Ende des 19. Jahrhunderts war in Dänemark eine ganze Reihe Unternehmen aktiv,
die sich mit Maschinenbau und Metallverarbeitung beschäftigten.
In dieser Phase der Industrialisierung waren Übernahmen und
Fusionen an der Tagesordnung. So schlossen sich 1895 auch zwei
Unternehmen als neue Aktiengesellschaft zusammen und benannten sich
nach ihren jeweiligen Gründern als "A/S Smith, Mygind &
Hüttemeier" (SMH). Der Unternehmenssitz lag im Kopenhagener
Stadtteil Nørrebro, wo eine ehemalige Reithalle für die
Produktion umgewidmet und später durch eine neue Fabrikhalle ersetzt wurde. Hergestellt
wurden vorwiegend Brauereieinrichtungen und Brückenteile sowie stationäre
Kesselanlagen und Dampfmaschinen. Ein Handicap des Unternehmens
war das Fehlen eines Gleisanschlusses, so daß
große Objekte auf der Straße mit Schwerlastwagen
ausgeliefert werden mußten. Für den Transport der von SMH
hergestellten Lokomotiven wurde hierbei eine Dampfwalze als Zugkraft verwendet.
Grundsätzlich bestand um 1900 in Dänemark ein staatliches Interesse,
Lokomotiven durch nationale Unternehmen bauen zu lassen, um
Arbeitsplätze zu schützen und die eigene Industrie zu
fördern. Bei den Ausschreibungen handelte es sich um den Nachbau
bewährter Muster, da den dänischen Unternehmen keine
ausreichende Entwicklungskompetenz zugetraut wurde. Das "Wohlwollen"
gegenüber den eigenen Betrieben bedeutete faktisch eine
Bevorzugung gegenüber den internationalen Mitbewerbern. So
durfte SMH 1899 nach Abschluß der Ausschreibung ein Angebot
einreichen, als die DSB die Beschaffung von Rangierloks des Typs
Hs
plante. Das dänische Angebot entsprach dem des Konkurrenten
Breda aus Italien, es fielen aber keine Importzölle an und so
erhielt SMH den Zuschlag für die Loks Hs 412 und 413. Breda
verlor offensichtlich das Vertrauen in das Geschäftsgebahren der
DSB und verzichtete künftig auf eine Teilnahme an deren
Ausschreibungen. 1900 folgte ein weiterer gestützter Auftrag der
DSB an SMH über fünf Rangierloks der Reihe
F (II),
obwohl das Konkurrenzangebot aus Deutschland deutlich günstiger war.
Weitere Aufträge kamen aber nicht zustande, da die dänische
Industrie preislich einfach nicht konkurrenzfähig war. Dies galt
nicht nur für SMH, sondern auch für die anderen dänischen
Bewerber wie B&W, Vulcan etc. Erst um 1910 gab es einen neuen
Anlauf zur Unterstützung der dänischen Industrie, der zur nachhaltigen
Förderung des Hauses
Frichs führte. Neben
den genannten 7 Lokomotiven fertigte SMH mindestens eine Dampfschneeschleuder
für die russische Kiev-Odessa Bahn.
1956 wurden Teile der SMH
von der "Dano, ingeniørforretning & maskinfabrik" mit
Sitz in Buddinge übernommen. Der verbliebene Teil des
Unternehmens existierte weiter als "Nordisk Karosserifabrik"
mit Sitz in Svendborg. Bis zur Stillegung 1969 fertigte das
Unternehmen Aufbauten für insgesamt rund 400 Busse und
Spezialfahrzeuge. Das alte SMH-Werksgelände in Nørrebro
wurde vom landesweit größten Renault-Händler "Falke
Auto" bezogen. 1991 richtete der Filmproduzent Kenneth Madsen
seine Studios in der ehemaligen Werkhalle ein und 2001 wurde hier das
Lichtspielhaus "Empire Bio" eröffnet.
Von den insgesamt sieben SMH Lokomotiven wurde keine museal erhalten. Lediglich die
1973 ausgemusterte F 477 gelangte über verschiedene Eigentümer
in den 1990er Jahren an das Verwertungsunternehmen "Orla´s Produktforretning"
(seit 2016: "Jatob Nedbrydning ApS") in Bjerringbro, wo sie im März 2021 noch anzutreffen war.
Ein Besuch auf dem Werksgelände, Juni 2010
Auf dem ehemaligen Werksgelände der "A/S Smith, Mygind & Hüttemeier"
in der Guldbergsgade 29, Nørrebro Kopenhagen blieb offenbar nur die Montagehalle erhalten.
In dieser war das Kino "Empire Bio" mit vier Sälen zu Hause, es gab keinerlei
Hinweise auf die Historie des Gebäudes.
Quellen:
Birch, Jens & Ersgaard, Lars (2012): Busserne fra Svendborg, Smith, Mygind &
Hüttemeier - Nordisk Karosserifabrik. Ishøj: J-bog.
Christensen, Lars c/o Jernbanen.dk: www.jernbanen.dk
Dresler, Steffen (2001): Begyndelsen til den statsstøttede
lokomotivbygning i Danmark. Jernbanemuseets Venner årsskrift 2001: 44-47.
Empire Bio: www.empirebio.dk
JG: Empire, København, www.biografmuseet.dk
Svendborg Historie: www.svendborghistorie.dk
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