Der Bahntransport leichtverderblicher Lebensmittel stellte seit jeher besondere
Anforderungen, um eine lückenlose Kühlkette von Tür zu
Tür zu gewährleisten. Diese Logistik wurde meist von
eigenständigen Organisationen außerhalb der
Bahnverwaltungen geleistet, die Kühlwagen, Kühlhäuser,
gekühlte Lieferfahrzeuge sowie Eisfabriken betrieben. Den Anfang
machte 1920 die französische "Société
Française de Transport et Entrepôts Frigorifiques"
(
STEF). In Deutschland folgte 1921 die "
Kühltransit AG",
die 1950 in der Bundesrepublik Deutschland durch die "
Transthermos
GmbH" abgelöst wurde. In Belgien entstand die "Régie
des services frigorifiques de l´Etat Belge" (
Refribel bzw.
SATI) und in Spanien die "Transportes Ferroviares Especiales S.
A., Madrid" (
Transfesa).
Der zunehmende Wettbewerb durch Lkw mit Kältemaschinen veranlaßte die
westeuropäischen Bahnen zu verstärkter Kooperation. Alle
Aktivitäten im Kühlverkehr wurden 1949 in der "Société
Ferroviaire Internationale de Transports Frigorifiques"
(
Interfrigo) als gemeinsamer Dachorganisation zusammengeführt.
Sitz des Unternehmens war Brüssel, das operative Geschäft
wurde aus Basel geleitet. Zunächst beteiligten sich die
Bahnverwaltungen von Belgien (SNCB), Großbritannien (BR),
Frankreich (SNCF), Italien (FS), Niederlande (NS) und der Schweiz
(SBB). Weitere Bahnverwaltungen folgten, darunter 1959 Deutschland
(DB) sowie Griechenland (OSE), Luxemburg (CFL), Spanien (RENFE),
Türkei (TCDD) und Dänemark (DSB). Die Abwicklung des
Betriebes wurde den jeweiligen nationalen Kühltransportgesellschaften
übertragen. Interfrigo lieferte nach Fahrplan europaweit Obst,
Gemüse, Molkereiprodukte, Fleisch und Südfrüchte,
sowie Fisch und Bananen etc. aus den großen Seehäfen. 1993
wurde die Interfrigo mit der "Intercontainer" (1967
gegründet) fusioniert und firmierte fortan als
"
Intercontainer-Interfrigo SA" (ICF). Das Unternehmen
agierte im kombinierten Schiene/Straße Verkehr und wurde 2010
liquidiert.
Interfrigo übernahm die Kühlwagen der beteiligten Bahngesellschaften
in einen eigenen Waggonpool und vermietete die Fahrzeuge nach Bedarf. Bei den
Wagen handelte es sich um zweiachsige Kühlwagen
unterschiedlicher Bauarten, die den RIV-Richtlinien entsprachen und
mit Wasser- bzw. Trockeneis gekühlt wurden. Zusätzlich zu
den Fahrzeugen der nationalen Bahnverwaltungen begann Interfrigo 1951
mit dem Bau eigener Kühlwagentypen, die zu einer
Vereinheitlichung des Bestandes führten. Ab 1955 folgten
Neukonstruktionen nach UIC-Richtlinien in Ganzmetall-Bauweise, die
mit Eis gekühlt wurden und auf zweiachsigen Laufwerken ruhten.
Die Fahrzeuge wurden entsprechend der Wirksamkeit ihrer Isolierung
klassifiziert: Die Bauart "UIC Typ 1" war für Kühlgut
bei Temperaturen um +4 °C vorgesehen und wurde in rund 6.500
Exemplaren beschafft. Die Bauart "UIC Typ 2" diente zum
Transport von Tiefkühlgut bis -20 °C und entsprach den
zeitgenössischen Kühlwagen der DB. Bei späteren
Interfrigo-Bauarten wurden auch Drehgestelle und motorbetriebene
Kühlaggregate verwendet. Die Waggons erschienen meist in einem
weißen oder hellgrauen Farbschema und führten den
Schriftzug "INTERFRIGO" in blau.
Nach 1945 erfuhren
die dänischen Exporte von Seefisch und Schlachterzeugnissen
einen starken Zuwachs, der die Kühlwagenkapazität der DSB
überforderte. Zunächst behalf man sich mit der Anmietung
von Kühlwagen von der EVA und der DB, die als Gattungen
IKI, IKM, IFL und IKL
eingereiht wurden. Als die DB aber 1959 der
Interfrigokooperation beitrat, gingen diese Wagen in den Bestand der
Transthermos über und standen nicht mehr als Leihwagen zur
Verfügung. Daraufhin trat die DSB 1960 ihrerseits der Interfrigo
bei und brachte in deren Wagenpool die Kühlwagen der Reihen
IKA,
IKN,
IKS und
IB
ein. Gleichzeitig lieh die DSB für den
grenzüberschreitenden Verkehr Interfrigowagen vom
UIC Typ 1, die
bei der DB als Interfrigo-Privatwagen eingestellt waren. Insgesamt
wurden 270 Wagen für den Fleischtransport und 50 Wagen für
den Fischtransport angemietet, die bis in die 1970er Jahre genutzt
wurden. Die dänischen Kühlexporte erreichten ihre Ziele
europaweit, die meisten Wagenladungen gingen nach Italien. Auf den
innerdänischen Verbindungen wurde dagegen die nicht
RIV-registrierten Kühlwagen der DSB eingesetzt, die nur für
den Binnenverkehr zugelassen waren.
INTERFRIGO-Kühlwagen der DSB:
Internationale INTERFRIGO-Kühlwagen in Dänemark:
DB:
DR:
FS:
SNCF:
Quellen:
Andersen, Torben (2003): Udenlandske godsvogne på danske spor, 3. del: INTERFRIGO. Lokomotivet 73: 3-7.
Andersen, Torben (2016): DSB godsvogne 1945-1965, 1. del litra G til U. Forlaget Tog på tryk (TpT).
Kirkebæk, E. (1960): DSB medlem af Interfrigo. Vingehjulet 17. årgang 11: 129-135.
Kristensen, A. (1952): Kølevognstrafikken til kontinentet. Vingehjulet 9. årgang nr. 14: 137-140.
Plank, Rudolf (1962): Handbuch der Kältetechnik, Bd. 11. Berlin Heidelberg: Springer Verlag.
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