Vorgeschichte "Berlin-Night-Express"
Ab 1955 bestand mit dem "Saßnitz-Express" eine
Nachtzugverbindung zwischen Schweden und Deutschland mit Schlaf- und
Liegewagen. Die Route führte von Malmö über die
"Königslinie" Trelleborg-Sassnitz nach Berlin und
bis 1973 weiter nach München. Nach der Deutschen
Wiedervereinigung sanken die Fahrgastzahlen deutlich und so stellte
die DB den zuletzt als "Niels Holgerson" getauften Zug
zum 23. September 2000 ein. Stattdessen führte die "Georg
Verkehrsorganisation GmbH" (GVG) das Angebot in Kooperation mit
den Schwedischen Staatsbahnen (SJ) fort. Der schwedische Abschnitt
der Route am "Malmö C" wurde von der SJ bedient, die
das Rollmaterial in Form von Liegewagen stellte und die Traktion mit
Loks der Bauart Rc leistete. Die Überfahrt zwischen Trelleborg
und dem "Fährhafen Sassnitz" im Ortsteil Mukran
bedienten die Reedereien "Scandlines" und "Stena
Line" gemeinsam mit den Eisenbahnfähren "FS
Sassnitz" und "FS Trelleborg", ab 2012 war Stena
Line hier der einzige Betreiber. Der deutsche Abschnitt wurde von der
GVG mit eigenen E-Loks der Baureihe 109 gefahren und endete
"Berlin-Ostbahnhof" bzw. ab 2006 "Berlin-Hauptbahnhof".
Die Nachtzugverbindung wurde saisonal vor allem in den Sommermonaten
angeboten und im Winter eingestellt, Anfang 2004 war der Betrieb
vorübergehend unterbrochen.
Zum Fahrplanwechsel 2011/2012 zog sich die SJ aus dem Angebot der
Nachtzugverbindung Malmö-Berlin zurück, stattdessen
übernahm die schwedische "Veolia Transport" (seit
2013 "Transdev") das Produkt. Veolia/Transdev stellte
auch das Wagenmaterial, das an dem charakteristischen Farbschema in
weiß mit roten Endstücken erkennbar war. Der Zug lief ohne
Zwischenhalte nach Süden als "Berlin-Night-Express"
(Zugnummer EN 301) und als "Scandinavia-Night-Express"
(Zugnummer EN 300) retour. Die Verbindung war nur in Schweden buchbar
und wurde seit 2013 wie alle anderen Transdev-Angebote unter dem
Markennamen "Snälltåget" (Schnellzug)
vermarktet. Das Wagenmaterial bestand aus vormaligen DSB-Liegewagen
der Bauart
Bc-t bzw. ab 2018 aus schwedischen
Liegewagen der Bauart BC2K, die Traktion erfolgte mit Mietloks. Die Zugförderung auf
dem deutschen Streckenabschnitt übernahm die GVG mit ihren
eigenen Loks bzw. mit Leihloks. Nach dem unerwarteten Ableben des
Firmeneigners Rolf Georg 2019 übernahm Snälltåget
die gesamte Verbindung, die 2020 mit der Aufgabe des Bahntransportes
durch Stena Line schließlich eingestellt wurde. Stattdessen
kündigte Snälltåget eine alternative Verbindung über Dänemark an.
Snälltåget: Nachtzug Stockholm - Berlin
Die schwedische Transdev-Tochter "Snälltåget" bot ab 2021
einen neuen Nachtzug auf der Route Stockholm-Malmö-Kopenhagen-Hamburg-Berlin,
der somit 3 europäische Hauptstädte verband. Der Zug nutzte die
Brücken über den Øresund und den Storebælt ohne
Trajektierung, die einfache Fahrtzeit betrug 16 Stunden und 30
Minuten. Gegenüber dem Vorgänger "Berlin Night
Express" verkehrte der Zug wesentlich häufiger und bot
Zwischenhalte. Das Wagenmaterial stellte Snälltåget in
Form von renovierten ex DB-Liegewagen, auf dem schwedischen
Routenabschnitt wurde ein Speisewagen beigestellt. Die Traktion bis
zum dänisch-deutschen Grenzbahnhof Padborg übernahm "Hector
Rail AB" mit einer Lok der Baureihe 241 (
TRAXX 140 AC2).
Auf dem deutschen Abschnitt übernahm die "Wedler
Franz Logistik" (WFL) die Zugförderung mit E-Loks der Baureihe 114
(ex DR 212 / DB 112.0). Die Eröffnungsfahrt startete am 27. Juni 2021 in Stockholm.
Quellen:
Hector Rail AB: www.hectorrail.com
Mauerer, Josef (2012): Ein prominenter Zug. BahnExtra 02/12.
Schlak, Martin (2015): Kurz vor Prenzlau geht die Sonne unter. DER SPIEGEL online: 31.05.2015.
Snälltåget: www.snalltaget.se
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