Teil 1: Definition
Die Vereinigung der deutschen Länderbahnen gründete 1909 den "Deutscher
Staatsbahnwagenverband" (DWV) mit dem Ziel eines freizügigen
Austauschs von Güterwagen zwischen beteiligten Bahnverwaltungen.
Zur Vereinheitlichung des Wagenparks wurden die 11 gängigsten
Gattungen von Güterwagen neu entwickelt und in den
Musterblättern A1 bis A11 dokumentiert. Als Vorlage dienten
dabei zumeist bewährte Bauarten preußischer Güterwagen.
Alle Typen mit Ausnahme der "Schienenwagen" gab es in
einer ungebremsten Variante und in einer gebremsten Ausführung
mit Bremserhaus, wobei der Rahmen entsprechend verlängert wurde.
Diese neuen "Güterwagen der Verbandsbauart" wurden
von 1910 bis in die 1920er Jahre in großen Stückzahlen
gefertigt. Im Zuge deutscher Reparationsleistungen nach dem 1.
Weltkrieg verbreiteten sich die Wagentypen im kontinentaleuropäischen
Raum. Darüber dienten die Musterblätter als konstruktive
Vorlagen für neue Güterwagen bei Bahnverwaltungen anderer Staaten.
Die Güterwagen der Verbandsbauart wurden im Bereich des DWV mit einheitlichen
Gattungsbezeichnungen geführt. Nach dem Zusammenschluß der
Länderbahnen in der "Deutschen Reichsbahn Gesellschaft" (DRG) 1920
wurden vergleichbare Güterwagengattungen in "Gattungsbezirken"
zusammengefaßt, die mit Städtenamen bezeichnet wurden. Bei
den Nachfolgern der DRG, der "Deutschen Bundesbahn" (DB)
und der "Deutschen Reichsbahn" (DR), wurden die Wagen ab
1951 unter neuen Gattungsbezeichnungen geführt. Güterwagen
der Verbandsbauart, die bei Bahnverwaltungen außerhalb
Deutschlands eingestellt waren, wurden in die jeweiligen nationalen
Bezeichnungssysteme eingereiht.
Ab 1919 gelangten einige hundert Güterwagen der Verbandsbauart nach Dänemark und
wurden auf Vermittlung des Geschäftsmannes Albert Svendsen von verschiedenen Privatbahnen
und Betrieben angekauft. 1939-41 erwarb die DSB eine größere Anzahl dieser Fahrzeuge
von den Privatbahnen und integrierte diese in den eigenen Wagenpark.
DWV Musterblätter: |
Musterblatt |
Bauart |
DWV |
DRG |
DB |
DR |
DSB |
A1 |
Offener Güterwagen Kohlenwagen |
Omk |
O Halle |
O 10 |
O 29 |
PE, PER |
A2 |
Gedeckter Güterwagen
|
Gm Nm |
G Kassel
|
G 10 |
G 04 G 05 |
IE |
A3 |
Vierachsiger Schienenwagen . |
SSml |
SS Köln |
SS 15 |
SS 65 |
- |
A4 |
Rungenwagen Großräumige offene Wagen |
Rm |
R Stuttgart |
R 10 |
R 61 |
- |
A5 |
Drehschemelwagen Holzwagen |
Hrmz |
H Regensburg |
H 10 |
H 68 |
- |
A6 |
Offener Güterwagen Kohlenwagen |
Omk[u] |
O Nürnberg |
O 11 |
O 31 |
PU, PUR |
A7 |
Klappdeckelwagen Kalkwagen |
Km |
K Elberfeld ab 1930 K Wuppertal |
K 15 |
K 21 |
- |
A8 |
Verschlagwagen Kleinviehwagen |
Vemgz[2] Venmz |
V Altona ab 1937 V Hamburg |
V 14 |
V 23 |
- |
A9 |
Gedeckter großräumiger Güterwagen Hohlglaswagen |
Gml |
Gl Dresden |
Gl 11 |
Gl 12 |
- |
A10 |
Offener Güterwagen Kokswagen |
Ommk[u] |
Om Breslau Om Essen |
Om 12 |
Om 37 Om 36 |
PT, PTR |
A11 |
Zweiachsiger Schienenwagen . |
Sml |
S Augsburg |
S 14 |
S 64 |
- |
Quellen:
Behrends, Helmut et al. (1989): Güterwagen-Archiv. Band 1:
Länderbahnen und Deutsche Reichsbahn-Gesellschaft. Berlin: Transpress Verlag.
Teil 1: Definition
Teil 2: Musterblätter