1924 eröffnete auf Lolland die "Maribo-Torrig Jernbane" (MTJ) und nahm mit
den zwei baugleichen Triebwagen
MTJ M 2-3 den Betrieb auf. Die
Fahrzeuge wurden von der "
Nakskov Skibsværft A/S"
gefertigt, die sich bei der Konstruktion selbst bis in äußerliche
Details an Mustern der schwedischen DEVA orientierte. Die Wagen
liefen auf zweiachsigen Drehgestellen und waren mit
dieselelektrischer Kraftübertragung versehen. Die
Maschinenanlage bestand aus einem Dieselmotor der "A/S Holeby
Dieselmotor Fabrik", der Generator stammte von der "Thomas
B. Thrige A/S ", die Steuerung Typ "Ward-Leonard" und
die Fahrmotoren wurden durch die "Allgemeine Elektricitäts-Gesellschaft"
(AEG) in Berlin geliefert. Die Motor-Generator-Einheit war im Fahrzeugrahmen über
dem einen Drehgestell gelagert, die Fahrmotoren waren im gegenüberliegenden
Drehgestell untergebracht, wodurch eine günstigere
Gewichtsverteilung erreicht wurde. Die Kühlanlage war auf dem
Dach angeordnet und bestand aus zwei liegenden Kfz-Kühlern,
deren Lüfter über Treibriemen durch einen Elektromotor
angetrieben wurden. Unter dem Wagenboden befanden sich Kästen
mit Batterien, die eine Spannung von 100 V zum Starten des Motors und
für die Beleuchtung lieferten. Der Wagenkasten war mit
klarlackierten Teakholzleisten verkleidet und an beiden Fahrzeugenden
mit Führerständen eingerichtet, die an den Stirnwänden
und an beiden Seiten mit Türen versehen waren. Der Maschinenraum
lag hinter dem vorderen Führerstand und war zur besseren
Belüftung mit einem Oberlichtaufbau versehen. Hieran schloß
sich ein Traglastenraum an, der beiderseitig über
doppelflügelige Türen beladen werden konnte. Der
Fahrgastbereich war in zwei Abteilen als 3. Kl. mit Holzbänken
mit 3+2 Sitzteilung und Mittelgang eingerichtet. Zwischen den beiden
Abteilen lag der Einstiegsraum mit nach innen eingerückten Türen.
Vor der Indienststellung wurden MTJ M 2-3 eingehend erprobt. Dabei
wurde mit einer Anhängelast von 73 t eine Dauergeschwindigkeit
von 47 km/h erreicht und 12 Waggons entsprechend 220 t bei niedriger
Geschwindigkeit stetig bewegt. Im regulären Einsatz bewährten
sich die Fahrzeuge als zuverlässig und zeigten keine
wesentlichen Kinderkrankheiten. Da der Verkehr der MTJ sich mit einem
Triebwagen erledigen ließ, konnte der andere zur Miete
angeboten werden, was die "Skagensbanen" (SB) 1924-25 zu
einer viermonatigen Erprobung von MTJ M 3 nutzte. Die
Überführungsfahrt wurde dabei als ausgiebige
Demonstrationstour gestaltet: Auf Fünen besuchte der Triebwagen
die Privatbahnen SFJ und OMB, in Jütland wurde bei der HOJ, HHJ,
AHTJ, RHJ und der FFJ Station gemacht. 1930 führte ein
Brandschaden zur Ausmusterung von MTJ M 2, 1942 bedeutete die
Stillegung der MTJ auch das aus für M 3. Nach der Ausmusterung
und Verschrottung der beiden Triebwagen fanden verschiedene Teile der
Fahrzeuge weitere Verwendung. Dieser Umstand war der Mangelsituation
während und nach der deutschen Besatzungszeit geschuldet, als Baumaterial
und Beschaffungsmittel der Privatbahnen äußerst knapp waren, s.u.
Technische Daten MTJ M 2-3: |
Anzahl |
2 |
Hersteller |
Nakskov |
Baujahr |
1924 |
Bauart |
2' Bo' |
Länge über Puffer |
16.000 mm |
Motor |
Holeby, 6 Zylinder |
Leistung |
66 kW (90 PS) bei 500 U/min |
Kraftübertragung |
dieselelektrisch |
Höchstgeschwindigkeit |
45 km/h |
Dienstgewicht |
38,0 t |
Sitzplätze |
40 |
Einrichtung |
2 Abt., 1 Traglastenraum |
Packraum: Zuladung / Fläche |
- t / 6 m² |
Abbildungen:
Recycling:
Der Wagenkasten von MTJ M 3 wurde in Maribo ab 1946 als Fahrradschuppen beim Betriebswerk
der LJ aufgestellt und war in dieser Funktion noch in den 1960er Jahren vorhanden.
Scandia fertigte 1952 für die "Skagensbanen" die Diesellok
SB M 6, für die
aus Kostengründe verschiedene Teile aus zweiter Hand verbaut wurden. Von den
beiden MTJ-Triebwagen wurden dabei die Antriebsdrehgestelle verwendet
und mit neuen Fahrmotoren versehen.
1948 lieferte Scandia an die "Hjørring
Privatbaner" einen geschweißten Personenwagen, der als
HP CL 30
geführt wurde. Für das Fahrwerk wurden die
Laufdrehgestelle der beiden Triebwagen MTJ M 2 und M 3 wiederverwendet.
1942 baute Scandia einen kombinierten Pack- und Heizwagen für die LJ unter
Verwendung des Rahmens von MTJ M 2. Der Wagen lief unter der Bezeichnung LJ Ec 93
(später LJ Ev 61 und LJ Ev 91) und wurde 1984 verschrottet.
Zum Verbleib der einzelnen Fahrzeuge s. Fahrzeugliste.
Quellen:
Andersen, Torben (1998): MTJ motorvogne M 2 og M 3. Lokomotivet 51: 10-11.
Christensen, Peter & Poulsen, John (2005): Motor Materiel 6: Motormateriellet fra danske
fabrikker før 1932. Smørum: bane bøger.
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