Gasgewinnung
Die Erkenntnis, daß sich aus Kohle durch Erhitzen ein brennbares
Gas austreiben läßt, wurde bereits Anfang des 17. Jhdts.
gewonnen. Aber erst 1812 wurde mit der "London and Westminster
Gas Light and Coke Company" das erste kommerzielle Gaswerk
eröffnet und die nächtliche Straßenbeleuchtung
eingeführt. Zahlreiche weitere Anlagen folgten weltweit und
ließen Gas in den Städten zur bevorzugten Energieform für Haushalt
und Gewerbe werden. In Dänemark nahm 1853 in Odense das erste
privatwirtschaftlich finanzierte Gaswerk den Betrieb auf und 1857 erhielt Kopenhagen das
erste Gaswerk. Insgesamt wurden in Dänemark 128 Gaswerke gebaut, von denen das letzte
2007 mit der Umstellung auf Erdgas geschlossen wurde.
Das für die städtische Versorgung verwendete Gas wurde als
"Stadt-" oder "Leuchtgas" bezeichnet und setzte
sich überwiegend aus Wasserstoff, Methan und Kohlenmonoxid
zusammen. Letzteres war auch die Ursache für tödliche Unfälle und
gelegentlichen suizidalen Mißbrauch von Stadtgas, da es die Sauerstoffbindung
an Hämoglobin blockiert. In geringen Mengen enthielt Stadtgas
Diphosphan, das durch seinen charakteristischen Geruch beim Auffinden
von Gaslecks hilfreich war. Als Rohstoff zur Gewinnung von Stadtgas
diente Steinkohle, die unter Ausschluß von Sauerstoff entgast
wurde. Hierbei wurde ein Gasgemisch gewonnen, aus dem giftige
Schwefel- und Cyanverbindungen abgeschieden werden mußten,
bevor die Weiterleitung zum Verbraucher erfolgte. Als Filtersubstanz
wurde in Dänemark Raseneisenerz verwendet, das aus Lagerstätten
in Jütland gewonnen wurde. Als Rückstände der
Kohlevergasung verblieben der als Heizmittel geschätzte Koks und
verschiedene flüssige Fraktionen wie Ammoniak und Teer.
Die Kohleversorgung der Gaswerke erfolgte in Dänemark mangels
eigener Vorkommen durch Importe auf dem Seeweg. Einige Gaswerke
verfügten über eigene Ladekais, andere wurden über
Straße und Schiene beliefert, vereinzelt gab es Werkbahnen. Die
Verwertung der Abfallprodukte übernahmen andere Betriebe wie die
"Danske Gasværkers Tjærekompagni A/S" (seit
1986 "TARCO", 2005 durch "Munck Gruppen a/s"
übernommen), die Teer aus kommunalen Gaswerken zu Straßenbelägen
verarbeitete.
Anfang des 20. Jhdts. setzte sich die Kohlehydrierung zur Gasgewinnung
durch, wobei Kohle unter Zusatz von Wasser fast vollständig in
Synthesegas überführt wurde, das sich zu Stadtgas
konvertieren ließ. Als weiterer Energieträger zur
Erzeugung von Gas diente ab Mitte des 20. Jhdts. Erdöl bzw.
petrochemische Produkte wie Rohbenzin oder Raffineriegase, die durch
Pyrolyse zerlegt wurden. Die resultierenden Pyrolysegase wurden so
konvertiert, daß das entstehende "Reformgas"
vergleichbare Eigenschaften mit Stadtgas aufwies. Ab den 1960er
Jahren wurde Stadtgas durch Erdgas ersetzt und Dänemark nahm
1984 die erste Gaspipeline in Betrieb, die Erdgas aus den
Fördergebieten in der Nordsee heranführte. Erdgas ließ
sich umweltfreundlicher verbrennen und hatte den Vorzug nicht toxisch
zu wirken, da es frei von Kohlenmonoxid war. Wegen seines höheren
Brennwertes wurde Erdgas im Verhältnis 1:1 mit Luft gemischt und
löste 2007 als "Bygas 2" den Vorgänger Stadtgas
in Dänemark ab.
Stromerzeugung
Das Wissen um die Eigenschaften elektrischer Phänomene erhielt 1820
durch den Dänischen Physiker Hans Christian Ørsted
(1777-1851) einen entscheidenden Impuls mit der Entdeckung der
Wechselwirkung von Magnetismus und Elektrizität. Diese
Entdeckung bildete die Grundlage für die Entwicklung
verschiedener Generatortypen zur Wandlung von mechanischer in
elektrische Energie. Ab den 1880er Jahren erreichten diese
Technologien einen Stand, der eine kommerzielle Nutzung ermöglichte
und mit Stadtgas als Licht- und Energiequelle konkurrieren konnte.
Dänemarks erstes Elektrizitätswerk wurde 1891 in Køge
von dem Uhrmacher Jens Hansen eröffnet, der seine Anlage im
Keller installiert hatte und einige Mitbürger mit Elektrizität
versorgte. Weitere Werke mit höherer Leistung folgten bald in
Odense, Aalborg und Kopenhagen.
Die ersten Elektrizitätswerke lieferten Gleichstrom, der sich auf
Grund der vergleichsweise hohen Leitungsverluste aber nur über
geringe Entfernungen verteilen ließ. Ab 1907 wurde für
Industriekunden auch Hochspannung angeboten. 1910 arbeiteten 143
Elektrizitätswerke in Dänemark, an die in den Städten
20-25 % der Haushalte angeschlossen waren und bereits 10 Jahre später
war diese Zahl auf über 80 % gestiegen. 1914 finanzierte die
"Nordsjællands Elektricitets- og Sporvejs A/S"
(NESA) eine 25 kV Fernleitung durch den Øresund, über die
Dänemark Strom aus den schwedischen Wasserkraftwerken
importieren konnte. Ende der 1960er Jahre war die Umstellung aller
Kraftwerke auf Wechselstrom abgeschlossen und die
dänische Stromversorgung an den europäischen Standard
angepaßt (heute: 230 V, 50 Hz). Seit 1925 liefern Kopenhagens
Stromerzeuger auch Fernwärme in das Stadtgebiet und die
anliegenden Kommunen.
Københavns Belysningsvæsen (KB)
Städtische Energieversorgung in Dänemark
KB Gaswerke
KB Elektrizitätswerke