Die "Berliner Maschinenbau-AG, vormals L. Schwartzkopff" (BMAG)
lieferte 1927 eine Motor-Kleinlok an die "Nederlandse Spoorwegen" (NS),
die nach den Vorgaben des NS-Direktors Ing. P. Labrijn gestaltet war.
Gefordert war eine möglichst einfache Einmannbedienung, damit
entsprechend geschultes Bahnhofspersonal ausreichte, aber kein voll
ausgebildeter Lokführer erforderlich war. Die Aufbauten des
zweiachsigen Fahrzeugs bestanden aus zwei halbhohen, schmalen
Vorbauten und einem außermittig angeordneten Führerstand
mit einem einfachen Blechdach. Alle Bedienelemente waren doppelt
vorhanden und von beiden Seiten zugänglich. So konnte der
Rangierer auf den seitlichen Trittbrettern stehend das Fahrzeug
steuern und einfach auf- und absteigen. Der Seitenwechsel durch den
Führerstand wurde durch den gekröpften Rahmen erleichtert.
Für einen beschleunigten Rangierbetrieb war das Fahrzeug mit
automatisch arrettierenden Kupplungsösen versehen, die per Pedal
vom Führerstand aus wieder gelöst werden konnten. Als
Antrieb diente ein Deutz-Dieselmotor, die Kraftübertragung
erfolgte mechanisch über ein Getriebe unter dem Führerstand
sowie mittels Rollenketten auf beide Radsätze. Die NS orderte
zunächst zwei BMAG-Prototypen (NS 101-102) und 1930 eine
verbesserte Serienausführung (NS 103-119). Weitere 33 baugleiche
Rangiertraktoren wurden 1930-32 von "Werkspoor, Amsterdam"
gefertigt. Das neue Konzept weckte allgemeines Interesse und diente
als Vorbild für die ab 1930 bei der DRG entwickelten Kleinloks,
die letztendlich in den bewährten Köf-Bauarten resultierten.
Zwei BMAG-Traktoren wurden nach Dänemark exportiert:
Die "Skagensbanen" (SB) beschafften 1930 eine BMAG-Kleinlok mit offenem
Führerstand, der zunächst in schwarzer Farbgebung und ohne Betriebsnummer
erschien. 1948 erfuhr das Fahrzeug bei der "Dansk Automobil
Byggeri" in Silkeborg eine Revision und wurde mit einem neuen
Leyland-Motor sowie mit einem Ardelt-Getriebe ausgerüstet. 1958
erhielt das Fahrzeug einen recht klobigen, geschlossenen Führerstand,
der ihm den Spitznamen "Iskagehuset" (Eisbude) einbrachte.
Die Kleinlok erschien nun schwarz mit rotem Führerhaus und führte
die Betriebsnummer
SB M 10. 1967 folgte eine weitere Aufwertung mit
einem stärkeren Leyland-Motor und einem hydromechanischen
Diwabus-Getriebe. Das Fahrzeug wurde als
SB T 1 umgezeichnet und
erhielt ein grünes Farbschema. 1995 wurde die Kleinlok bei der
MHVJ gegen den ehemaligen DSB Ardelt-Traktor 119 eingetauscht. Die
MHVJ nutzte das Fahrzeug zum Rangieren ihres Museumsmaterials in
Mariager. Beim Personal waren dabei die unsicheren Rangierkupplungen
berüchtigt, die sich schon mal unabsichtlich lösen konnten.
2020 wurde das Fahrzeug wieder als SB M 10 umgezeichnet und in rot/schwarzen
Farbschema lackiert.
1931 bestellte auch die DSB eine BMAG-Kleinlok, die ebenfalls in schwarz erschien
und als
DSB 1 geführt wurde (1933 umgezeichnet als
DSB 71). Der
Einsatz erfolgte auf den DSB-Betriebsstellen im Raum Kopenhagen und
diente u.a. zur Evaluierung der Dieseltraktion. 1937 erhielt das
Fahrzeug einen geschlossenen Führerstand und 1945 erfolgte bei
der "Dansk Automobil Byggeri" in Silkeborg eine Revision,
wobei der Antriebsstrang mit einem neuen DAB-Motor sowie einem
Ardeltgetriebe modernisiert wurde. 1969 erfolgte die Ausmusterung und
Verschrottung. Die DSB beschaffte keine weiteren BMAG-Kleinloks,
sondern orderte entsprechende Fahrzeuge bei A/S Frichs, die als
"
Kommoder" bekannt wurden.
Museal erhaltenes Fahrzeug:
MHVJ: SB T 1
Technische Daten BMAG-Kleinloks |
|
SB T 1 |
DSB 71 |
Anzahl |
1 |
1 |
Hersteller |
BMAG
| BMAG
|
Baujahr |
1930 |
1931 |
Achsfolge |
B |
B |
Länge über Puffer |
6.315 mm |
6.315 mm |
Achsstand |
2.810 mm |
2.810 mm |
Motor |
Deutz, 6 Zylinder ab 1948: Leyland, 6 Zylinder ab 1967: Leyland, 6 Zylinder |
Deutz, 6 Zylinder ab 1945: DAB, 6 Zylinder |
Leistung |
44 kW (60 PS) ab 1948: 59 kW (80 PS) bei 1.280 U/min ab 1967: 92 kW (125 PS) bei 1.800 U/min |
44 kW (60 PS) ab 1945: 59 kW (80 PS) bei 1.280 U/min |
Kraftübertragung |
dieselmechanisch |
dieselmechanisch |
Höchstgeschwindigkeit |
20 km/h |
20 km/h |
Dienstgewicht |
15,0 t |
15,0 t |
Abbildungen:
SB M 10 / T 1:
DSB 71:
BMAG-Traktoren anderer Betreiber:
Zum Verbleib der einzelnen Traktoren s. Fahrzeugliste.
Quellen:
Andersen, Torben (1998): Motortrækkraft hos Skagensbanen 1927-1998. Lokomotivet 53: 34-40.
Niederstraßer, Leopold (1983): Über die Entwicklung der Kleinlokomotiven. Lok-Magazin 118: 21-31
Mariager Handest Veteranjernbane (MHVJ): www.mhvj.dk
Poulsen, John (2019): Motor Materiel 9 - Ragertraktorer. Smørum: bane bøger.
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