Steckbrief SB M 6


Die Skagensbanen (SB) benötigte in den ersten Nachkriegsjahren wegen guter Ergebnisse neue Zugkraft, war aus dem selben Grund aber von staatlicher Förderung durch das Privatbahngesetz von 1948 ausgeschlossen. Die eigenen Mittel reichten nicht aus, um sich an der Beschaffung der aktuellen Privatbahn-Dieselloks von A/S Frichs zu beteiligen und so mußten andere Wege gefunden werden. Die Lösung bestand darin, 1952 bei Scandia aus verfügbarem Material ein "Pseudo-Marcipanbrød" mit der Betriebsnummer M 6 zusammenbauen zu lassen, wobei folgende Komponenten verwendet wurden:

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Von den beiden Nakskov-Triebwagen der Maribo-Torrig Jernbane MTJ M 2-3 (Baujahr 1924) wurden die zweiachsigen Motordrehgestelle übernommen und mit neuen Fahrmotoren ausgestattet.
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Beim Motor handelte es sich um die Marineausführung eines älteren Paxman-Diesels, Baujahr 1943. Die Maschine stammte aus einem ehemaligen Landungsboot der Alliierten und war zwischenzeitlich mit einem Titan-Generator im Ry Nørskov Elværk verwendet worden. Für die neue Lok wurde der Motor-Generatorsatz mit gedrosselter Leistung komplett übernommen.
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Die Kühlanlage bestand aus Rippenelementen auf dem Fahrzeugdach, wie sie auch bei älteren Konstruktionen aus dem Hause A/S Frichs üblich waren.

Bei Scandia erhielt das Projekt eine eigene Fabriknummer, man verzichtete aber auf das Anbringen eines Werkschildes. Das Design des neukonstruierten Fahrzeugkastens orientierte sich eng an den Marcipanbrøder und entsprach weitgehend einem Frichs-Entwurf von 1948. An beiden Enden waren großrämige Führerstände eingerichtet, die nur über den mittigen Maschinenraum zugänglich waren. Ungewöhnlich war der koksgefeuerte Heizkessel der Lok, mit dem das Fahrzeug aufgewärmt und das Kühlwasser frostfrei gehalten wurde. Ursprünglich waren an den Stirnseiten zwei Scheinwerfer in der für dänische Bahnen üblichen asymmetrischen Anordnung montiert. Zu einem späteren Zeitpunkt wurden Dreilicht-Spitzensignale nachgerüstet, wobei für die unteren Leuchten die charakteristischen SB-Doppelgehäuse verwendet wurden. Während der gesamten Betriebszeit trug die Lok ein rotes Farbschema mit einer weißen Zierlinie.

SB M 6 zeigte gute Laufeigenschaften, wies aber einige mechanische und elektrische Schwächen auf. Der Einsatz erfolgte vorwiegend im Güterzugdienst, ab 1969 wurde die Lok nur noch als Reserve vorgehalten. Obwohl 1973 eine größere Renovierung erfolgte, mußte die Lok im selben Jahr abgestellt werden, da Kühlwasser in das Motoröl sickerte. 1989 lieh der DJK das Fahrzeug für die Veteranbahn Limfjordsbanen (LFB), die das Unikat 1993 endgültig übernahm und vor Museumszügen einsetzt. Die Lok wird meistens dann genutzt, wenn trockenes Sommerwetter Dampflokfahrten wegen Brandgefahr durch Funkenflug verbietet.

Museal erhaltenes Fahrzeug: LFB: SB M 6


Technische Daten SB M 6
Anzahl 1
Hersteller Scandia
Baujahr 1952
Achsfolge (Bo)' (Bo)'
Länge über Puffer 11.000 mm
Drehzapfenabstand 5.600 mm
Achsstand im Drehgestell 2.100 mm
Motor Paxman Ricardo 12 RPH, 12 Zylinder
Leistung 353 kW (480 PS) bei 1000 U/min
Kraftübertragung dieselelektrisch
Höchstgeschwindigkeit 75 km/h
Dienstgewicht 44,5 t



Abbildungen:

DK3715 DK3716

DK2515 DK2516

DK2514 DK3718 DK2616


Fahrzeugliste SB M 6
Hersteller Fabriknr. / Baujahr Betriebsnr.
Scandia 20860 / 1952 SB M 6 1952 von SB in Dienst gestellt
1989 an LfB dauerhaft verliehen
1993 an LfB verkauft



Quellen:
Andersen, Torben (1998): Motortrækkraft hos Skagensbanen 1927-1998. Lokomotivet 53: 34-40.
Christensen, Peter & Poulsen, John (2009): Motor Materiel 7: Motormateriellet fra Frichs og Scandia 1932-1978. Smørum: bane bøger.
LFB: www.limfjordsbanen.dk


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