Gattungen CL/CLL/Bhl, CLE, CLS, Bhs
1943-62 beschaffte die DSB
eine neue Familie von Nahverkehrswagen als Gattung
CL, die auf
deutschen Vorlagen basierten. Offiziell handelte es sich um
modernisierte Altfahrzeuge, tatsächlich waren es eher Neubauten.
Die Wagenkästen in geschweißter Ganzstahlausführung
wurden als Rohbauten von Scandia geliefert, die Endmotage und die
Einrichtung erfolgte in den DSB-Zentralwerkstätten in
Kopenhagen. Lediglich die hölzernen Drehgestelle mit einem
Achsstand von 2,5 m stammten von Altfahrzeugen. Die Wagen verfügten
an den Enden über große Einstiegsräume mit
eingerückten Doppeltüren und Übergänge mit
Faltenbalgdichtung. Bei den CL wurden die Dächer erstmals
längsgesickt ausgeführt, ein für spätere
DSB-Reisezugwagen so typisches Merkmal. Der Fahrgastbereich war in
zwei Großräumen mit Mittelgang und der Sitzteilung 2+3
eingerichtet, jeder Wagen war mit einem Dienstabteil und einem WC
ausgestattet. Insgesamt 37 CL wurden als Beiwagen für
MO-Triebwagen mit den Steuerleitungen Typ A+B+C geliefert und ab 1964
als Gattung
CLL geführt. 1968 wurden fünf CLL modernisiert
und als Bhl umgezeichnet.
Eine Variante der CL war die Gattung
CLE, bei der an einem Wagenende der Einstiegsraum entfiel
und ein Packraum auf rund 1/4 der Wagenlänge eingerichtet war.
Der Packraum hatte seitliche Schiebetüren und nutzte die volle
Wagenbreite bis zum Fahrzeugende, an der Stirnseite befanden sich Fenster.
Für den Einsatz mit Triebwagen der Reihe MO wurden 1960-62 Steuerwagen als
Gattung
CLS (ab 1967/68
Cls) auf Basis der CL beschafft. Einer der
Einstiegsräume wurde quergeteilt und die vordere Hälfte als Steuerstand eingerichtet.
Die Breite des Steuerstandes wurde somit durch die eingerückten
Seiten des Einstiegsraumes begrenzt, das Steuerpult war mittig
angeordnet. Die Front des Steuerstandes war äußerlich an
den drei Fenstern und den asymmetrisch angeordneten Lichtsignalen
kenntlich. Im Gegensatz zu den anderen CL-Varianten, erhielten die
CLS eiserne Drehgestelle, die ebenfalls von Altfahrzeugen stammten
und eine höhere Geschwindigkeit zuließen. Als einziges Exemplar
blieb Cls 718 auf dem Gelände des nie realisierten Museumprojektes
"Tønder-Remise" erhalten und war 2023 noch vorhanden.
1968-69 wurden zehn weitere CL als Gattung
Bhs zu Steuerwagen für den Einsatz mit
MO-Triebwagen umgebaut, wobei sie einer grundlegenden Modernisierung
unterzogen wurden. Die Wagen erhielten Drehgestelle der Bauart
Minden-Deutz und die Inneneinrichtung wurde komplett erneuert. Die
Einstiegsräume wurden bündig mit dem Wagenkasten ausgeführt
und mit Drehfalttüren versehen. Der Steuerstand war rechts
angeordnet und frontal an den zwei großen Fenstern sowie dem
Dreilicht-Spitzensignal erkennbar. Eine besondere Aufgabe übernahm
1989-90 ex Bhs 823 als Bahndienstwagen im Versuchseinsatz für das
"
Advanced Train Control System (ATCS)",
wobei der Wagen mit einem "Elektronik-Design" versehen war (s.u.).
