Mit dem Aufbau der Infrastruktur für die Deutsche Wehrmacht ab 1935
entstand ein Bedarf an Motor-Lokomotiven für den Verschiebedienst in
militärischen Anlagen von Heer und Luftwaffe. Zu den Anforderungen zählten Kriterien wie
hohe Verfügbarkeit, einfache Bedienung sowie rauchfreier Betrieb. Das
"Heereswaffenamt" (HWA) in Berlin projektierte entsprechende Muster, die
dann von Firmenkonsortien zur Serienreife auskonstruiert wurden. So entstanden
u.a. die dieselhydraulischen "Wehrmachtslokomotiven für
Regelspur“ (WR) der Typen
WR 200 B 14 und
WR 360 C 14
(die Typbezeichnung wurde aus der Motorleistung, der Achsfolge und der Achslast kombiniert).
Die Bauart
WR 200 B 14 wurde von einem Konsortium entwickelt,
das die Firmen KHD, Gmeinder, Jung, Krupp, O&K und BMAG bildeten.
Dabei handelte es sich um eine zweiachsige Lokomotive mit einem
endständigen Führerhaus und einem halbhohen, schmalen
Motorvorbau. Die Kraftübertragung erfolgte über ein
Voith-Strömungsgetriebe Typ L 33 y auf eine Blindwelle, die
mittels Treibstangen auf die Kuppelachsen wirkte. In den Jahren
1938-44 entstanden insgesamt 125 WR 200 B 14, wobei KHD mit 52
Einheiten am stärksten vertreten war. Nach dem Zusammenbruch des
Dritten Reiches gelangten die meisten verbliebenen Maschinen als
Baureihe V 20 zur DRG bzw. deren Rechtsnachfolgern. Die DB führte
23 Exemplare, die 1968 als Baureihe 270 umgezeichnet und bis 1979
ausgemustert wurden. Der Bestand der DR zählte 4 Loks der Reihe
V 20. Weitere WR 200 B 14 fanden sich bei Privat- und Industriebahnen
sowie beim "Royal Corps of Transport" (RCT) der "British
Army of the Rhine" (BAOR). Die Bauart WR 200 B 14 diente als Grundlage
für spätere Muster vergleichbarer Größenordnung, darunter die
"
Ardelt-Traktoren"
der DSB. Insgesamt 11 WR 200 B 14 blieben museal erhalten.
Für Dänemark wurden zwei Einsätze der Bauart WR 200 B14 belegt:
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Während der
Besetzung Dänemarks unterhielt die deutsche Luftwaffe in
Hjøllund ein Munitionsdepot mit eigenem Gleisanschluß.
Nach dem Abzug der Wehrmacht fand sich hier nachweislich eines
Berichts in "Horsens Folkeblad" vom 02. 06. 1946 eine Lok,
bei der es sich vermutlich um eine WR 200 B 14 handelte. Da der
Standort durch die Royal Air Force (RAF) abgewickelt wurde, erschien
die Lok auf keiner dänischen Inventarliste. Die Identität
der Lokomotive und ihr Verbleib sind bislang unklar, ihre Überführung
auf das Gebiet der Bundesrepublik Deutschland ist aber anzunehmen.
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1951 wurde das seit
Kriegsende stillgelegte nördliche Ende der "Marschbahn"
zwischen den Grenzbahnhöfen Tønder und Süderlügum
wieder eröffnet. Wegen ihres schlechten Zustandes wurde die
Strecke lediglich für eine Geschwindigkeit von 45 km/h
zugelassen. Die Traktion übernahm eine der DB V 20 032-037, als Waggons
wurden ein zweiachsiger DB-Packwagen sowie ein DSB CP eingesetzt. Ab 1954 wurde ein
DB VT 95 (Uerdinger Prototyp) eingesetzt und später durch einen DSB MO +
CQM ersetzt. Bereits ab 1961 wurde der Streckenabschnitt mit Bussen bedient.
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Technische Daten WR 200 B 14 |
Anzahl |
125 |
Hersteller |
KHD, Gmeinder, Jung, Krupp, O&K, BMAG |
Baujahre |
1938-43 |
Achsfolge |
B |
Länge über Puffer |
8.000 mm |
Achsstand |
3.200 mm |
Treibrad-Ø |
1.100 mm |
Motorvarianten |
Deutz A6M 324, 6 Zylinder
MWM RHS 326 S, 6 Zylinder |
Leistung |
145 kW (200 PS) bei 800 U/min
145 kW (200 PS) bei 900 U/min |
Kraftübertragung |
dieselhydraulisch |
Höchstgeschwindigkeit |
55 km/h |
Dienstgewicht |
26,0 - 27,0 t |
Abbildungen:
WR 200 B 14 in Dänemark:
Museal erhaltene WR 200 B 14:
Zum Verbleib der einzelnen Loks s.
Fahrzeugliste
Quellen:
Bruun-Petersen, Jens (1995): 1920: Marskbanen - Én bane - to lande. Jernbanehistorisk årbog '95: 44-52.
Bruun-Petersen, Jens & Poulsen, John (2002): Internationale tog via Jylland. Smørum: bane bøger.
Glatte, W. (1981): Diesellokomotiven deutscher Eisenbahnen. Düsseldorf: Alba Buchverlag.
Lauscher, Stefan (2006): Die Diesellokomotiven der Wehrmacht. Die Geschichte der Baureihen V 20, V 36 und V 188. Freiburg: EK-Verlag.
Paulsen, Patrick et al.: Rangierdiesel, www.rangierdiesel.de
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