Der französische
Politiker und Winzer Victor Vermorel (1848-1927) gründete 1893
bei Lyon seine "Usines de Constructiones Méchaniques de
Villefranche-sur-Saône" (UCMV). Der Schwerpunk der
Produktion lag auf Maschinen für landwirtschaftliche Zwecke, es
wurden aber auch erfolgreich Kraftwagen gebaut. Das Unternehmen wurde
irgendwann als "Établissements V. Vermorel"
umfirmiert und 1965 aufgelöst. Ab 1923 entwickelte man
motorgetriebene Rangiermittel unter der Bezeichnung
"Locomoteur-Vermot". Die Fertigung der Fahrzeuge wurde aber
1925 an die Werft "Ateliers et Chantiers de la Manche" in
Dieppe abgegeben, die eigene Werknummern mit dem Vorsatz "LV"
vergab. Daher finden sich in der Literatur als Angabe für den
Hersteller der Rangiermittel immer wieder die Begriffe "Vermot",
"Villefranche" oder "Dieppe".
Der Locomoteur-Vermot folgte dem gleichen Kozept wie der bereits 1913
patentierte
Breuer-Lokomotor und bot eine
kostengünstige Alternative zum Rangierbetrieb mit Dampfloks oder Muskelkraft. Die
wesentlichen Merkmale der Fahrzeuge waren ihre extrem kurze Bauform
und das Fehlen regulärer Zug- und Stoßvorrichtungen.
Stattdessen war eine Kupplungsvorrichtung mit Hubmechanik an einem
Ausleger angeordnet, der um eine senkrechte Säule in der
Fahrzeugmitte in die gewünschte Richtung geschwenkt werden
konnte. So ließ sich der Locomoteur-Vermot ein Stück unter
den zu schleppenden Wagen fahren und dieser sich mit der Hubmechanik
anheben. Damit erhöhte sich der Achsdruck des Rangiermittels und
sorgte für die nötigen Reibwerte zum Verschieben schwerer
Wagen. Zusätzlich gab es ein Spil, das alternativ den Verschub
von Waggons per Seilzug ermöglichte. Auf Grund seines extrem
kurzen Achsstandes paßte der Locomoteur-Vermot auch mit auf die
weit verbreiteten, kurzen Wagendrehscheiben. Als Antrieb diente ein
Vergasermotoren von "Rochet-Schneider", der quer zur
Fahrtrichtung zwischen den Achsen angeordnet war und über ein 3-Gang
Schaltgetriebe mit mechanischer Kupplung mittels Ketten auf
beide Achsen wirkte. Nach den ersten Fahrzeugen vom Typ I, wurde der
Locomoteur-Vermot ab 1925 in zwei unterschiedlich motorisierten
Modellen als Typ II und Typ III angeboten, ab 1926 war auch die
größere und stärkere Ausführung Typ IV
verfügbar. Die Produktion der Fahrzeuge wurde 1931/32 nach
geschätzt über 80 gelieferten Einheiten eingestellt.
Die DSB bestellte 1924 bei dem dänischen UCMV-Repräsentanten "A/S Sophus
Berendsen" einen Locomoteur-Vermot Typ II als
DSB 1 und unterzog diesen
einem umfangreichen Vergleich mit einem Breuer-Lokomotor Typ I/II.
Das Urteil fiel zu Gunsten des Locomoteur-Vermot aus und es folgte
1925 eine Bestellung von sieben Typ II-Fahrzeugen als
DSB 2-8, von denen eines
direkt an die "Syd Fyenske Jernbane" (SFJ) als
SFJ T abgegeben wurde.
