"Højbygård Sukkerfabrik", Holeby
Die erste Zuckerfabrik in Dänemark wurde 1872
durch die Brüder Erhard und Johan Ditlev Frederiksen auf dem Gut
"Nøbbøllegård" bei Holeby auf Falster
gegründet. Wegen mangelnder Rentabilität ging das
Unternehmen schon 1877 konkurs und wurde von der "I/S Højbygård
Sukkerfabrik" übernommen, die ihrerseits 1880 von der DdS
gekauft wurde. 1881 erfolgte der Gleisanschluß an das Netz der
Lollandsbanen (LJ), wodurch zusätzliche Anbaugebiete in den
Einzugsbereich des Werkes gelangten. Ab 1894 wurde eine eigene,
schmalpurige Rübenbahn angelegt, die allmählich den
Großteil der Versorgungsaufgaben übernahm. Der Fuhrpark
umfaßte 1922 drei Dampfloks und 178 Waggons, in den 1930er
Jahren kamen noch einige Pedershaab-Rangiertraktoren dazu.
1960 wurde die Fabrik im Zuge von Rationalisierungen der DdS
geschlossen und die Rübenlieferungen nach Maribo und Sakskøbing
geleitet. Dies war ohne Weiteres möglich, da die Rübenbahnen
auf Lolland ein zusammenhängendes Netz bildeten. 1963 wurde der
Standort Holeby von der "De forenede Papirindustri" (DfP)
übernommen, die ihrerseits 1979 von Danisco aufgekauft wurde.
Die DfP übernahm auch einen der schmalpurigen Traktoren für
Rangieraufgaben auf dem Werksgelände, der Gleisanschluß
wurde weiterhin von der LJ bedient. 1989/90 wurde die DfP an den
schwedischen Stora-Konzern verkauft, der den Standort Holeby 1993
endgültig schloß.
Nakskov Sukkerfabrik
1882 nahm die DdS Zuckerfabrik in Nakskov auf Lolland ihren Betrieb
auf. Die weitverstreuten Anbaugebiete erforderten von Anfang an die
Anlage eines Schmalspurnetzes. Zusätzlich wurden Saftstationen
in Horslunde, Vesterborg, Majbølle und Græshave
errichtet, die von den Bauern über eigene Schmalspurbahnen
versorgt wurden. In den folgenden Jahren wurden die Teilnetze
verbunden und ein Anschluß zum Hafen in Nakskov geschaffen. Die
ersten Rübenbahnen der Fabrik Nakskov wurden mit Pferden
betrieben, ab 1910 setzte sich die Dampftraktion durch und in den
1940er Jahren wurden die ersten Motorloks eingeführt. Im Zuge
der Modernisierung entfielen in den 1950er Jahren die Saftstationen
und der Bahnbetrieb wurde 1968 eingestellt. Seit 1993 fimierte das
Werk als "Danisco Sugar, Nakskov Sukkerfabrik" bis Danisco
seine Zuckersparte 2009 ganz an die deutsche Nordzucker AG als
"Nordic Sugar" veräußerte.
A/S Maribo Sukkerfabrik
Die Zuckerfabrik in Maribo auf Lolland wurde 1897 durch eine
privatwirtschaftliche Initiative gegründet und bereits im
Folgejahr an die DdS verkauft. Schon bei der Eröffnung verfügte
das Werk über ein Schmalspurnetz von 32 km Länge und zwei
Lokomotiven. Weiterhin gab es einen regelspurigen Anschluß zur
Lollandsbanen (LJ), die
vorwiegend Kalk und Kohle anlieferte und Rohzucker abfuhr. Das Werk
in Maribo wurde nach der Kampagne 1962 geschlossen, Teile des
Schmalspurnetzes wurden für einige Jahre von benachbarten
Zuckerfabriken weiter genutzt.
Saxkjøbing Sukkerfabrik
1910 eröffnete die DdS in Sakskøbing eine weitere
Zuckerfabrik auf Lolland (die ältere Schreibweise des Ortsnamens
"Saxkjøbing" blieb im Firmennamen erhalten). Das
Werk lag mitten in den Anbaugebieten und war für eine Kapazität
von täglich 1000 t Rüben ausgelegt. Die Versorgung erfolgte
über ein stetig wachsendes Schmalspurnetz, das durch
Streckenteile in der Hand der Anbauvereinigungen ergänzt wurde.
Ein Gleisanschluß zum Hafen von Sakskøbing erschloß
die Anbaugebiete der nördlich vorgelagerten Inseln. Diese
lieferten ihre Rüben mittels Schleppkähnen und einem
DdS-eigenen Dampfschlepper an. Weiterhin gab es einen regelspurigen
Anschluß zur Lollandsbanen
(LJ). 1922 umfaßte das werkseigene Schienennetz 36,0 km,
ergänzt durch 39,2 km der Anbauvereinigungen. Der Betrieb wurde
vollständig durch die DdS mit 8 Dampfloks und 500 Wagen
abgewickelt. Nach der Schließung der benachbarten DdS-Standorte
Højbygård und Maribo wuchs die Streckenlänge 1964
auf 172 km, bevor das gesamte Schmalspurnetz im folgenden Jahr
stillgelegt wurde.
In den 1960er Jahren erfuhr der Standort Sakskøbing eine
deutliche Aufwertung durch die Anlage einer Zuckerraffinerie und
einer Fabrik für Zuckerwürfel. Weiterhin entstanden große
Silos als Auslieferungslager für Raffinadezucker
und eine Trockenanlage, mit der Tierfutter aus den
Produktionsrückständen erzeugt wurde. Unter dem Dach der
neugegründeten Dansico A/S wurde die Zuckerproduktion in
Sakskøbing 1991 eingestellt und das Werk 1993 als "Danisco
Sugar, Dansukker Sakskjøbing" umfirmiert. Lediglich die
Produktion von Zuckerwürfeln und die Silos blieben in Betrieb.
Zum Abtransport des Raffinadezucker
wurden wiederholt Schüttgutwagen der DSB und der DB Cargo
verwendet, der vorerst letzte Einsatz dieser Art fand 2005 statt.
Dänemarks Zuckerindustrie - Übersicht
Teil 1: Zur Geschichte des Zuckers
Teil 2: Rübenanbau und Zuckergewinnung
Teil 3: Die dänische Zuckerwirtschaft
Teil 4: Die dänischen Rübenbahnen
Teil 5: Die Fahrzeuge der dänischen Rübenbahnen
Teil 6: Standorte Fünen
Teil 7: Standorte Lolland
Teil 8: Standorte Møn und Falster
Teil 9: Standorte Seeland