Die DSB entschloß sich 1963, ihren bunten Zoo von Kleinloks durch
ein neues Standardmuster mit dieselhydraulischer Kraftübertragung zu
ersetzen. Im Zentrum der Überlegungen stand die bewährte
"
Köf II ", von der das Neubauexemplar
Köf 6645 bei der DB entliehen wurde. Die mehrmonatige Erprobung erfolgte 1964 und wurde von
DSB-Mitarbeitern durchgeführt, die zuvor im Bw Neumünster
geschult worden waren. Die Ergebnisse fielen positiv aus und so wurde
eine Serie von 20 entsprechenden Maschinen bei
A/S Frichs
bestellt. Da die Rechte für das Original bei der DB lagen, wurde offenbar
auf eine formale Lizenzvereinbarung verzichtet. Die Fahrzeuge wurden
in Dänemark allgemein als "Køf" bezeichnet, ein
vergleichbarer Entwurf von Frichs fand dagegen keine Berücksichtigung. Damit hatte
die DSB einmal mehr das Haus Frichs zu einem reinen Montagewerk degradiert und mangelndes
Vertrauen in dessen eigene Konstruktionen gezeigt. Tatsächlich
sollten die Køf die letzten von Frichs gebauten Neufahrzeuge mit Dieselmotor sein.
Der allgemeine Aufbau der dänischen Køfs wurde weitgehend von der
deutschen Vorlage übernommen: Der Rahmen erhielt im Bereich des
Führerhauses eine Aussparung, so daß der Fahrzeugführer
leicht aufsteigen und zwischen den Seiten wechseln konnte. Der
Antriebsstrang wurde vollständig aus importierten Komponenten
zusammengestellt: Den Motor lieferte Leyland, das hydraulische
Getriebe Typ "L33u" stammte von Voith und das Wendegetriebe
kam von Gmeinder. Dagegen wurden die Aufbauten von Frichs neu
gestaltet: Das endständige Führerhaus erhielt an den
Stirnseiten größere Fenster für eine bessere
Streckensicht, die seitlichen Türen waren offen und konnten mit
einer Plane verhängt werden. Die Maschinenanlage war in einem
schmalen, halbhohen Vorbau untergebracht, der durch seitliche
Einsteckbleche für Wartungszwecke zugänglich war. Weitere
Modifikationen fanden sich mit der leicht nach vorn geneigten Front
des Vorbaus sowie an den seitlichen Tritten für den Rangierer,
die im vorderen Bereich auf das Rahmenniveau hochgesetzt waren.
1968-69 folgte eine zweite Serie von 20 Køfs, von denen die
letzten acht rundum geschlossene Führerstände und vier
Türflügel an jeder Seite der Motorvorbauten erhielten.
Diese Neuerungen wurden auch bei den älteren Maschinen
nachgerüstet. Alle dänischen Køfs waren neben den
üblichen Schraubenkupplungen mit automatischen Kupplungen von
der "Bergische Stahl Industrie" (BSI) ausgestattet. Diese
wurden nur im Rangierbetrieb verwendet und waren bei Streckenfahrten hochzuklappen.
Für längere Überführungen verfügte die DSB über eigene
Køf-Transportwagen. In
späteren Betriebsjahren erfolgte die Verlegung der Køfs bevorzugt per
Tieflader auf der Straße.
Ursprünglich waren alle Køfs grün, einige erhielten später das
rot/schwarze DSB-Farbschema. Anscheinend gab es hierzu aber nie eine
offizielle Vorlage und so entstanden zahlreiche Varianten. Bei
einigen Maschinen wurde die Betriebsnummer in übergroßen
Ziffern zusätzlich auf dem Dach des Führerhauses als
sogenannte "Flyvernummer" (Fliegernummer) angebracht, um
sie von den Stellwerken aus leichter identifizieren zu können.
In den 1980er Jahren erhielten die Køfs orange Blinkleuchten
und das Auspuffrohr wurde über das Dach des Führerhauses
bis zum Fahrzeugende hin geführt. Ab 1988 verbesserten eine
geräuschdämmende Auskleidung des Führerhauses sowie
eine kühlwasserbetriebene Heizung die Arbeitsverhältnisse
auf den Loks.
Der Einsatz der Køfs erfolgte landesweit im Rangierbetrieb, vereinzelt übernahmen sie
auch leichte Güterzüge im Streckendienst. Mit der Übernahme
der Gütersparte "DSB Gods" durch "Railion DK"
gelangten 2001 insgesamt 26 Køfs zum neuen Betreiber, 13
verblieben bei der DSB. Die Railion-Køfs wurden unverändert
weiter betrieben und lediglich durch aufgeklebte Schriftzüge
gekennzeichnet. Køf 286 erhielt 2003 bei der Instandsetzung
ein an die Baureihe MK angelehntes Farbschema: Aufbauten gelb, Dach
und Oberseite des Vorbaus grau, Fahrwerk schwarzgrau. Auf Grund der
abnehmenden Rangierleistungen wurden einige Railion-Køfs
längerfristig an große Güterkunden wie "Kommunekemi"
oder "DLG" sowie an "Banedanmark" vermietet. Auch
bei der DSB sank der Bedarf an Rangierfahrzeugen und konzentrierte
sich schließlich auf den Werkstattbetrieb. Aus dem Überbestand
endeten einige Köfs als Ersatzteilspender, andere wurden von
verschiedenen Privatbahnen und Gleisbauunternehmen erworben, 5
weitere Køfs blieben museal erhalten. Die veräußerten
Køfs wurden bei den neuen Betreibern in Stand gesetzt und
erstrahlten in einem bunten Strauß neuer Farbschemata.
