Nach dem Ende des
Zweiten Weltkrieges profitierte B&W von dem weltweit großen
Bedarf an Schiffsneubauten und dem Aufkommen neuer Technologien. Ende
der 1950er Jahre entstanden auf der Werft Refshaleøen zwei
große Werkhallen für den Sektionsbau von Schiffen. Der
Standort Christianshavn wurde in den 1960er Jahren u.a. mit einer
neuen Prüfhalle und einem Verwaltungsgebäude ergänzt.
Bei den Motoren
ermöglichte die Kompression der Ladeluft bisher unerreichte
Leistungssteigerungen. Mit innovativen Neubauten verteidigte B&W
wiederholt seinen Ruf als führendes Maschinenbau- und
Werftunternehmen: 1953 stellte B&W mit dem Frachter M/S SONGKLAH
das erste Schiff mit Abgas-Turboladern vor, wodurch sich die Leistung
pro Zylinder um 35 % erhöhte bei einer Treibstoffersparnis von
10 %. 1971 wurden die auf der Nakskov Skibsværft gebauten
ØK-Containerschiffe M/S SELANDIA und M/S JUTLANDIA
vorgestellt, bei denen es sich um die weltweit schnellsten
Frachtschiffe mit einer Höchstgeschwindigkeit von 26 kn
handelte. Die Schiffe wurden von drei B&W-Dieselmotoren mit
insgesamt 72.000 PS angetrieben, die bei Bedarf auch während der
Fahrt gewartet werden konnten und damit höchste Einsatzfähigkeit
gewährleisteten.
In der Blütezeit
in den Jahren um 1960 erreichte B&W seine größte
Ausdehnung und beschäftigte über 8.000 Mitarbeiter. Die
Werft war ausgelastet und das Motorenwerk fertigte alles vom
Großdiesel bis hin zu kleinen Maschinen für
Fischereifahrzeuge. Die Motorenproduktion bediente nicht nur die
B&W-Werft, sondern lieferte auch an andere Abnehmer. Weitere
B&W-Motoren wurden durch verschiedene Lizenznehmer gefertigt.
Dessen ungeachtet befand sich das Unternehmen in einem fordernden
Wettbewerb mit internationalen Anbietern und mußte sich mit
seinen Kolbenmotoren gegenüber den Turbinenantrieben behaupten.
Eine weitere Herausforderung stellte sich durch den zunehmenden
Preisdruck von Lizenznehmern und Mitbewerbern aus Fernost. Die
Ölkrise Anfang der 1970er Jahre und der damit einhergehende
sinkende Bedarf an Frachtraum traf B&W empfindlich. 1971 wurde
der Konzern in die "Burmeister & Wains Skibsbyggeri"
und die "Burmeister & Wains Motor- og Maskinfabrik"
aufgeteilt. 1977 wurden beide Aktiengesellschaften wieder zusammen
geführt und 1979 die Motorensparte an MAN verkauft. 1980
erklärte sich die verbliebene B&W als zahlungsunfähig.
Das Unternehmen wurde neu aufgebaut und ging aber 1996 endgültig
konkurs. Insgesamt wurden auf der B&W-Werft rund 1.000 Schiffe
gebaut mit der M/S EVER MIGHTY als letztem Exemplar.
Nach der Übernahme
der B&W-Motorensparte formte sich die "MAN B&W Diesel
AG" als Tochter der MAN Augsburg. Am Standort Kopenhagen wurden
weiterhin Zweitaktdiesel entwickelt, die in Lizenz von Unternehmen in
Japan, Korea und China gefertigt wurden. Das Werk in Augsburg
konzentrierte sich dagegen auf die Viertaktmotoren. 2006 stellte sich
das Unternehmen als Europäische Gesellschaft "MAN Diesel
SE" (Societas Europaea) auf und fusionierte 2010 mit der
Turbinensparte zur "MAN Diesel & Turbo SE". Außer
Kopenhagen unterhielt das Unternehmen in Dänemark Standorte in
Holeby und Frederikshavn mit insgesamt rund 2.000 Mitarbeitern. Seit
Mitte 2018 firmiert das Unternehmen als "MAN Energy Solutions".
