Danmarks Jernbanemuseum


"Danmarks Jernbanemuseum" ist DAS dänische Eisenbahnmuseum! Die Ursprüge gehen auf traditionsbewußte Eisenbahner zurück, die sich schon im 19. Jht. um die Bewahrung wichtiger Exponate und Dokumente kümmerten. Eine erste Ausstellung wurde 1928 im Dachgeschoß der DSB-Zentrale in Kopenhagen eingerichtet und 1975 konnte die DSB endlich ihr Museum im Ringlokschuppen des Depots in Odense eröffnen. Zunächst standen 6 der 21 Gleise im Schuppen zur Verfügung, wobei das Museum anfänglich als "Dänemarks Dampflok- und Salonwagenmuseum" belächelt wurde. Seitdem ist die Sammlung aber mit großem Engagement ausgebaut worden: 1988 wurde die Ausstellungsfläche auf 15 Gleise im Schuppen erweitert und Ende der 1990er Jahre wurde das gesamte Gebäude mit einer Fläche von rund 6.000 m² übernommen. Seit 2010 stehen 19 Gleise für Ausstellungszwecke zur Verfügung, der Raum der beiden übrigen Gleise wird als Werkstatt genutzt. Zusätzlich wurde die nutzbare Fläche durch eine Gallerie und ein großzügiges Freigelände von ca. 20.000 m² erweitert. Wechselnde Sonderausstellungen, Aktionstage mit Livebetrieb und die ständig wachsende Sammlung laden zu wiederholten Besuchen ein. Neuerdings wird neben dem Hauptthema "DSB" auch die ganz eigene Welt der dänischen Privatbahnen vorgestellt. 2023 wurde mit dem Bau eines Magazins in Marslev mit 2,1 km Gleisen begonnen, das 2025 bezugsfertig sein sollte. Hier war Raum für rund 150 nicht ausgestellte Fahrzeuge in geschützter Umgebug vorgesehen. Darüber hinaus wurden an das Museum angrenzende Grundstücke erworben und es existiert ein Kozept für einen umfangreichen Erweiterungsbau. Man darf also gespannt sein, was die Zukunft hier noch bringt!

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Danmarks Jernbanemuseum verfügt über eine Abteilung zur Pflege von funktionsfähigen Fahrzeugen. Die Loks und Wagen werden nach den aktuellen Sicherheitsbestimmungen instandgesetzt und für Sonderveranstaltungen betriebsfähig gehalten. Das Personal besteht vorwiegend aus Freiwilligen, die von erfahrenen Eisenbahnern angeleitet werden. Als Betriebsstätten dienen ehemalige DSB-Einrichtungen in Kopenhagen, Roskilde und Randers. 2010-13 war auch der vormalige "Lokomotivklubben KLK" in Lunderskov als "DSB Museumstog Syd" Teil dieser Aktivitäten, womit die dänischen Privatbahnen ein weiteres Thema des Museums wurden.

2015 stellte Danmarks Jernbanemuseum eine Strategie für die zukünftige Entwicklung vor. Danach sollte das Museum bis 2020 vollständig von den bisherigen Trägern DSB und Banedanmark getrennt und als eingenständiger Betrieb geführt werden. Weitere Schwerpunkte der Pläne waren eine neuformulierte Leitlinie zur Definition der musealen Bedeutung jedes Objekts und zur systematischen Erfassung der Bestände. In Folge dieser Einschätzung kam es zur Aussonderung diverser Exponate und zur Verschrottung von Fahrzeugen. Die Außenstellen wurden zurückgebaut oder ganz geschlossen, so daß alle Aktivitäten in Odense konzentriert wurden. Neue museumspädagogische Ansätze sollten ein breiteres Publikum für die Eisenbahn-Kulturgeschichte begeistern und auch das Internet mit einbeziehen. Ein echtes Highlight war dabei das Bildarchiv des Museum, das ab 2016 schrittweise online gestellt wurde: http://www.jernbanekilder.dk/welcome.jspx.

Projekte: Für 2024 wurde die Fertigstellung einer neuen Magazinhalle in Marslev erwartet mit einer Grundfläche von rund 10.000 m² und 2,1 km überdachten Gleisen für ca. 150 Loks und Wagen. Zeitgleich wurden Pläne für das Projekt "Danmarks Jernbanemuseum 2.0" entwickelt, das den Museumsbetrieb innerhalb eines Jahrzehnts revitalisieren und für die Zukunft neu aufstellen sollte.