Der erste Einsatzbereich der CL-Familie beschränkte sich auf den Großraum
Kopenhagen, ab den 1960er Jahren war sie dann auch in Jütland
und auf Fünen unterwegs. Die Fahrzeuge wurden durch die
Einführung der Bn-Nahverkehrswagen auf Nebenstrecken verdrängt,
wo sie Anfang der 1980er Jahre zusammen mit den MO-Triebwagen durch
die MR/MRD-Kombinationen abgelöst wurden. Während der
gesamten DSB-Betriebszeit erschienen die Wagen der CL-Familie im
weinroten Farbschema. Lediglich zwei als Ausstellungswagen weiterverwendete Fahrzeuge
erhielten eine neue Lackierung im DSB "design"-Rot.
Insgesamt 23 Wagen der CL-Familie wurden von verschiedenen Privatbahnen übernommen,
einige Exemplare wurden bei Museumsbahnen erhalten. Des Weiteren gelangten
vier Waggons (CLS 1710, CLL 1477-78 und CLE 1674) an die britische
Museumsbahn "Nene Valley Railway" in einer untypisch grünen
Farbgebung mit gelben Zierlinien. Darüber hinaus beschafften einige
Privatbahnen
Stahlwagen,
die konstruktiv auf der CL-Familie der DSB basierten.
Technische Daten CL, CLE, CLS, Bhs: |
|
CL |
CLE |
CLS |
Bhs |
Anzahl |
168 |
30 |
18 |
10* |
Hersteller |
Scandia/DSB |
Scandia/DSB |
Scandia/DSB |
Scandia/DSB |
Baujahr |
1943-62 |
1943-63 |
1960-62 |
1968-69 |
Länge über Puffer |
21.720 mm |
20.220 mm |
21.720 mm |
21.720 mm |
Drehzapfenabstand |
14.000 mm |
14.000 mm |
14.000 mm |
14.000 mm |
Achsstand im Drehgestell |
2.500 mm |
2.500 mm |
2.500 mm |
2.500 mm |
zul. Höchstgeschw. |
110 km/h |
110 km/h |
120 km/h |
100 km/h |
Dienstgewicht |
28,7 t |
37,0 t |
37,0 t |
37,0 t |
Sitzplätze* |
87 |
61 |
87 |
73 |
Einrichtung |
2 Großr., 1 Dienstabt., 1 WC |
2 Großr., 1 Dienstabt., 1 WC, Packraum |
2 Großr., 1 Dienstabt., 1 WC |
2 Großr., 1 Dienstabt., 1 WC |
Zuladung im Packraum |
- |
4,2 t |
- |
- |
* = Die Bhs enstanden durch Umbau vorhandener Wagen der Gattung CL.
Abbildungen:
Verdunkelungsmaßnahmen:
CL, CLL:
CLE:
CLS:
Bhs:
DSB Bhs 823 / OHJ Bhs 291:
DSB Bhs 823 wurde als einer von vier
Bhs von der OHJ übernommen, die diese als Personenwagen ohne
Steuerfunktion eingesetzte. Der Wagen erhielt die Betriebsnummer OHJ
Bhs 291 und wurde 1985 offiziell als Grafittiträger für
eine Schule in Odsherred freigegeben. Nach einigen Stationen in
privater Hand setzte die DSB den Wagen 1989-90 als Bahndienstwagen 80
86 981 0 471 für Versuchsfahrten mit dem "Advanced Train
Control System" (ATCS) ein. Um 2000 wurde
das Fahrzeug an Danmarks Jernbanemuseum übergeben und 2019 verschrottet.
Ausstellungswagen:
CL-Material jenseits der DSB:
Drehgestelle:
Quellen:
Andersen, Torben (1992): DSB styrevogne litra CLS. Lokomotivet 28: 38-44.
Bruun-Petersen, Jens (1986): Personvognsmateriellets historie. Roskilde: bane bøger.
Dressler, Steffen (1991): DSB litra CLE. Lokomotivet 23: 34-44.
Nygaard Jensen, Hans (1983): DSB litra Bhs - styrevogne til MO-vogne. Lokomotivet 2: 16-23.
Zur Fahrzeug-Übersicht