Steckbrief GDS A 11-12


Bei der Planung der "Gribskovbanen" (GDS) zwischen Hillerød und Græsted ging man von vergleichsweise niedrigen Fahrgastzahlen aus. Dementsprechend günstig erfolgte die Anlage der Trasse mit extraleichten Schienen, die ohne Schwellen verlegt wurden. Für den Personenverkehr wurden 1879 zwei Dampftriebwagen nach einem Patent von William Robert Rowan beschafft, dem vormaligen Besitzer der "Randers Jernbanevogn-Fabrik" (ab 1876 "Scandia"). Bei Rowan-Wagen handelte es sich im Prinzip um Reisezugwagen, die durch den Einbau eines Maschinendrehgestells zum Triebwagen wurden. Scandia trat als Hauptlieferant auf und fertigte den Fahrzeugteil. Die B-gekuppelten Maschinendrehgestelle wurden dagegen von anderen Herstellern zugeliefert und bildeten ein Aggregat mit dem Kessel und der Dampfmaschine. Durch diese kompakte Bauform ließ sich die gesamte Antriebseinheit durch die geöffnete Stirnwand aus dem Fahrzeug herausziehen.

Die Maschinendrehgestelle für die Rowan-Dampftriebwagen der GDS stammten von der britischen "Kitson & Co." und waren mit einem aufrechtstehenden Dampfkessel versehen. Die Radsätze waren in einem innenliegenden Rahmen gelagert und wurden von einer außenliegenden Dampfmaschine mit Stephenson-Steuerung angetrieben. Der Wagenkasten war eine Holzkonstruktion, die mit Eisenblech beplankt war und am Ende gegenüber der Antriebsanlage auf einem zweiachsigen Laufdrehgestell ruhte. Auf den Maschinenraum folgte ein Pack- und Postteil, das seitlich über Doppeltüren erreichbar war. Hieran schloß sich ein 2. Kl.-Abteil mit gepolsterten Sitzgelegenheiten an, das von beiden Seiten durch eingerückte Türen betreten werden konnte. Den Abschluß bildete ein größeres 3. Kl.-Abteil mit Mittelgang und 2+3 Sitzteilung, das über eine offene Einstiegsbühne am Fahrzeugende zugänglich war. Von der Einstiegsbühne führten beidseitig schmale Treppen auf das flachgewölbte Dach, auf dem im Sommer längstehende Bänke, Geländer und ein Sonnendach motiert werden konnten

Die beiden Dampftriebwagen der Gribskovbanen wurden als GDS A 11-12 eingereiht und nahmen 1879 den Betrieb auf. Bald zeigte sich jedoch, daß sowohl die Fahrzeuge als auch die Gleise zu leicht bzw. zu billig ausgelegt waren. GDS A 11 wurde ab 1890 nur noch als Personenwagen ohne Maschinendrehgestell genutzt, GDS A 12 desgleichen ab 1894. Schließlich erhielten die Wagen 1908 neue Wagenkästen von dem Hersteller "N. Larsens Vognfabrikker" aus Frederiksberg und liefen als GDS B 11-12 bis 1964. Die beiden freigewordenen Maschinendrehgestelle wurden 1895 bei der "Helsingør Skibsværft" als Lokomotiven umgebaut und als GDS I-II eingereiht.


Technische Daten GDS A 11-12:
Anzahl 2
Hersteller Scandia
Baujahr 1879
Bauart, Steuerung (B) 2' n2, Stephenson
Länge über Puffer 13.424 mm
Achsstand im Maschinenteil / Laufdrehgestell 1.810 / 1.590 mm
Drehzapfenabstand 8.242 mm
Rostfläche 0,5 m²
Verdampfungsheizfläche 15,0 m²
Kesselüberdruck 10 atm
Zylinder-Ø 230 mm
Kolbenhub 300 mm
Treib- / Kuppelrad-Ø 760 mm
indizierte Leistung - PS bei - U/min
Höchstgeschwindigkeit 22,5 km/h
Dienst- / Reibungsgewicht ca. 20,0 t / - t
Vorrat Wasser / Kohle 0,5 m³ / 0,2 t
Sitzplätze 2. / 3. Kl.: 8 / 30 + 40 auf dem Dach
Einrichtung: 1 Pack- u. Postabt., 1 2.Kl. Abt. 1 3.Kl. Abt.


Abbildungen:

DK9779


Zum Verbleib der einzelnen Fahrzeuge s. Fahrzeugliste


Quellen:
Bay, William (1977): Danmarks damplokomotiver. Herluf Andersens Forlag.


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