Ab 1932 bot "A/S Frichs" eine Reihe von standardisierten Dieselmotoren
in fünf Leistungsklassen an, die u.a. als Antrieb für Rangiertraktoren
geeignet waren. Daher konstruierte das Unternehmen eine zweiachsige,
dieselmechanische Kleinloktyp, bei dem es sich letztendlich um einen
Nachbau der entsprechenden
BMAG-Kleinloks
handelte. Der Ausgangspunkt der Konstruktionwar eine möglichst
einfache Einmannbedienung, damit entsprechend geschultes
Bahnhofspersonal ausreichte, aber kein voll ausgebildeter Lokführer
erforderlich war. Die Aufbauten des zweiachsigen Fahrzeugs bestanden
aus zwei halbhohen, schmalen Vorbauten und einem außermittig
angeordneten, offenen Führerstand. Alle Bedienelemente waren
doppelt vorhanden und von beiden Seiten zugänglich. So konnte
der Rangierer auf den seitlichen Trittbrettern stehend das Fahrzeug
steuern und einfach auf- und absteigen. Der Seitenwechsel durch den
Führerstand wurde durch den gekröpften Rahmen erleichtert.
Für einen beschleunigten Rangierbetrieb war das Fahrzeug mit
automatisch arrettierenden Kupplungsösen versehen, die per Pedal
vom Führerstand aus wieder gelöst werden konnten. Als
Antrieb diente ein Dieselmotor, die Kraftübertragung erfolgte
mechanisch über ein Getriebe unter dem Führerstand sowie
mittels Rollenketten auf beide Radsätze. Das Muster wurden sowohl
der DSB, als auch den dänischen Privatbahnen angeboten. Stärker
motorisierte Fahrzeuge waren in einer
dieselelektrischen
Ausführung verfügbar.
Die DSB erhielt 1933 eine erste Serie von Frichs-Traktoren mit einer Motorleistung von 60
PS als
DSB 72-76, eine zweite Serie mit einer Motorleistung von 78 PS
folgte 1933-34 als
DSB 77-85. Die Fahrzeuge erhielten 1937 recht
klobige Führerhäuser, die über die ganze
Fahrzeugbreite reichten und ihnen den Spitznamen "Kommoder"
eintrugen (Traktor 75 wurde abweichend mit einem Tonnendach
ausgeführt).Die ursprünglich schwarzen Traktoren erhielten
um 1960 die für DSB-Rangierfahrzeuge neu eingeführte, grüne
Farbgebung. Die "Kommoder" waren größten Teils
in Jütland eingesetzt und wurden 1966 mit Einführung der
Køfs ausgemustert. Einige Fahrzeuge wurden an Privatbahnen
verkauft (OHJ, SB und VLTJ), keines blieb erhalten.
Die Privatbahn Aarhus-Hammel-Thorsø Jernbane (AHTJ) erwarb 1933
ebenfalls zwei der Frichs-Traktoren als
AHTJ MT 1-2, die im Gegensatz zur
DSB-Version mit schmalen Führerhäusern in der Breite der Vorbauten
ausgestattet waren. Die Fahrzeuge wurden 1939 bzw. 1956 an
Gewerbebetriebe bzw. an die FFJ veräußert und gelangten
später aus privater Hand in den Besitz von Museumsbahnen. Ein
weiterer
Traktor in Meterspur-Ausführung
ging an die "De Bornholske Jernbaner" als
DBJ ML 8.
Für finnische Auftraggeber entstand 1945-46 eine weitere Serie von
dieselmechanischen Frichs-Traktoren. Diese unterschieden sich etwas
von den dänischen Mustern, da sie für eine Spurweite von
1524 mm eingerichtet waren. Auch wurde ein anderer Motortyp
verwendet, so daß die Vorbauten höher ausgeführt
wurden. Das Führerhaus dieser Fahrzeuge entsprach dagegen der
Bauform der AHTJ-Traktoren. Zunächst erhielt die Firma Ekström
in Helsingfors einen Traktor, der später von der finnischen
Marine genutzt wurde und schließlich 1990 als Geschenk an das
Veturimuseo in Toijala ging. 1947 folgten vier weitere Fahrzeuge, die
im Rahmen der finnischen Reparationsleistungen an Rußland
weiter gegeben wurden.
Der letzte der dieselmechanischen Frichs-Traktoren wurde 1949 schließlich an die
"Randers-Handsund Jernbane" als
RHJ - (ohne Betriebsnummer) geliefert.
Dieses Exemplar entsprach mit den hohen Vorbauten äußerlich dem
finnischen Muster, war aber für Regelspur ausgelegt. Das
Fahrzeug erhielt keine eigene Betriebsnummer und war dunkelgrün
lackiert. Bei der Stillegung der RHJ wurde der Traktor 1969 an den
Verwerter H. I. Hansen in Odense verkauft und dort zerlegt.
Museal erhaltene Fahrzeuge:
Danmarks Jernbanemuseum: AHTJ MT 1
SJVT: AHTJ MT 2 / FFJ M 1211
Technische Daten dieselmechanische Frichs-Traktoren: |
|
DSB 72-76 |
DSB 77-85 |
AHTJ MT 1-2 |
RHJ |
Anzahl |
5 |
9 |
2 |
1 |
Hersteller |
Frichs |
Frichs |
Frichs |
Frichs |
Baujahre |
1933 |
1933-34 |
1933 |
1949 |
Achsfolge |
B |
B |
B |
B |
Länge über Puffer |
5.270 mm |
5.270 mm |
5.230 mm |
5.270 mm |
Achsstand |
2.500 mm |
2.500 mm |
2.500 mm |
2.500 mm |
Motor |
Frichs 6100CA, 6 Zylinder |
Frichs 6115CA, 6 Zylinder |
Frichs 6100CA, 6 Zylinder |
Frichs, 4 Zylinder |
Leistung |
44 kW (60 PS) bei 1.000 U/min |
57 kW (78 PS) bei 1.300 U/min |
44 kW (60 PS) bei 1.800 U/min |
59 kW (80 PS) bei 1.200 U/min |
Kraftübertragung |
dieselmechanisch |
dieselmechanisch |
dieselmechanisch |
dieselmechanisch |
Höchstgeschwindigkeit |
30 km/h |
30 km/h |
33 km/h |
26 km/h |
Dienstgewicht |
10,4 t* |
10,9 t* |
12,0 t |
12,9 t |
* = Gewicht inkl. nachgerüstetem Führerhaus.
Abbildungen:
DSB:
ex DSB:
Privatbahnausführung:
Zum Verbleib der einzelnen Traktoren s. Fahrzeugliste
Quellen:
Andersen, Torben (1994): DSB traktorerne nr. 72-85. Lokomotivet 4(36): 21-23.
Hyvarinen, Juuso (Veturimuseo, Toijala): Persönliche Mitteilung.
Nørgaard Olesen, Thomas (2005): Lokomotivfabrikken Frichs. København: Dansk Jernbane Klub.
Poulsen, John (2019): Motor Materiel 9 - Ragertraktorer. Smørum: bane bøger.
Stückler, Hans: Persönliche Mitteilung.
Zur Fahrzeug-Übersicht