B&W heute
Alle drei B&W-Standorte wurden größten Teils geräumt und es
verblieben nur vereinzelte architektonische Zeugnisse. Von der Werft
auf der Refshaleøen blieben die beiden großen
Sektionsbauhallen erhalten, die als "B&W GRAND BALLROOM"
für Großveranstaltungen wie den "Eurovision Song
Contest 2014" genutzt wurden. Vom Motorenwerk in Christianshavn
blieben nur einzelne Gebäude stehen, darunter das 1962 eröffnete
Verwaltungsgebäude an der Knippelsbro. Die Gießerei auf
Teglholmen wurde vollständig abgetragen, stattdessen wurde hier
ein neues Testzentrum und ein Ersatzteillager aufgebaut sowie 1994
ein neues Entwicklungszentrum eröffnet.
Gesellschaftspolitische Bedeutung
Bereits 1871 erlebte
B&W einen harten Arbeitskampf mit Streiks und Massenentlassungen.
In der Folgezeit versuchte die Betriebsführung zunächst,
eine Organisation der Arbeiter zu unterbinden, setzte dann aber auf
eine friedliche Koexistenz als sich um 1900 gewerkschaftliche
Strukturen gebildet hatten. Um die prekäre Wohnsituation der
Arbeiter kümmerte sich ab 1865 die "Arbejdernes
Byggeforening" (Arbeiter Bauverein), die genossenschaftlich
agierte und Häuser baute, die langfristig in das Eigentum der
Bewohner übergingen. Im Raum Kopenhagen entstanden so eine Reihe
von Anlagen mit insgesamt 1.740 Häusern, darunter die Siedlungen
"Kartoffelrækkerne", "Nyboder" und
"Humleby". Während der deutschen Besetzung Dänemarks
1940-45 fand die Widerstandsbewegung unter der B&W-Belegschaft
entschlossene Unterstützer. So entstanden in den B&W-Werkstätten
für die Untergrundkämpfer Waffen und
Ausrüstungsgegenstände, darunter eine Maschinenpistole im
Eigenbau.
In der Nachkriegszeit vertraten die B&W-Arbeiterorganisationen
mehrheitlich radikal linke Positionen, so daß sich gestandene
Sozialdemokraten hier nur zögernd blicken ließen.
Allerdings bedeutete ein Block von über 8.000 Stimmen ein
politisches Schwergewicht und so wurde bei Arbeitskonflikten stets
gefragt, "Was sagen sie bei B&W?". Über
Vertrauensleute bestand eine Verbindung der B&W-Arbeiterschaft zu
Organen der Sowjetunion, die einige Schiffe bei B&W orderte.
B&W Museum
Anläßlich
des 100-jährigen B&W-Jubiläums 1943 wurde beschlossen,
die Geschichte des Hauses in einem eigenen Werksmuseum zu
dokumentieren, das am Standort Christianshavn angesiedelt wurde. Es
gelang den ältesten erhaltenen Motor von 1904 ausfindig zu
machen und für das Museum zurück zu kaufen. Die Stilllegung
des B&W-Notstromaggregates im Kopenhagener Kraftwerk "H. C.
Ørstedsværket" 2003 bot die Gelegenheit, das Museum
nahe dem aktuellen Firmensitz auf Teglholmen neu aufzubauen. Das
"DieselHouse" zeigt seit 2006 den monströsen Motor als
Herzstück der umfangreichen Sammlung und führt einzelne
Maschinen gelegentlich im Betrieb vor.
DieselHouse
Elværksvej 50 / Energiporten 8
DK-2450 København SV
www:
www.dieselhouse.dk
Übersicht
Teil 1: Gründung und Dieselmotor
Teil 2: Glanzzeit und Niedergang
Teil 3: Lokomotivbau