Anfang der 1840er Jahre wurde das Unternehmen "Croissant & Lauenstein" in
Hamburg gegründet. Schon bald erfolgte die Umbennung in
"Lauenstein & Comp." und später die Wandlung in
die Aktiengesellschaft "Lauenstein'sche Wagen-Fabrik-Gesellschaft". Der Firmensitz
lag im heutigen Stadtteil Hammerbrook mit einem Zweigwerk im nahen
Rothenburgsort. Das Unternehmen fertigte Kutschen sowie Waggons für
Straßen- und Eisenbahnen. Zu den ersten größeren
Kunden zählten die "Hamburg-Bergedorfer Eisenbahn",
die "Pferde-Eisenbahn-Gesellschaft" in Hamburg, die
"Berliner Pferdeeisenbahn" und die "Berlin-Charlottenburger
Straßenbahn". Exporte gingen ins europäische Ausland bis nach
Rußland. Mit rund 1.400 Mitarbeitern und einer Jahresproduktion
von 200-300 Personen- sowie 1.000-1.200 Güterwagen war
Lauenstein seinerzeit einer der größten Waggonbauer in Deutschland.
Die Arbeiterschaft der Lauenstein'schen Wagen-Fabrik war im Arbeitskampf erprobt und
selbst der sozialistische Vordenker Ferdinand Lasalle pries ihren Mut
in seinen Reden. 1869 kam es zu einer dramatischen Entwicklung bei
Lauenstein, als in Folge einbrechender Geschäfte die Akkordsätze
um 25 % gesenkt wurden. Es folgte ein neunwöchiger Streik, dem
die Direktion mit dem Anheuern von Streikbrechern begegnete.
Schließlich eskalierte die Lage am 7. September 1869, als rund
500 Streikende angriffen, die Streikbrecher verprügelten und die
Produktionsstätten verwüsteten. Direktor Kirchweger mußte
zu Fuß flüchten und erschoß dabei einen seiner
Arbeiter. Schließlich erfolgte eine Einigung, bei der die
Lohnkürzungen zurückgenommen und der Betrieb wieder
aufgenommen wurde. Die entstandenen Schäden waren aber so
gravierend, daß das Unternehmen kurz darauf Konkurs anmeldete
und von Investoren aus Hamburg und Berlin übernommen wurde. 1872
erfolgte die Neugründung als "F. Grums Wagenfabrik KG",
die ihrerseits 1877 pleite ging. Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB)
erinnerte 2014 an die Ereignisse mit einem Wandgemälde der
Künstlerin Hildegund Schuster am heutigen Gewerkschaftshaus in Hamburg. Das
Gebäude in der Repsoldstraße liegt nahe dem ehemaligen Werksgelände.
Lauensteinsche Waggons
Der typische Lauenstein Personenwagen war ein zweiachsiger
Abteilwagen, die zahlenmäßig dominierenden Güterwagen
waren ebenfalls vorwiegend zweiachsig. Für Dänemark erlangte
die Lauenstein'sche Wagen-Fabrik eine gewisse Bedeutung, da die
"Sjællandske Jernbane-Selskab" (SJS) das Unternehmen
in den 1860er Jahren als Lieferant bevorzugte. Gefertigt wurden
rund 200 Personen- und Güterwagen, darunter die vier
Drehgestell-Postwagen
SJS Fe sowie
der dreiachsige Salonwagen
SJS Ra / DSB S 1 von 1871.
Lauensteinsche Straßenbahnwagen
Bei den Straßenbahnwagen aus dem Hause Lauenstein handelte
es sich in erster Linie um zweiachsige Pferdebahnwagen. Dazu zählten
auch die ersten sieben Wagen der "Berliner Pferde-Eisenbahn"
von 1865, die nach einem kopenhagener Vorbild gebaut wurden. Wagen Nr. 1 stand bis 1902 im Einsatz
und wurde 1927 für das "Straßenbahnmuseum" aufgearbeitet. Der Wagen überlebte als
ältester erhaltene Pferdebahnwagen Europas im Museumsbestand der "Berliner Verkehrsbetriebe"
(BVG) und wurde im Depot für Kommunalverkehr des "Deutschen Technik Museums Berlin" untergestellt.
Angesichts der umfangreichen Restaurierungen ist es fraglich, welche Teile außer denen aus Gußeisen noch original sind.
Lauensteinsche Kutschen
Die Lauensteinsche Wagen-Fabrik stellte Kutschen her, die selbst
höchsten Ansprüchen genügten. So verfügt der
schwedische Hof noch heute über eine einsatzfähige
Gala-Barouche, die 1859 für König Karl X bei Lauenstein
gefertigt wurde.
Quellen:
Borstelmann, Theo (2014): Gewerkschaftshaus: Geschichte eines vergessenen Aufstandes.
HH-Mittendrin, www.hh-mittendrin.de
Bösche, Burchard (2014): Wandbild am Gewerkschaftshaus: Aufstand in der
Lauensteinschen Wagenfabrik. Deutscher Gewerkschaftsbund, www.hamburg.dgb.de
Deutsches Technikmuseum Berlin: www.sdtb.de/technikmuseum/startseite/
Bruun-Petersen, Jens & Tarp Jensen, Ulrik (2012): Danske personvogne. Smørum: bane bøger.
Gieseler, Albert: Dampfmaschinen und Lokomotiven. www.albert-gieseler.de
Hanseatisches Sammlerkontor für historische Wertpapiere: www.historische-wertpapiere.de
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