Die "Sjællandske
Jernbane-Selskab" (SJS) wandte sich 1873 an die "Maschinenfabrik
Esslingen" auf der Suche nach einer geeigneten Rangierlok.
Esslingen lieferte daraufhin ein entsprechendes Modell, das aus einer
für die württembergische "Ermsthalbahn"
bestimmten Serie stammte. Dabei handelte es sich um eine B-gekuppelte
Lok mit Naßdampfmaschine und Allan-Steuerung. Das
Speisewasser wurde in einem Wasserkasten im Plattenrahmen mitgeführt,
der Kohlebehälter war links vor dem Führerhaus auf dem
Umlaufblech angeordnet. Als charakteristisches Konstruktionsmerkmal
des Hauses Esslingen fiel die zweiflügelige Rauchkammertür
auf, die sonst in Dänemark unüblich war. Die Maschine
bewährte sich im Betrieb des kopenhagener Hauptbahnhofs und so
wurden bis 1893 insgesamt 15 Loks bei der Maschinenfabrik Esslingen
und der "Sächsische Maschinenfabrik zu Chemnitz (vormals
Richard Hartmann AG)" beschafft. Die Loks wurden bei der SJS
als Reihe H bezeichnet, die ersten Exemplare erhielten zusätzlich
Namen. Mit der Übernahme der Loks in das Nummernschema der DSB
1892 wurden die Loks als Reihe
Hs (I) mit den Betriebsnummern 362-377
geführt.
Für die neugegründete DSB forderte der Maskindirektør O. F. A.
Busse d. J. vereinheitlichte Muster für einen wirtschaftlichen
Betrieb. Als Standard-Rangierlok wurde die Reihe Hs gewählt, die
in einer überarbeiteten Form in den Jahren 1894-1902 in
insgesamt 45 Exemplaren beschafft wurde. Diese Loks wurden als Reihe
Hs (II) mit den Betriebsnummern 378-422 geführt und wurde von
folgenden internationalen Herstellern geiefert: "Neilson, Reid
& Co, Glasgow", "Sächsische Maschinenfabrik zu
Chemnitz (vormals Richard Hartmann AG)", "J. A. Maffei,
München", "Societa Italiana Ernesto Breda per
Construzioni Meccaniche, Milano" und "Henschel &
Sohn, Kassel". Je zwei Hs (II) wurden von den dänischen
Lokomotivherstellern "
A/S Smith, Mygind &
Hüttemeier, København und "
AS Vulcan,
C. F. Kiehn, Maribo" gefertigt. Die auffälligsten Änderungen an der Hs (II)
betrafen die runde Rauchkammertür mit einem zentralen Handrad
sowie den zur Kesselmitte hin zurüchverlegten Dampfdom.
Letzterer wurde ab den 1940er Jahren mit dem Sandkasten unter einer
langgezogenen Verkleidung zusammengefaßt.
Die Rangierloks der Reihe Hs erwiesen sich als zuverlässig und günstig im
Betrieb, da sie von nur einem Mann bedient werden konnten und relativ
wenig Kohle benötigten. Für schwere Rangieraufgaben mit
größeren Wagenverbänden reichte ihre Leistung aber
nicht aus, so daß die Loks weder an Ablaufbergen noch in
Fährhäfen anzutreffen waren. Ab den 1950er Jahren wurde die
Reihe Hs durch die Diesel-Kleinloks der Bauart Ardelt verdrängt.
Einzelne Loks wurden an Werkbahnen und Bauunternehmen veräußert,
darunter das Valby Gasværk (VG) des
Københavns Belysningsvæsen (KB).
Die
Kjøbenhavns Frihavns-Aktieselskab (KFA)
beschaffte ihrerseits 1894-97 insgesamt drei Hs (II) als KFA 1-3, gefolgt 1920 von einer
ähnlichen Maschine als KFA 4. Insgesamt blieben 2 Hs (I) und 3 Hs (II) museal erhalten.
Museal erhaltene Fahrzeuge:
Hs (I):
Danmarks Jernbanemuseum: Hs 363
Nordsjællands Veterantog (NSjV): Hs 368
Hs (I):
Middleton Railways Leeds: Hs 385
DJK: Hs 399
Danmarks Jernbanemuseum: Hs 415
Technische Daten: |
|
Hs (I) SJS H 62 ...96 / DSB Hs 362-376 |
Hs (II) DSB Hs 378-422 |
Anzahl |
15 |
45 |
Hersteller |
Hartmann, Esslingen |
Neilson, Hartmann, Maffei, Breda, SMH, Vulcan, Henschel |
Baujahre |
1888-93 |
1894-1902 |
Bauart, Steuerung |
B n2T, Trick-Allan |
B n2T, Trick-Allan |
Länge über Puffer |
7.480 mm |
7.540 mm |
Rostfläche |
0,82 m² |
0,79 m² |
Verdampfungsheizfläche |
50,6 m² |
46,7 m² |
Kesselüberdruck |
9 atm |
10 atm |
Zylinder-Ø |
330 mm |
330 mm |
Kolbenhub |
508 mm |
508 mm |
Treib- und Kuppelrad-Ø |
1.086 mm |
1.086 mm |
indizierte Leistung |
- PS |
- PS |
Zugkraft |
2.980 kg |
2.980 kg |
Höchstgeschwindigkeit |
25 km/h |
25 km/h |
Dienst- / Reibungsgewicht |
20,75 t / 20,75 t |
23,8 t / 23,8 t |
Vorrat Wasser / Kohle |
2,4 m³ / 0,5 t |
2,4 m³ / 0,5 t |
Abbildungen:
SJS/DSB Hs (I):
DSB Hs (II):
Valby Gasværk Hs (II):
Kjøbenhavns Frihavns-Aktieselskab (KFA) Hs (II):
Middleton Railways Leeds:
Zum Verbleib der einzelnen Loks s.
Fahrzeugliste
Quellen:
Andersen, Torben (1986): DSB litra HS rangerlokomotiv. Lokomotivet 12: 4-10.
Andersen, Torben (1994): DSB litra HS II. Lokomotivet 1 (Nr. 37): 24-27.
Bay, William (1977): Danmarks damplokomotiver. Herluf Andersens Forlag.
Dresler, Steffen (2009): DSB damprangerlokomotiver. Tog på tryk.
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