Eindrücke aus dem Sommer 2010:
Das Museum ist räumlich großzügig eingerichtet und gut ausgeleuchtet, so daß selbst ohne Blitz gut fotografiert werden kann. Die Loks werden zusammen mit zeitgenössischen Wagen präsentiert und immer wieder finden sich szenische Installationen mit kostümierten Puppen. Besonders gelungen ist das Szenario des Bahnhofs "Slotsløkken" um 1900 mit akustischer Untermalung. Bei allen Exponaten finden sich Texttafeln in Dänisch, Englisch und Deutsch, gelegentlich auch mit Videoinstallationen. Für Familien mit Kindern gibt es Spielgelegenheiten und eine Minibahn, auf der man durchs Gelände düsen kann.

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Die Sammlung:
Die vielfältige Kollektion der Dampfloks umfaßt nahezu die gesamte Ära dieser Technik: Hier findet sich Dänemarks älteste erhaltene Dampflok "Jakob" von 1869 aus der Fabrik des legendären Konstrukteurs Robert A. Stephenson (ja genau - der mit der "Rocket"). Die Blütezeit der Dampfepoche wird u.a. mit der Baureihe P von 1909 gezeigt, die ohne Zweifel als die schönste in Dänemark gebaute Dampflok bezeichnet werden kann. Die imposanten E 994 von 1950 war bis zum Ende der Dampflokzeit im Einsatz. Schließlich sind auch die Privatbahnen in der Sammlung vertreten mit der SNNB 3 von Maffei in München.

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Die Dokumentation der Dieselloks beginnt mit der gigantischen, zweimotorigen MX 132 von 1932 als Zeugin einer Zeit, in der die dänische Industrie weltweit zu den Pionieren der dieselelektrischen Traktion zählte. Zum Vergleich gibt es eine modernere NOHAB-"Rundnase" der Reihe MY, die begehbar ist und durch eine geöffnete Seitenwand das gesamte Innenleben sehen läßt. Im Führerstand kann man mit der Lok per Filmprojektion über Fünen fahren. Die kleineren Typen werden mit der Reihe MH vorgestellt. Als Beispiel der Dieselloks der dänischen Privatbahnen ist die dreiachsige KB M 1 zu sehen.

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Die Rangierloks werden durch einen "Ardelt-Traktor" sowie durch den orangen Rangiertraktor der "Olsenbande" und den Privatbahn-Rangiertraktor AHTJ MT 1 vorgestellt. Selbstverständlich gibt es auch eine "Køf" - einen dänischen Nachbau der unverwüstlichen deutschen "Köf II".

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Der Bereich der Triebwagen wird durch zwei Nebenbahn Motorwagen aus den Hause Triangel vertreten. Die elektrische S-Bahn Kopenhagen ist mit je einen Triebwagen der ersten und zweiten Generation sowie einem Turmtriebwagen auf dem Freigelände präsent. Dazu gibt es eine Reihe interessanter Inspektionsfahrzeuge.

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Zwischen den Loks finden sich gelegentlich Waggons, an denen sich die Entwicklung von altmodischen Abteilwagen bis hin zu modernen D-Zugwagen nachvollziehen läßt - sogar ein Probesitzen ist bei einigen möglich. Etwas ganz Besonderes ist die Kollektion der königlichen Salonwagen, die einen exquisiten Reisestil vorstellt. Beim Bau dieser prestigeträchtigen Einzelstücke wurde seinerzeit alles mobilisiert, was Design, Handwerk und Technik hergab. Das Bild wird abgerundet durch einige Güterwagen sowie einen Postwagen von 1854, dem ältesten erhaltenen Waggon in Dänemark.

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Ergänzend zu den originalen Fahrzeugen gibt es Teilausstellungen, die bestimmte Themen vertiefend behandeln wie die Entwicklung der Eisenbahnen in Dänemark oder die Geschichte der DSB-Fähren. Letztere bildeten in der Zeit vor den großen Brückenbauten einen wesentlichen Teil der Verkehrswege und werden durch eine umfangreiche Sammlung hervorragender Modelle vorgestellt. Auch ein Exemplar der DSB-Busse ist vorhanden, die ab 1932 als "Rutebiler" (Linienbusse) das Land abseits der Schiene erschlossen. Selbst die Abbildung der DSB in der Welt des Spielzeugs ist dokumentiert.