Zur Verlängerung der Lebensdauer setzte die DSB 2020 in der Werkstatt Fredericia
Køf 253, 263, 273 und 290 instand (die zusätzlich beabsichtigte
Moderisierung von Køf 270 wurde nicht ausgeführt). Motor,
Getriebe und Bremsanlage wurden überholt, die elektrischen
Leitungen wurden erneuert und alle Luftkomponenten erhielten eine
Revision bei der "Westfälische Lokomotiv-Fabrik Reuschling"
in Hattingen. Auch die Scheinwerfer wurden erneuert, wobei Leuchten
mit integrierten roten LED-Ringen aus den zeitgleich verschrotteten
MR-Triebzügen verwendet wurden. Bei der Neulackierung mit
schwarzem Rahmen und grünen Aufbauten wählte das
Werkstattteam einen vergleichsweise hellen Grünton, angelehnt an
das "British Racing Green". Die Innenräume der
Führerstände blieben ohne Renovierung. Insgesamt überschritt das
Projekt die bewilligten Ressourcen an Arbeitszeit und Budget deutlich. Weitere
Køf-Instandsetzungen wurden ausgeschlossen, da die Werkstatt in
Fredericia geschlossen wurde und das beteiligte Personal in Rente ging.
Anfang 2024 kündigte DB Cargo Scandinavia an, ebenfalls 5 ihrer Køfs
instandsetzen zu wollen.
Museal erhaltene Fahrzeuge:
Jysk Veterantog (DJK): Køf 251
MHVJ (DJK): Køf 274
Danmarks Jernbanemuseum: Køf 256, 261
DSB Museumstog: Køf 288
Veteranbanen Bryrup Vrads (VBV): Køf 257
Zum Verbleib der Fahrzeuge s.
Fahrzeugliste.
Technische Daten Køf 251-290: |
Anzahl |
40 |
Hersteller |
Frichs |
Baujahre |
1966, 1968-1969 |
Achsfolge |
B |
Länge über Puffer |
6.400 mm |
Achsstand |
2.500 mm |
Motor |
Leyland UE 680, 6 Zylinder |
Leistung |
94 kW (128 PS) bei 1.800 U/min |
Kraftübertragung |
dieselhydraulisch |
Höchstgeschwindigkeit |
45 km/h |
Dienstgewicht |
17,0 t |
Abbildungen:
Lieferzustand 1. Serie:
DSB, Ralion DK, DB Schenker Scandinavia:
DSB Køf 271 "KT NIELSEN":
Køf 271 hat eine eigene Geschichte: Die Lok war dem kopenhagener
Bahnbetriebswerk "Bv Lok Øst" zugeteilt, wurde
aber zum großen Ärger des Personals immer mal wieder von
anderen Dienststellen "ausgeliehen". So entstand 1989 die
Idee, Køf 271 wie ein Bahndienstfahrzeug gelb zu lackieren.
Die Arbeit wurde allerdings vom Fahrdienstleiter K. T. Nielsen
unterbunden, nachdem bereits die Vorderseite des Führerhauses
umlackiert war. Als dann 1990 die Lok schließlich das
rot/schwarze Design-Farbschema erhielt, revanchierte sich das
Personal: Herrn Nielsen wurde bei einer obligatorischen Flasche Bier
die frischlackierte Køf präsentiert, die nun den
Namenszug "KT NIELSEN" trug. Diesmal fand das
eigenmächtige Vorgehen Beifall und das Betriebswerk hatte
endlich eine personalisierte Køf.
Museal bewahrte DSB-Køfs:
ex DSB Køf bei Privatbahnen und Industrie:
ex DSB Køf in Schweden:
Quellen:
Andersen, Torben (1996): DSBs trækkraft anno 1995/96, 2. del. Lokomotivet 43: 4-10.
Andersen, Torben (2012): Köf, köf. köf... nu kommer traktoren. Lokomotivet 110: 16-20
Dressler, Steffen (20--): Efterkrigens rangertraktorer ved DSB 1945-1969. Spor 1 NYT: https://spor1nyt.dk
Lundstrøm, Jan (2004): Køf - de små slidere. Jernbanen 2/2004: 24-35.
Nørgaard Olesen, Thomas (2005): Lokomotivfabrikken Frichs. København: Dansk Jernbane Klub.
Oakley, W. (1966): DSBīs nye rangertraktor. Vingehjulet 23. årgang nr. 4: 37-39.
Pedersen, Erik V.: Persönliche Mitteilung.
Poulsen, John (2019): Motor Materiel 9 - Ragertraktorer. Smørum: bane bøger.
Riepelmeier, Garrelt (2021): Köf 6645 macht rüber. EisenbahnGeschichte 107: 36-45.
Riepelmeier, Garrelt (2021): »We dontīt want this oleī shit no more!«. EisenbahnGeschichte 108: 64-73.
Der Artikel "Køf - de små slidere" ist in deutscher Übersetzung
als pdf-Datei erhältlich unter:
www.deutsche-kleinloks.de/download/kleinloks_daenemark.pdf.
Zur Fahrzeug-Übersicht