Ende der 1950er Jahre begann die DSB mit Überlegungen zu einem Nachfolgemuster
für ihre betagten "Lyntog"-Triebzüge der
Vorkriegszeit. Die dänische Industrie - namentlich Frichs und
Scandia - war auf absehbare mit zahlreichen Aufträgen
ausgelastet und eine entsprechende Neuentwicklung hätte Jahre in
Anspruch genommen. Daher richtete sich die Aufmerksamkeit auf die
aktuellen Konstruktionen in Europa, wo gerade verschiedene Muster für
das TEE-System in Dienst gestellt worden waren. Das dänische Interesse fokussierte
sich schon bald auf den
VT 11.5 der DB,
dessen Komfort und Zuverlässigkeit gelobt wurden. Vor dem Einsatz in
Dänemark mußte der Zug allerdings seine Eignung für
die Trajektierung beweisen. So entsandte die DB 1959 einen VT 11.5
Triebkopf mit drei Mittelwagen, deren Verladung auf drei älteren
Fährschiffen in Nyborg erprobt wurde. Die Fahrzeuge erwiesen
sich als geeignet, lediglich der Abstand der Waggons mußte
etwas vergrößert werden. Eine weitere Anforderung der DSB
bestand in der Teilbarkeit des Triebzuges in 2 vierteilige Einheiten.
Daraus folgten verschiedene technische Anpassungen wie die Verwendung
von Steuerwagen und die automatische Synchronisierung der von
Hilfsdieseln betriebenen Generatoren zur Energieversorgung des Zuges.
Schließlich bestellte die DSB 1961 insgesamt 2 achtteilige
Ganzzüge sowie einen vierteiligen Halbzug als Reserve bei MAN
als Hauptlieferanten sowie Wegmann und LHB als Zulieferern. Die Züge
wurden als Baureihe MA eingereiht, wobei sich diese Bezeichnung
strenggenommen nur auf die Triebköpfe bezog.
Die DSB-Reihe MA war weitgehend identisch mit der Baureihe DB VT 11.5. Es handelte sich um
dieselhydraulische Triebzüge mit Maschinenwagen (VT) an den
Enden und 6 Mittelwagen (VM) in Leichtbauweise. Die Mittelwagen an
den Positionen 4 und 5 waren als Steuerwagen ausgeführt, sodaß
jeder Triebzug in zwei 4-Wagen Einheiten getrennt werden konnte, die
einzeln eisetzbar waren. Die Fahrzeugrahmen waren größtenteils
aus Stahl geschweißt, die selbttragenden Wagenkästen waren
aus Aluminiumprofilen und -blechen genietet und geschweißt. Die
im Windkanal optimierten Fahrzeuge waren mit seitlichen Schürzen
und geschlossenen Bodenwannen versehen. Die Übergänge waren
aüßerlich mit Gummitüchern umrißgleich mit den
Wagenkästen abgedeckt. Die Kupplung der Waggons erfolgte mit
selbsttätigen Mittelpufferkupplungen der Bauart Scharfenberg,
bei deren Betätigung auch die Luft- und Steuerleitungen
verbunden bzw. getrennt wurden. Die Kupplung an der Front der
Maschinenwagen lag höher als die zwischen den Mittel- bzw. den
Steuerwagen und war daher mit diesen nicht kompatibel. Für beide Bauarten
wurden Adapter für Regelkupplungen mitgeführt, um im Notfall das
Abschleppen zu ermöglichen. Die Fahrzeuge
erschienen im roten Lyntog-Farbschema mit feinen cremefarbenen
Zierlinien an der Dachkante und unter den Fenstern, die Fronten der
Motor- und Steuerwagen führten ein großes DSB-Flügelradlogo.
Technische
Daten DSB MA (achtteilig, Lieferzustand): |
Zusammenstellung |
MA - AM - BR - BS + BS - BM - AM - MA |
Anzahl |
5 (+ Reserve) |
Achsfolge |
B' 2' + 2' 2' + 2' 2' + 2' 2' + 2' 2' + 2' 2' + 2' 2' + 2' B' |
Länge über Kupplung |
150.600 mm |
Höchstgeschwindigkeit |
160 km/h |
Dienstgewicht |
275,0 t |
Sitzplätze 1. / 2. Kl. |
72 / 165 + 18 im Speiser. |
Motorwagen MA
Beim
Triebkopf Typ MA war die Front abweichend vom DB VT 11.5 stumpfer und ohne die
charakteristische geschwungene Zierlinie ausgeführt. Das
Dreilicht-Spitzensignal wurde durch drei runde Leuchtengehäuse
gebildet. Zusätzlich gab es wie bei den Baureihen MS/MB und den
S-Bahnen aus den 1930er Jahren ein gesondertes Schlußsignal,
das aus einer mittigen gelben und zwei äußeren roten
Leuchten bestand. An der Front war unter der Kupplung ein Schneepflug
fest montiert. Die Antriebsanlage jedes Triebkopfes bestand aus einem
V-12 Maybach-Dieselmotor mit Abgasturbolader, der im Vorbau auf einem
Tragrahmen ruhte und mittels Gelenkwellen über das
Wandlergetriebe im Antriebsdrehgestell auf die Achsen des letzteren
wirkte. Neben den Traktionsmotoren verfügte jeder Triebkopf über
einen 8-Zylinder Hilfsdieselmotor mit Drehstromgenerator zum Betrieb
diverser Hilfsaggregate sowie der Energieversorgung des Zuges. Auf den Fährschiffen
und an Endbahnhöfen war eine externe Energieversorgung möglich.
Zwischen den beiden Maschinenräumen war die hochgesetzte
Führerkanzel schwimmend gelagert und so vom Körperschall
der Motoren entkoppelt. Die Triebzüge waren mit der
Mehrfachsteuerung versehen, so daß bis zu 6 Motoreinheiten von
einem Steuerstand aus gefahren werden konnten und auch ein Verbund
mit der Baureihe VT 11.5 möglich gewesen wäre. Die
Motorwagen waren neben den beiden Maschinenräumen und der
Fahrkanzel auch mit einem Gepäckraum eingerichtet, der die
gesamte Fahrzeugbreite einnahm und seitlich durch zweiflügelige
Türen zugänglich war. Weiterhin gab es zwei
Personalabteile, eine Kabine für den zukünftigen Einbau
eines Funktelefons, 1 WC sowie einen Einstiegsbereich.
Technische Daten Maschinenwagen DSB MA 460-470: |
Anzahl |
11 |
Hersteller |
MAN |
Baujahre |
1963,1965-66 |
Achsfolge |
B' 2' |
Länge über Kupplung |
19.200 mm |
Drehzapfenabstand |
12.600 mm |
Achsstand in Trieb- / Laufdrehgestell |
3.400 / 2.300 mm |
Treib- / Laufrad Ø |
950 / 900 mm |
Fahrmotor |
Maybach MD650, 12 Zylinder, druckgeladen |
Leistung Fahrmotor |
809 kW (1.100 PS) bei 1.500 U/min |
Hilfsdiesel |
MWM RHS 518 A |
Leistung Hilfsdiesel |
218 kW (296 PS) mit Druckladung |
Kraftübertragung |
dieselhydraulisch |
Dienstgewicht |
51,0 t |
Einrichtung |
2 Maschinenr., 1 Packr., 2 Dienstabt., 1 WC |
Einführung
Teil 1: Entwicklung, Motorwagen MA
Teil 2: Mittelwagen AM, BM, BR, BS
Teil 3: Einsatz
Teil 4: ex DSB MA bei der LKR in Polen
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