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...und wer nach dem Rundgang durch das Museum immer noch neugierig ist, sollte sich den Shop genauer ansehen: Hier gibt es eine große Auswahl an Büchern, Zeitschriften, Videos etc. Mit weitergehenden Fragen kann man sich an das Museumsarchiv wenden.

Bei den in Odense gezeigten Fahrzeugen handelt es sich übrigens nur um einen Teil der Museumsfahrzeuge. Zahlreiche weitere Loks und Wagen werden an verschiedenen Standorten von "DSB Museumstog" betreut. Diese Abteilung des Eisenbahnmuseums kümmert sich um die betriebsfähigen Exponate. Es wird versucht, von jeder Baureihe das erste Exemplar zu bewahren - es sei denn der Zustand ist so schlecht, daß ein besser erhaltenes Fahrzeug ausgewählt wird. Insgesamt bietet der Bestand eine sehr umfangreiche Dokumentation der dänischen Eisenbahngeschichte und macht diese mit Livebetrieb auch landesweit erlebbar. Entsprechend wird auch immer mal wieder das eine oder andere Exponat aus dem Museum verschwinden bzw. ausgetauscht werden, um in Aktion gezeigt zu werden. Immer sehenswert sind die Veranstaltungen wie "Åbent hus" (Tage der offenen Tür), die oft unter einem Motto stehen und neben den eigenen Exponaten verschiedene Gastfahrzeuge präsentieren. Veranstaltungshinweise und Termine finden sich z.B. auf der Homepage des Museums, s.u.

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Kinder-Erlebniswelt "Koblingerne":
Danmarks Jernbanemuseum veranstaltete über einige Jahre für Kinder Events mit der britischen Marke "Thomas the Tank Engine", wofür die darstellenden Lokomotiven in UK angemietet wurden. Mit der Corona-Pandemie mußte die Veranstaltungsserie 2020 ausgesetzt werden, weitere Komplikationen durch den "Brexit" verhinderten eine Wiederaufnahme. Stattdessen wurde 2022 eine eigene Erlebniswelt unter dem Namen "Koblingerne" (Die Kupplungen) mit rein dänischen Protagonisten kreiert. Das Angebot richtet sich an Kinder im Alter von 3-7 Jahren und soll die Faszination der Eisenbahn mittels personalisierter Lokomotiven mit individuellen Charakteren wecken: 6 Lokomotiv-Freunde wohnen im Eisenbahnmuseum in Odense, wo sie von "Lokomotivmester Busse" liebevoll betreut werden und ihre Aufgaben zugeteilt bekommen. Über den Veranstaltungstag führen überraschende Ereignisse zu einem Handlungsablauf, mit dem die Bedeutung von Zusammenhalt und Teamarbeit gezeigt wird. Der erste Auftritt der Koblingerne fand im September 2022 in Odense statt, darüber hinaus erscheinen die Figuren in verschiedenen Medien und haben auch eine eigene Homepage (www.koblingerne.dk). Zum Freundeskreis der Koblingerne zählen das Replikat "ODIN", K 563 "KAREN", MO 1954 "MOLLY", MY 1134 und 1101 als Zwillinge "MORTEN" und "YRSA" sowie Traktor 261 "KØF". Für ihren Auftritt werden die Loks mit Augen und charakteristischen Accessoires kostümiert.

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Mein Fazit:
Das Museum unbedingt besuchen und viel Zeit mitbringen!!

Anfahrt:
Museum in Odense liegt direkt neben dem Bahnhofscenter (mit Parkhaus), eine Lagekarte ist auf der Homepage des Museums verfügbar (s.u.).

Anschrift und Kontakt:
Danmarks Jernbanemuseum
Dannebrogsgade 24
DK-5000 Odense C
Tel. +45 66 13 66 30
e-mail: jbmuseum@dsb.dk
www: www.jernbanemuseet.dk/de

Weitere Ausflugsziele in direkter Umgebung:
Odense hat natürlich noch viel mehr zu bieten: Besonders hervorzuheben ist das Geburtshaus von Hans Christian Andersen und das dazugehörige Museum. Beide liegen in Fußgängerentfernung vom Eisenbahnmuseum und lassen sich nicht verfehlen, wenn man den japanischen Reisegruppen folgt. Weitere Museen, Kulturveranstaltungen etc. finden sich auf den Seiten des örtlichen Touristenbüros: www.visitodense.de/de/funen/visitodense. Ebenfalls in Fußgägerreichweite liegen die Werksgelände der ehemaligen Fabrik für elektrische Maschinen von Thomas B. Thrige und der Triangel A/S (DFA).



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