführter Waggons installiert. Die DEVA-Loks
bewährten sich als langlebig und zuverlässig. Nach einer
Unterbrechung des Betriebes während der deutschen
Besatzungszeit, war das letzte Exemplar bis Anfang der 1970er Jahre
im Dienst, zuletzt als Reserve. Die Loks LJ M 1 und HHGB ML 1 wurden
museal erhalten, wobei LJ M 1 nach aufwendiger Instandsetzung seit 1993
wieder lauffähig und gilt weltweit als die äteste betriebsfähige
Diesellok mit Originalmotor.
Der Einfluß von DEVA bei der Motorisierung der dänischen Eisenbahnen war eher gering
in Bezug auf Stückzahlen. Allerdings dienten die DEVA-Fahrzeuge unmittelbar
als konstruktive Vorlagen für die ersten eigenen Gehversuche der dänischen
Unternehmen A/S Scandia,
A/S Frichs und der
Nakskov Skibsværft, die unter dem Sammelnamen
"Trædiesler" bekannt wurden.
Unter diesem Aspekt stellen die DEVA-Fahrzeuge durchaus einen bedeutenden Meilenstein in der
dänischen Eisenbahngeschichte als Wegbereiter der Dieseltraktion dar.
Museal erhaltene Fahrzeuge:
DJK: LJ M 1
NSVJ: HHGB ML 1
Technische Daten DEVA Diesel: |
|
LJ M 1, HHGB M 1 |
AB M 2 |
Anzahl |
2 |
1 |
Hersteller |
DEVA |
DEVA, Scandia |
Baujahr |
1921 |
1924 |
Achsfolge |
A1 1A |
A1 1A |
Länge über Puffer |
14.400 mm |
13.430 mm |
Motor |
Atlas "Polar" Z6F, 6 Zylinder |
Atlas "Polar", 6 Zylinder |
Leistung |
88 kW (120 PS) bei 500 U/min |
110 kW (150 PS) bei 500 U/min |
Kraftübertragung |
dieselelektrisch |
dieselelektrisch |
Höchstgeschwindigkeit |
60 km/h |
60 km/h |
Dienstgewicht |
34,0 t |
39,0 t |
Ausstattung |
Postabteil, Packraum |
Postabteil, Packraum, Heizkessel |
Abbildungen:
HHGB ML 1:
LJ M 1:
AB M 2:
Detailansichten:
HHGB ML 1 (Gedser):
LJ M 1 (Maribo):
Zum Verbleib der einzelnen Loks s.
Fahrzeugliste.
Quellen:
Forss, Erik (1988): Svenska Motorvagnsfordon i Danmark. Svenska Motorvagnsklubben.
Jensen, Tommy O., Hrg. (2021): Svenskeren, 100 års lokomotivhistorie. DJK: Tillæg til Foreningsnyt M2/2021.
Jørgensen, Arne (1993): Historien om genoplivningen af en svenskføtd lollik. Jernbanen 93/6: 192-195.
Poulsen, John (1984): Motor Materiel 2: Motormateriellet fra udenlandske fabrikker før
1945. Roskilde: bane bøger.
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