Gattungen Bcm, Bcm-o
Bei der Deutschen Bundesbahn (DB) basierten ab den 1950er Jahren alle
neuen Reisezugwagen auf dem UIC-Typ X mit einem
Leichtbau-Wagenkasten aus Stahl und Drehgestellen der Bauart
Minden-Deutz. Weitere Merkmale dieser Wagen waren die mit
Gummiwülsten gesicherten Übergänge sowie die in
Leichtmetallrahmen gefaßten Übersetzfenster mit
abgerundeten Ecken. Zu den verschiedenen Varianten gehörten u.a.
Liegewagen, die in 10 oder 11 Abteilen jeweils sechs Sitz- und
Liegeplätze boten. Ein Abteil pro Wagen konnte für
verschiedene Funktionen wie Gepäckraum, Dienstabteil, Kleinküche
oder Friseurabteil eingerichtet werden. Neben den WCs gab es
zusätztliche Waschräume und für den
grenzüberschreitenden Einsatz konnten ölgefeuerte Heizungen
installiert werden, um von den unterschiedlichen nationalen Standards zur
Spannungsversorgung unabhängig zu sein. Neben der DB beschafften
das "United States Army Transportation Corps" (USATC) und
Reiseunternehmen wie "Scharnow" und "TOUROPA"
entsprechende Liegewagen von verschiedenen Herstellern.
Später übernahm der Reiseveranstalter "Internationale
Apfelfahrten Organisation" (IAO) einige gebrauchte Liegewagen
und setzte diese mit seinen "Apfelpfeil"-Charterzügen
ein. Als das Unternehmen 1981 in Konkurs ging, standen dessen Wagen zum Verkauf.
1982 erwarb die DSB 12 Apfelpfeil-Liegewagen und reihte diese als Gattung
Bcm ein. Die Wagen erhielten bei den Zentralwerkstätten in Århus
eine Neueinrichtung mit 11 Abteilen à 6 Plätzen und
wurden in DSB-rot lackiert. 1987 beschaffte die DSB weitere 13
gebrauchte Liegewagen aus Deutschland, die ebenfalls als Gattung Bcm
eingereiht wurden. Vier der Wagen waren mit einer autarken
Ölheizung ausgerüstet und wurden als Gattung
Bcm-o geführt.
Die Fahrzeuge wurden bei Scandia aufgearbeitet und mit 10 Abteilen à
6 Plätzen sowie einem Dienstabteil eingerichtet. Dabei wurde ein
eigenes Design für die Wagen des neuen dänischen
Nachtzugnetzes eingeführt, das auch auf die älteren Bcm
angewendet wurde: Der Wagenkasten wurde dunkelblau lackiert mit einem
roten Feld nahe dem linken Wagenende. Die blauen Flächen wurden später
mit einer Mondsichel und Sternen dekoriert, bei einzelnen Wagen
wurden abweichende Motive in Form von bunten Schneeflocken, Feuerwerk
und Konfetti verwendet. Auf Grund ihrer uneinheitlichen Herkunft (DB, USATC) gab es kleinere
Unterschiede bei den Bcm/Bcm-o, z.B. bei den Fenstern. Im Vergleich
zu den UIC-Wagen der DSB waren die Bcm/Bcm-o an den längeren
Wagenkästen und den ungesickten Dächern erkennbar.
Die Bcm/Bcm-o wurden innerhalb Dänemarks eingesetzt, bis die
Eröffnung der Storbæltbrücke 1997 die Verbindungen
beschleunigte und die innerdänischen Nachtzüge überflüssig
machte. Einige Bcm wurden auch im internationalen Charterzug
Skiløberen eingesetzt, bis sie
hier ab 1993 durch die Gattung
Bc abgelöst
wurden. Alle verbliebenen Bcm/Bcm-o wurden 1997 ausgemustert und größten
Teils verschrottet, einige wurden bei Museumsbahnen erhalten. Eines
der Fahrzeuge fand weitere Verwendung als Begleitwagen beim
"Måleteknisk laboratorium" (Meßtechnischem Labor) der DSB.
Neben der DSB erwarb auch die "Odsherredsbanen"
(OHJ/HTJ) einige Waggons aus den Apfelpfeilbeständen.
Technische Daten Bcm, Bcm-o: |
|
Bcm |
Bcm, Bcm-o |
Anzahl |
12 |
13* |
Hersteller/Umbau |
-/DSB |
-/DSB |
Baujahr/Umbau |
1955/1982 |
1953-58/1987 |
Länge über Puffer |
26.400 mm |
26.400 mm |
Drehzapfenabstand |
19.000 mm |
19.000 mm |
Achsstand im Drehgestell |
2.500 mm |
2.500 mm |
zul. Höchstgeschw. |
140 km/h |
140 km/h |
Dienstgewicht |
39,0 t |
39,0 t |
Sitz-/Liegeplätze |
66/66 |
60/60 |
Einrichtung |
11 Abt., 4 WC |
10 Abt., 1 Dienstabt., 4 WC |
* = inkl. 4 Bcm-o.
Abbildungen:
Bcm:
Bcm-o:
ex Bcm-o bei DSB "Måleteknisk laboratorium":
Quellen:
Bruun-Petersen, Jens (1986): Personvognsmateriellets historie. Roskilde: bane bøger.
Bruun-Petersen, Jens & Poulsen, John (2006): 1981: "Apfelpfeil" - og andet brugtkøb i Tyskland.
Jernbanehistorisk årbog '06: 44-64. Smørum: bane bøger.
Lehmann, Heinrich & Pflug, Erhard (1956): Der Fahrzeugpark der Deutschen
Bundesbahn und neue von der Industrie entwickelte Schienenfahrzeuge.
Georg Siemens Verlagsbuchhandlung Berlin und Bielefeld.
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