Thomas B. Thrige (TBT) / Thrige-Titan A/S (T-T)
Der Unternehmer
Thomas B. Thrige kehrte nach
mehrjährigen Studienreisen in seine
Geburtsstadt Odense zurück und machte sich dort 1894 selbständig. Sein
Unternehmen "Thomas B. Thrige" (TBT) war zunächst in
einer gemieteten Werkstatt untergebracht und beschäftigte nur
ein kleine Zahl von Mitarbeiter. Anfänglich reparierte und baute
man Fahrräder, aber schon bald lag der Schwerpunkt bei
Elektroinstallationen und der Herstellung elektrischer Maschinen.
Schon 1898 wurde ein neues Quartier am Tolderlundsvej in Odense
erworben, das in den folgenden Jahrzehnten durch Zukäufe zum
"Thrige Firkanten" (Thrige Viereck) anwuchs. TBT fertigte
Generatoren für Kraftwerke, Motoren für gewerbliche
Anwendungen und entwickelte Anlagen wie Hebezeuge und Aufzüge.
1906 stieg TBT selbst in die Stromproduktion und eröffnete das
erste eigene Kraftwerk auf dem Werksgelände. Schließlich
enstand in den 1920er Jahren ein weiterer Produktbereich mit
elektrisch betriebenen Ausrüstungen für die Seefahrt, wie
Maschinentelegrafen, Deckskranen und Winden.
Mit der fortschreitenden Industrialisierung Dänemarks wuchs der
Kokurrenzdruck der jeweiligen Unternehmen im Lauf der 1920er Jahre. Im
Bereich der Elektrotechnik gelang es TBT, seine Position durch Preisabsprachen
und ähnliche Maßnahmen zu sichern. In der Kfz- und
Bahnsparte befand sich T. B. Thrige dagegen mit seiner
De forenede Automobilfabriker A/S (DfA) in einer
ernstzunehmenden Konkurrenz mit der
A/S Scandia.
Als verantwortungsvoller Unternehmer sorgte er hier
für eine tragfähige Zukunft beider Akteure und erwarb 1930
die Aktienmajorität bei Scandia. Er ließ sich auch hier
zum Vorsitzenden wählen und stimmte die Produktionsbereiche mit
seinen Unternehmen TBT und DfA ab. Ende 1933 übertrug er seine
persönlichen Anteile an den Unternehmen an den eigens
gegründeten "Thomas B. Thriges Fond", der fortan als
Vermögensverwalter agierte. Auf diese Weise erhielt TBT den
Zugang zum Markt für Schienenfahrzeuge als Zulieferer
elektrischer Komponenten für DfA und Scandia.
Die Zeit der deutschen Besetzung
Dänemarks 1940-45 überstand TBT relativ glimpflich, da
Lieferverträge mit der Besatzungsmacht die Versorgung mit
Materialien wie Kupfer und Kugellagern ermöglichten. Auch die
Belegschaft von rund 1.300 Angestellten konnte weitgehend gehalten
werden und sicherte so den Unterhalt dieser Menschen in Zeiten des
Mangels. Nach dem Ende des 2. Weltkrieges begann eine Phase
intensiven Wachstums: Die Zahl der Belegschaft erreichte ab Mitte der
1950er Jahre bis zu 4.000 und auf dem Werksgelände entstanden
diverse neue Gebäude, darunter 1960 das Verwaltungshochaus am
Tolderlundsvej.
Mit Dänemarks Beitritt zur "Europäischen
Freihandelsassoziation" (EFTA) 1960 entfielen die schützenden
Importzölle und TBT sah sich bei steigenden Umsätzen mit
sinkenden Gewinnen konfrontiert. Als Ausweg wurde die Zusammenschluß
mit dem Konkurrenten "
Titan A/S" beschlossen.
Die Fusion erfolgte 1965 in Form der "Thrige-Titan A/S" (T-T), wobei
ein wesentlicher Teil des Aktienvolumens bei der schwedischen ASEA
als vormaliger Titan-Eignerin verblieb. Es folgten turbulente
Jahrzehnte, in denen mit mehrfachen Umstrukturierungen nach Antworten
auf die unternehmerischen Herausforderungen der Zeit gesucht wurden.
Durch zahlreiche Auf- und Verkäufe anderer Firmen wurde die
Produktpallette diversifiziert und mit dem Aufbau ausländischer
Dependancen und Töchter eine internationale Präsenz
aufgebaut. 1998 eröffnete ein neuer Produktionsstandort für
Gleichstrommotoren am Energivey in Odense, der aber schon 2002 an
"Sauer-Danfoss" verkauft wurde. Die Fertigung wurde bis
2009 fortgesetzt, der letzte hier hergestellte Elektromotor wurde in
Goldbronze lackiert und den Odense Bys Museer vermacht. Die
Produktion am Thrige-Firkant endete bereits 2000.
2002 beendete der Thomas B. Thriges
Fond schließlich sein Engagement bei T-T und veräußerte
das Unternehmen an einen privaten Investor. Der Name "Thrige"
blieb zunächst bei der französischen Tochter "Thrige
Electric" erhalten, die 2005 als T-T Electric" umfirmierte.
Der letzte Elektromotor mit dem Namenszug "Thrige" wurde
hier 2005 gefertigt.
TBT / T-T im Eisenbahnwesen:
TBT / T-T fertigte nie vollständige
Fahrzeuge, war aber über Jahrzehnte ein Zulieferer für
elektrischer Komponenten bei DfA und Scandia. So fanden sich
Generatoren, Fahrmotoren und andere Baugruppen in zahlreichen
dänischen Eisenbahnfahrzeugen und Straßenbahnen. Hierzu
zählten auch die dieselelektrischen NoHAB-Loks der Reihen MY, MX
und MZ I-IV, die unter Beteiligung dänischer Hersteller entstanden.
Besuch auf dem "Thrige Firkanten", Odense 2010:
Das Areal des Thrige Stammwerks wird
von den Straßen Tolderlundsvej, Edisonvej, Skibhusvej und
Bredstedgade umschlossen. Die Liegenschaft wurde nach 2002 durch die
Baufirma "Olav de Linde" übernommen und zu einem
Gewerbegebiet unter dem Namen "Thrige Firkanten"
entwickelt. Einige der Gebäude wurden abgetragen, andere wurden
modernisiert und neuen Nutzungen zugeführt. Erhalten blieb auch
das Kraftwerk "Thriges Kraftcentral", das 2005 aus Mitteln
des Thomas B. Thriges Fonds als Standort der "Odense Bys Museer"
restauriert wurde. Nicht mehr vorhanden war dagegen T. B. Thriges
Villa, die in den 1970er Jahren als Unterkunft für jugoslawische
Gastarbeiterinnen diente und 1975 abgerissen wurde.
Quellen:
Odense Bys Museer: https://museum.odense.dk
Olaf de Linde: https://www.olavdelinde.dk
Schrøder Christensen, René (2010): THRIGE - Mennesket & virksomheden. Odense: Forlaget Odense Bys Museer.
T-T Electric: www.t-telectric.com
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