Um die Jahrhundertwende zeichnete sich bei der DSB der Bedarf für eine
neue Güterzuglok ab zur Ablösung der veralteten
"Longboiler"-Loks der Reihen E und G. So sollten
insbesondere der Transport von leicht verderblichen
Landwirtschaftsprodukten beschleunigt und die steigenden Gütermengen
für den Export bewältigt werden. Unter der Leitung des
DSB-"Maskinchefs" Otto F. A. Busse d. J. wurde daher ein
neues Muster entworfen, das als Baureihe D eingereiht werden sollte.
Es handelte sich um eine 2-Zylinder Lok mit Heusinger-Steuerung und
der Achsfolge 1' C ("Mogul") mit einer führenden
Bisselachse. Der Dampfdom war mittig auf dem Kessel angeordnet, die
Sandkästen lagen unter dem Umlaufblech und streuten vor der
ersten Kuppelachse. Ein charakteristisches Merkmal war das auf zwei
Ebenen verlaufende Umlaufblech, das zwischen dem Zylinderblock und
der mittleren Kuppelachse hochgesetzt war. Die Vorräte wurden in
einem dreiachsigen Tender mitgeführt, ähnlich denen der
Baureihen K und C. Der DSB-Entwurf wurde bei "Henschel &
Sohn, Kassel" auskonstruiert und 1902 in einer Probeserie von 5
Lokomotiven geliefert. Die Produktion der Serienmaschinen verteilte
sich auf mehrere Baulose von verschiedenen Herstellern, wobei
erhebliche technische Unterschiede bestanden. Entsprechend der
konservativen Einstellung O.F.A. Busses, wurden die Maschinen
zunächst als Naßdampfloks bestellt und erst spätere
Lieferserien als Heißdampfloks ausgeführt. Anfänglich
erschienen die Loks zweifarbig mit Führerhaus, Fahrwerk und
Tender in schwarz, dagegen waren Kessel, Rauchkammer und Zylinder in
matt-dunkelgrau gehalten. Erst in den 1920er Jahren waren
hitzebeständige Farben verfügbar, die eine vollständig
schwarze Lackierung gestatteten. Loks und Tender waren mit
Kassettenlinien in Karminrot versehen, die Anschriften wurden gelb
ausgeführt. Die DSB erhielt bis 1922 insgesamt 100 Lokomotiven
der Baureihe D, die sich auf 3 Varianten verteilten:
D I:
Die Lieferserie D I wurde 1902-07 in 41 Exemplaren von "Henschel & Sohn",
"Sächsische Maschinenfabrik zu Chemnitz (vormals Richard Hartmann AG)" und
"Nydqvist & Holm AB" als
D 801-841 geliefert. Alle Maschinen waren als
Naßdampfloks ausgeführt und wiesen untereinander keine
baulichen Unterschiede auf. 1913-17 wurden bei den meisten Loks
Rauchrohrüberhitzer nachgerüstet, ab 1925 wurden sie auf
den Standard D IV (I) umgebaut, s.u.
D II:
Die Lieferserie D II wurde 1909-22 in 46 Exemplaren von den Herstellern
"Berliner Maschinenbau AG (vormals L. Schwartzkopff)",
"Les Ateliers Métallurgiques S.A., Nivelles, Ateliers de Tubize",
"The Baldwin Lokomotive Works" und "A/S Frichs" als
D 842-851 und
D 865-900 geliefert. Die Loks
entsprachen weitgehend der Variante D I, waren aber von Anfang an mit
Rauchrohrüberhitzern als Heißdampfloks ausgeführt.
Zwischen den Lieferserien bestanden kleinere technische Unterschiede,
ab D 870 wurde der Zylinderdurchmesser zur Verbesserung der
Anfahrleistung um 30 mm auf 460 mm vergrößert. Ab 1927
wurden 16 D II auf den Standard D IV (II) und 17 D II auf den
Standard "D II ombygged" umgebaut, 13 D II blieben unverändert.
Hintergrund der Lieferung von D 870-885 durch "The Baldwin Lokomotive Works,
Philadelphia" war der Verkauf der westindischen Jungferninseln
durch Dänemark an die USA 1917. Damit sollte dem möglichen
Bau einer deutschen Basis für U-Boote vor der amerikanischen
Küste vorgebeugt werden. Die seinerzeit sagenhafte Kaufsumme von
$ 25 Mio stand Dänemark zur Verrechnung von Importen zur
Verfügung und wurde u.a. für den Erwerb der genannten Lokomotiven genutzt.
Die Maschinen erreichten per Schiff Kopenhagen, wo ihre Endmontage erfolgte.
D III:
Die Lieferserie D III wurde 1909 in 13 Exemplaren von der "Berliner Maschinenbau AG
(vormals L. Schwartzkopff)" als
D 852-864
geliefert. Es handelte sich um eine leicht vergrößerte Ausführung
der D I mit verbesserter Wirtschaftlichkeit. 1914-17 wurden die
Loks mit Rauchrohrüberhitzern nachgerüstet, ein Umbau erfolgte nicht.
Die D III wurden im Lauf der 1950er Jahre ausrangiert, DSB D 857 wurde an die "Odsherredsbanen" als
OHJ D 857 verkauft und blieb schließlich im Museum "Gedser Remise" erhalten.
Technische Daten DSB D I, D II, D III (Lieferzustand): |
|
D I: D 801-841 |
D II: D 842-851, 865-900* |
D III: D 852-864 |
Anzahl |
41 |
46 |
13 |
Hersteller |
Henschel, Hartmann, NoHAB |
BMAG, Tubize, Baldwin, Frichs |
BMAG |
Baujahre |
1902-07 |
1909-22 |
1909 |
Bauart, Steuerung |
1' C n2, Heusinger |
1' C h2, Heusinger |
1' C n2, Heusinger |
Länge über Puffer |
15.010 mm |
14.924 mm |
15.210 mm |
Rostfläche |
1,79 m² |
1,79 m² |
2,05 m² |
Verdampfungsheizfläche |
106,8 m² |
106,1 m² |
111,3 m² |
Überhitzerfläche |
- |
22,4 m² |
- |
Kesselüberdruck |
12 atm |
12 atm |
12 atm |
Zylinder-Ø |
430 mm |
430 mm |
430 mm |
Kolbenhub |
610 mm |
610 mm |
610 mm |
Treib- und Kuppelrad-Ø |
1.384 mm |
1.404 mm |
1.404 mm |
Laufrad-Ø |
914 mm |
934 mm |
934 mm |
indizierte Leistung |
640 PS |
640 PS |
640 PS |
Zugkraft |
6.100 t |
6.100 t |
6.266 t |
Höchstgeschwindigkeit |
60 km/h |
60 km/h |
60 km/h |
Dienst- / Reibungsgewicht der Lok |
44,0 / 36,4 t |
44,0 / 36,4 t |
46,6 / 38,8 t |
max. Achslast |
12,2 t |
12,2 t |
13,0 t |
Tender: Achsfolge / Dienstgewicht |
3 / 27,6 t |
3 / 27,6 t |
3 / 27,6 t |
Vorrat: Wasser / Kohle |
11,0 m³ / 3,5 t |
11,0 m³ / 3,5 t |
11,0 m³ / 3,5 t |
* = Daten für D 842-851, Übrige abweichend.
Einführung
Teil 1: Lieferserien D I, D II, D III
Teil 2: Umbauprogramm D IV
Fahrzeugliste D I
Fahrzeugliste D II
Fahrzeugliste D III
Zur Fahrzeug-Übersicht