1927 bestellte die DSB weitere sieben Fahrzeuge des verstärkten Typs
IV als
DSB 11-17. Die Rangiermittel erschienen in schwarzer Farbgebung und wurden
mit ihrer Betriebsnummer gekennzeichnet. Sie wurden landesweit an
Stationen mit niedrigem Rangieraufkommen sowie in den großen
Werkstätten der DSB stationiert. Im Betrieb erwiesen sich die
Fahrzeuge allerdings nicht als sonderlich standfest. Ursächlich
hierfür war die oft unsachgemäße Wartung, aber auch
die Nachlässigkeit des Personals bei der Verwendung der
Hubmechanik beim Kuppeln, wodurch die Fahrzeuge überlastet
wurden. Die Ausmusterung der Vermot-Rangiermittel erfolgte 1931-41,
einzelne Fahrzeuge wurden in den Betriebswerkstätten aus
wiederverwendeten Teilen bis 1955 in Betrieb gehalten. Langfristig
setzten sich dagegen die weiter entwickelten Muster der
Breuer-Lokomotoren Typ III und Typ IV als Kleinloks bei der DSB
durch.
Neben der DSB beschaffte auch "
Københavns Belysningsvæsen
(KB)" 1926 einen Locomoteur-Vermot Typ III für das "Østre
Gasværk" als
ØG 3. Das Fahrzeug erhielt 1942 einen
Ford A-Austauschmotor und wurde 1969 nach Stilllegung des Gaswerks von "Nordsjællands
Jernbaneklub" (NSJV) übernommen. Das Fahrzeug wurde 1980 stillgelegt und schließlich
2009 bei Danmarks Jernbanemuseum gegen die Lok DSB K 582 eingetauscht.
Ein weiterer Locomoteur-Vermot Typ III mit der Werknummer LV 62 wurde im Herbst 1927
bei verschiedenen Interessenten in Dänemark vorgeführt, darunter bei den
Hafenbahnen in Mariager und Skagen. Die Leistung des Fahrzeugs wurde
aber als nicht ausreichend beurteilt, stattdessen bestellte die
"Skagensbanen" 1928 einen weiteren Locomoteur-Vermot Typ IV
als
SB T. In den 1930er Jahren wurde SB T umgebaut, wobei die
zentrale Säule mit der Kupplungsvorrichtung entfernt und
stattdessen Pufferbohlen mit Kupplungshaken und Regelpuffern montiert
wurden. 1952 wurde das Rangiermittel an die "Nestlé
Nordisk A/S" in Hjørring verkauft, wo es 1968 ausgemustert wurde.
Museal erhaltenes Fahrzeug:
Danmarks Jernbanemuseum: ØG 3
Technische Daten Locomoteur-Vermot: |
|
DSB 1-8 / SFJ 1 |
ØG 3 |
DSB 11-17, SB T |
Vermot Modell |
Typ I/II |
Typ III |
Typ IV |
Anzahl |
8 |
1 |
8 |
Hersteller |
Vermot |
Vermot |
Vermot |
Baujahre |
1924-25 |
1926 |
1927-28 |
Achsfolge |
B |
B |
B |
Länge |
2.240 mm |
2.240 mm |
2.570 mm |
Achsstand |
1.540 mm |
1.540 mm |
1.740 mm |
Motor |
Rochet-Schneider, 4 Zylinder |
Rochet-Schneider, 4 Zylinder |
Rochet-Schneider, 6 Zylinder |
Leistung |
26 kW (35 PS) bei - U/min |
18 kW (25 PS) bei - U/min |
44 kW (60 PS) bei - U/min |
Kraftübertragung |
benzinmechanisch |
benzinmechanisch |
benzinmechanisch |
Höchstgeschwindigkeit |
16 km/h |
16 km/h |
18 km/h |
Dienstgewicht |
3,5 t |
4,5 t |
4,6 t |
Abbildungen:
Locomoteur-Vermot Typ I/II:
Locomoteur-Vermot Typ III:
Locomoteur-Vermot Typ IV (nach Umbau):
Zum Verbleib der einzelnen Lokomotoren s.
Fahrzeugliste
Quellen:
N. N. (1923): Locomoteur à essence, système Vermot. Le Génie Civil, Tome LXXXII No 19, 446-448.
N. N. (1924): A novel type of shunting locomotive. The Locomotive, April 15, 1924: 125-128.
Poulsen, John (2019): Motor Materiel 9 - Ragertraktorer. Smørum: bane bøger.
Z., G. (1924): Verschiebemotor System Vermot. Schweizerische Bauzeitung, Bd. 84 Nr. 26: 312-313.
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