Sukkerfabrikken "Østmøn" - Stege Sukkerfabrik, Møn
Angeregt durch eine lokale Initiative gründete die DdS auch in
Stege auf Møn eine Zuckerfabrik, die 1884 ihre erste Kampagne
absolvierte. Für die weiter entfernten Anbaugebiete wurden
Saftstationen in Pollerup, Damsholte, Damme und Holme errichtet. Der
Rübentransport erfolgte vorwiegend auf der Schiene, zunächst
mit Pferdekraft. Ab 1910 gab es eine Dampflok, die steigende
Konkurrenz durch Lkw beendete aber schon 1935 den Schienenverkehr auf
Møn. Zusätzlich wurden Rüben aus Anbaugebieten auf
Seeland verarbeitet, die von der Kalvehavebanen (KB) am Hafen von
Kalvehave angeliefert wurden. Hier wurden die Rüben auf
DdS-Schleppkähne verladen und nach Møn verfrachtet.
Ein weiterer Lieferant aus Seeland war die Saftstation in Mern, die
durch die Privatbahn Næstved-Præstø-Mern Banen
(NPMB) und durch die DSB mit Rüben versorgt wurde. Das
Unternehmen hatte 1902 den Betrieb aufgenommen und exportierte den
hier hergestellten Rohsaft zunächst mittels Tankschiffen nach
Schweden. Als mit der Brücke "Dronning Alexandrines Bro"
1943 eine Verbindung zwischen den Inseln Seeland und Møn
geschaffen war, konnte die Saftstation in Mern über eine
Rohrleitung direkt an Stege angeschlossen werden. Mern arbeitete bis
1976 als Dänemarks letzte Saftstation, das Werk in Stege stellte
nach der Kampagne 1988 den Betrieb ein.
Sukkerfabriken Nykjøbing, Falster
1884 schloß sich auf Falster eine Reihe von Landwirten zu einer
Genossenschaft zusammen und gründete die "Sukkerfabriken
Nykjøbing Limitered" (SN). Man trat damit in direkten
Wettbewerb zu einer zeitgleich gegründeten DdS-Initiative auf
Falster, die daraufhin aufgegeben wurde. Da die SN wie alle anderen
Zuckerfabriken über keine eigene Raffinerie verfügte,
lieferte das Unternehmen über Jahrzehnte seinen Rohzucker an die
DdS. Erst 1913/14 konnte mit der Gründung der unabhängigen
"A/S Københavns Sukkerraffinaderi" (KSR) in Valby
und durch Kontakte zu schwedischen Raffinerien mehr Unabhängigkeit
erreicht werden. Die SN übernahm 1953 die KSR-Raffinerie und
baute eine eigene Vertriebsabteilung auf. Parallel dazu wurden
Raffinadekapazitäten in Nykøbing geschaffen und der
Standort Valby 1964 aufgegeben. Schließlich wurde die SN 1989
in den neugegründete DdS-Nachfolger Danisco eingegliedert und
firmiert seit 1993 als "Danisco Sugar, Nykøbing
Sukkerfabrik". Das Werk arbeitet heute mit einer Kapazität
von 10.000 t Rüben täglich und produziert Zucker, Melasse
und Futtermittel. Rund die Hälfte des Zuckers wird an den
Einzelhandel unter der Marke "Dansukker" verkauft, der
Rest geht an die Lebensmittelindustrie.
Im Gegensatz zu den Werken der DdS setzte die SN auf leistungsfähige
Verkehrssysteme und verzichtete auf die Errichtung von Saftstationen.
Wegen des flachen Terrains ließen sich die Anbaugebiete der SN
mit Pferdebahnen gut erschließen. Der Großteil der
Rübenlieferungen erfolgte mit Güterzügen der SNNB und
anderer Privatbahnen sowie der DSB. Für Rangieraufgaben auf dem
Werksgelände verfügte die SN ab 1910 über zwei
regelspurige Dampfloks. Ab den 1930er Jahren setzte sich der
Straßentransport durch und führte 1938 zur Stillegung der
Pferdebahnen sowie 1960 zur Einstellung der Bahntransporte. Bis 1958
erreichten erhebliche Rübenmengen die Zuckerfabrik auch auf dem
Wasserweg. Für diese Transporte verfügte die SN über
Verladeeinrichtungen in verschiedenen Häfen auf Lolland und
Falster sowie über Lastkähne und drei Dampfschlepper. Für
den Transport von Rohzucker zur Raffinerie in Valby beschaffte die SN
dreiachsige
Selbstentladewagen
aus Schweden, die als Privatwagen bei der DSB eingestellt wurden.
Dänemarks Zuckerindustrie - Übersicht
Teil 1: Zur Geschichte des Zuckers
Teil 2: Rübenanbau und Zuckergewinnung
Teil 3: Die dänische Zuckerwirtschaft
Teil 4: Die dänischen Rübenbahnen
Teil 5: Die Fahrzeuge der dänischen Rübenbahnen
Teil 6: Standorte Fünen
Teil 7: Standorte Lolland
Teil 8: Standorte Møn und Falster
Teil 9: Standorte Seeland