1871 beschaffte "Det
Sjællandske Jernbaneselskab" (SJS) einen Salonwagen, der
exklusiv dem dänischen Königshaus zur Verfügung
gestellt wurde. Das Fahrzeug wurde von der "Lauensteinsche
Wagenfabrik Gesellschaft" in Hamburg gefertigt und in
Einzelteilen zur Endmotage nach Dänemark geliefert. Der Wagen
war wie die zeitgenössischen Reisezuwagen dreiachsig ausgeführt.
Der Einstieg erfolgte über offene Endbühnen, die an den Stirnseiten
geschlossen waren und keinen Übergang zu anderen Wagen gestatteten.
Über eine der Endbühnen gelangte man durch einen Vorraum mit zwei
Sitzen in den großen Salon, der mit zwei Chaiselongen, vier Sesseln
und einem ovalen Klapptisch eingerichtet war. Getrennt durch ein doppelflügelige
Tür, folgte der kleine Salon, der an den Wänden zwei längsstehende
Sofas und mittig einen rechteckigen Klapptisch bot. Hieran schloß sich
ein kurzer Mittelgang zur anderen Endbühne an, von dem aus ein WC- und ein
Waschraum zugänglich war. Ursprüglich waren die Möbel mit
Seidenstoff bezogen, wobei für den großen Salon orangegold und
für den kleinen Salon dunkelgrün gewält wurde. 1881 wurden die
Möbel neu bezogen mit Seidenbrokat in rot für den großen Salon
und grün für den kleinen Salon. Die Heizung bestand aus einem Kachelofen,
der später durch eine Dampfheizung ergänzt wurde. Die ursprüngliche
Beleuchtung mit Gaslampen wurde später durch elektrische Leuchten
ersetzt. Der Wagen erschien laut restauratorischem Befund anfänglich in
blauer Farbgebung und erhielt erst 1908 das weinrote DSB-Farbschema mit gelben
Zierlinien. An beiden Seitenwänden wurde das königliche Wappen mittig unter
den Fenstern gezeigt. Die Wappenschilde waren in plastischer Ausfürung aufgesetzt
und anfänglich vergoldet, später wurden sie farbig bemalt.
Der Salonwagen erhielt bei der "Sjællandske Jernbaneselskab" (SJS) die Bezeichnung
SJS Ra und wurde 1893 bei der DSB als
DSB SA 1 sowie 1903 als
DSB S 1 umgezeichnet. Der Einsatz des Wagens erfolgte fast ausschließlich
auf Seeland. Mit der Beschaffung neuer Salonwagen 1900 und 1902 wurde S 1 nicht
weiter verwendet und schließlich 1934 ausgemustert. Das Fahrzeug wurde für museale
Zwecke bewahrt und zählt heute zum Bestand von Danmarks Jernbanemuseum. Vom 15. April
bis zum 5. September 2010 war der Wagen als Exponat der Sonderausstellung "Royal Class,
vorstelijk reizen" zu Gast bei "Het Spoorwegmuseum" in Utrecht.
König Christian IX nutzte seinen Salonwagen ausgiebig, insbesondere für Fahrten
zwischen Kopenhagen und dem Schloss Fredensborg am Esrum Sø im
Norden Seelands. Große Aufmerksamkeit erfuhren diese Fahrten
bei Besuchen aus verschiedenen europäischen Herrscherhäusern,
mit denen vielfältige verwandschaftliche Beziehungen durch
Heirat bestanden (England, Russland, Griechenland). Beim Bahnpersonal
standen die Visiten des Zaren besonders hoch im Kurs, da dieser für
seine Großzügigkeit bekannt war, mit der er goldene
Taschenuhren, Zigarrenetuis, Manschettenknöpfe etc. verschenkte. Viele der
noblen Fahrgäste hinterließen ihre Spuren in Form von eingeritzten Gafittis.
Vorzugsweise wurde hierfür der Ofenschirm sowie eine Scheibe der Tür zwischen
den Salons verwendet, in die sich hervorragend mit einem Diamanten ritzen ließ.
Neben den Mitgliedern des dänischen Königshauses konnten hier
verschiedene ausländische Gäste identifiziert werden, darunter:
König Edward I von England, Zar Alexander III von Rußland und
König Georg V von England. Bei der Übergabe des Wagens an das Museum
behielt das Marschallamt des dänischen Hofes die Scheibe mit den Autografen,
die in die Sammlung des Rosenborg Museums einging.
Technische Daten: |
Anzahl |
1 |
Hersteller |
Lauenstein |
Baujahre |
1871 |
Länge über Puffer |
12.730 mm |
Achsstand |
6.860 mm (3.430 + 3.430 mm) |
zul. Höchstgeschw. |
- km/h |
Dienstgewicht |
17,8 t |
Einrichtung |
2 Salons, 1 Waschr., 1 WC |
Abbildungen:
Quellen:
Haman, Martijn: Stalen rijtuigen van de Nederlandse Spoorwegen, www.martijnhaman.nl
Jönsson, Sven: DSB Museum Odense.
Nielsen, Frank (2004): Vognenes kongerække. Jernbanen 3/2004: 4-5.
Thestrup, Poul (1992): Danske kongevogne. Roskilde: bane bøger.
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