Sukkerkogeriet Odense
Die Zuckerfabrik in Odense wurde 1873 als erstes Werk der DdS
eröffnet. Da das Gelände über einen Gleisanschluß
zum Netz der Privatbahn "Sydfyenske Jernbaner" (SFJ)
verfügte, konnte die Fabrik mit regelspurigen Güterwagen
beliefert werden. Der Rangierbetrieb auf dem Gelände wurde mit
SFJ-Loks der erledigt, ab 1910 gab es auch eine eigene Dampflok, die
1959 durch eine Motorlok ersetzt wurde. Während der deutschen
Besatzungszeit wurde auf dem Werksgelände eine 700 mm
Schmalspurbahn zum Transport von Torf als behelfsmäßigen
Brennstoff angelegt. Ab 1966 erfolgte die Anlieferung der Rüben
nur noch per Lkw und mit Landschleppern.
Das DdS-Werk Odense erhielt Rüben aus Anbaugebieten auf ganz
Fünen. Als 1920 Nordschleswig per Volksabstimmung wieder an
Dänemark übertragen wurde, entstanden auch auf der Insel
Als Bestrebungen zum Rübenanbau. Die Rüben wurden auf dem
1000 mm-Netz der "Amtsbaner på Als" (ABA) angeliefert
und im Hafen von Mommark auf regelspurige Wagen umgeladen. Letztere
wurden nach Fåborg auf Fünen übergesetzt und von dort
nach Odense geschickt. Sinkende Zuckerpreise sorgten 1926 für
die Einstellung dieser Lieferungen. Auch von der Insel Langeland
wurden ab 1925 Rüben über die Fährverbindung
Svendborg-Rudkøbing nach Odense gesandt.
1970 wurde die Zuckerproduktion in Odense eingestellt. Die Silos und
Verpackungsanlagen blieben bis 1989 in Betrieb und dienten zum
Versand von Zucker aus dem Werk Assens. Nach der endgültigen
Schließung wurden einzelne Gebäude des Werks für
Wohn- und Gewerbezwecke umgewidmet. U.a. siedelte sich hier die lokale
Einrichtung der Gewerkschaft "Fag og Arbejde" (FOA) an und
auch das "Odense Teater" erhielt eine Spielstätte
unter dem Namen "Sukkerkogeriet" (Zuckersiederei).
Assens Sukkerfabrik
1883 eröffnete die DdS ihre zweite Zuckerfabrik auf Fünen
in der Hafenstadt Assens. Die Versorgung des Werks erfolgte durch die
DSB sowie mit Pferdefuhrwerken und Lastkähnen. Zusätzlich
wurden Saftstationen in Hårby, Uglebjerg und Salbrovad
errichtet, die über Rohrleitungen an das Hauptwerk angeschlossen
waren. 1910 wurden die Anbaugebiete mit einer werkseigenen Rübenbahn
erschlossen, die bei einer Gleislänge von 78,2 km mit sechs Loks
und 373 Wagen ausgestattet war. Ab den 1930er Jahren wurden die
Transporte zunehmend per Lkw abgewickelt, die Rübenbahnen wurden
1961 stillgelegt. 1970 wurde die gesamte Zuckerproduktion westlich
des Storebælt in Assens zusammen gezogen und das Werk im Zuge
der neuen EU-Zuckerverordnung 2006 stillgelegt. Die Gebäude blieben
erhalten und wurden u.a. von kommunalen Einrichtungen bezogen.
Zum Einzugsgebiet der Zuckerfabrik Assens zählten auch
Anbaugebiete um Kolding im östlichen Jütland. Hier wurde
1899 eine Saftstation eröffnet, die über einen Anschluß
an das Netz der DSB verfügte. Der hier produzierte Rohsaft
gelangte per Tankschiff nach Assens. Die Saftstation in Kolding wurde
1970 stillgelegt. Weitere Anbaugebiete für Assens konnten in Sønderjylland
(Nordschleswig) erschlossen werden, als diese Region nach der
Volksabstimmmung von 1920 wieder in das dänische Staatsgebiet
eingegliedert wurde. Der Abtransport der Zuckerrüben zum Hafen
Årøsund wurde über das 1000 mm Spurnetz der
"Haderslev Amts Jernbaner" (HAJ) abgewickelt. Von hier
wurden die HAJ-Wagen mit einer Motorfähre nach Assens
verschifft, so daß auf dem Werksgelände mit drei
verschiedenen Spurweiten gearbeitet wurde: Regelspur für die
DSB, 700 mm für die werkseigenen Rübenbahnen und 1000 mm
für die HAJ-Wagen. Die Rangierarbeiten erfolgten mit einem
Landschlepper, der unabhängig von den Spurweiten operieren
konnte. Zusätzlich wurden Rüben mit Schleppkähnen nach
Assens geliefert. 1950 wurde die Rübenanlieferung vollständig
auf Lkw umgestellt, die nach Einstellung der Fährverbindung über
die Lillbæltbrücke nach Fünen gelangten.
Dänemarks Zuckerindustrie - Übersicht
Teil 1: Zur Geschichte des Zuckers
Teil 2: Rübenanbau und Zuckergewinnung
Teil 3: Die dänische Zuckerwirtschaft
Teil 4: Die dänischen Rübenbahnen
Teil 5: Die Fahrzeuge der dänischen Rübenbahnen
Teil 6: Standorte Fünen
Teil 7: Standorte Lolland
Teil 8: Standorte Møn und Falster
Teil 9: Standorte Seeland