Steckbrief WR 360 C 14


Mit dem Aufbau der Infrastruktur für die Deutsche Wehrmacht ab 1935 entstand ein Bedarf an Motor-Lokomotiven für den Verschiebedienst in militärischen Anlagen von Heer und Luftwaffe. Zu den Anforderungen zählten Kriterien wie hohe Verfügbarkeit, einfache Bedienung sowie rauchfreier Betrieb. Das "Heereswaffenamt" (HWA) in Berlin projektierte entsprechende Muster, die dann von Firmenkonsortien zur Serienreife auskonstruiert wurden. So entstanden u.a. die dieselhydraulischen "Wehrmachtslokomotiven für Regelspur“ (WR) der Typen WR 200 B 14, und WR 360 C 14 (die Typbezeichnung wurde aus der Motorleistung in PS, der Achsfolge und der Achslast in t kombiniert).

Die Bauart WR 360 C 14 wurde von einem Konsortium aus den Firmen O&K und BMAG entwickelt. Anfäglich wurde das Muster zweiachsig geplant, wegen der zu hohen Achslast dann aber mit einem dreiachsigen Fahrwerk ausgeführt. Die Aufbauten bestanden aus einem endständigen Führerhaus und einem schmalen Motorvorbau. Die Kraftübertragung erfolgte über ein Voith-Strömungsgetriebe Typ L 37 auf eine Blindwelle, die mittels Treibstangen auf die Kuppelachsen wirkte. In den Jahren 1938-44 entstanden bei verschiedenen Herstellern insgesamt 261 WR 360 C 14, wobei BMAG mit 130 Einheiten am stärksten vertreten war. Weitere Loks wurden nach 1945 in der Bundesrepublik Deutschland bis Anfang der 1950er Jahre gebaut. Nach dem Zusammenbruch des Dritten Reiches gelangten die meisten verbliebenen Maschinen als Baureihe V 36 zur DRG bzw. deren Rechtsnachfolgern. Die DB führte rund 70 Exemplare sowie 35 Loks aus Nachkriegsproduktion, von denen einige mit einem verlängerten Achsstand ausgeführt wurden (V 36.4). Die Maschinen wurden 1968 als Baureihe 236 umgezeichnet und bis 1982 ausgemustert. Der Bestand der DR zählte 42 Loks der Reihe V 36, die bei Einführung der EDV-Nummern als Baureihe 103 umgezeichnet wurde. Weitere WR 360 C 14 verblieben bei Werkbahnen und im europäischen Ausland. Die WR 360 C14 gilt als Meilenstein in der Entwicklung der Dieselloks mit hydraulischer Kraftübertragung. Auf ihrem Muster bauten zahlreiche nachfolgende Konstruktionen auf wie die DB V 60 oder auch die Henschel-Dieselloks, von denen die dänische MH abgeleitet wurde. Zwei Exemplare vom Typ WR 360 C 14 wurden nach 1945 in Dänemark als DSB 1 und TKVJ M 2 / LJ M 14 eingereiht.


V 36 bei der DB:
Die V 36 war die erste zahlenmäßig relevante Strecken-Diesellok der DB, sie wurde erfolgreich im Personen-Nahverkehr und im Wendezugdienst eingesetzt. Da noch keine moderneren Muster verfügbar waren, wurden weitere 35 Loks aus Nachkriegsproduktion beschafft. Als nachteilig erwies sich die beschränkte Streckensicht entlang des Motorvorbaus, so daß ein Begleitmann auf dem Führerstand erforderlich war. Daher gab es verschiedene Umbaumaßnahmen zur Einmannbedienung: Bei der Bauart "Steinbeck" wurde das gesamte Führerhaus nach oben erweitert, was aus Kostengründen aber nur bei V 36 238 realisiert wurde. Dagegen setzte sich die Bauart "Nürnberg" mit einer aufgesetzten Dachkanzel durch. Später kam die Bauart "Opladen" hinzu, bei der lediglich der Führertisch für beidseitige Bedienung eingerichtet wurde. Nach dem Aufkommen der Baureihen V 60 und V 100 wurde die V 36 in den Verschiebedienst abgedrängt und war noch bis Anfang der 1980er Jahre vor Bauzügen anzutreffen.

Technische Daten WR 360 C 14
Anzahl >300
Hersteller KHD, Henschel, DWK (Holmag / MaK), Jung, Krupp, O&K, BMAG
Baujahre 1938-44, 1947-5x
Achsfolge C
Länge über Puffer 9.200 mm
Achsstand 3.950 mm
Treibrad-Ø 1.100 mm
Motorvarianten KHD A6M 436, 6 Zylinder
MWM 355 S, 6 Zylinder
DWK 6 M 30, 6 Zylinder
Leistung 265 kW (360 PS) bei 600 U/min (KHD)
Kraftübertragung dieselhydraulisch
Höchstgeschwindigkeit 55 km/h
Dienstgewicht 39,0 - 43,0 t


Abbildungen:

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Museal erhaltene WR 360 C 14:

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Quellen:
Budde, Ulrich: Die Bundesbahnzeit. www.bundesbahnzeit.de
Eisenbahn Museumsfahrzeuge: www.eisenbahn-museumsfahrzeuge.com
Glatte, W. (1981): Diesellokomotiven deutscher Eisenbahnen. Düsseldorf: Alba Buchverlag.
Lauscher, Stefan (2006): Die Diesellokomotiven der Wehrmacht. Die Geschichte der Baureihen V 20, V 36 und V 188. Freiburg: EK-Verlag.
Paulsen, Patrick et al.: Rangierdiesel, www.rangierdiesel.de


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