Bereits die Vorläufergesellschaften der DSB, "De jydsk-fyenske
Jernbaner" (JFJ) und "Det Sjællandske
Jernbaneselskab" (SJS), beschafften um 1880 erste Hilfswagen für
den Einsatz bei Eisenbahnunglücken. Dabei handelte es sich um
zweiachsige Waggons mit geschlossenem Wagenkasten, die mit einem
Aufenthaltsraum sowie einer Werkstatt und verschiedenen Hebezeugen
eingerichtet waren. Die Wagen wurden als JFJ R 1-4 bzw. als SJS V
398-399 geführt. Aus der gleichen Zeit stammten auch die
muskelkraft betriebenen Notfallkrane JFJ Kran 1-2
und SJS Kran 3. Alle diese Fahrzeuge wurden 1893 von der DSB übernommen.
Die dramatischsten Einsätze der dänischen
Rettungszüge ereigneten sich mit den Zugkatastrophen in
Bramminge am 26. Juli 1913 und in Vigerslev am 1. November 1919. Auf
Grund dieser Erfahrungen baute die DSB ihre Kapazitäten deutlich
aus und modernisierte den "Hjælpe- og
Ambulancetogtjenesten" im Lauf der 1920er Jahre. Für
technische Hilfe rückten Züge mit Gerätewagen als
"Hjælpetog" (Hilfszug) aus, bei Unglücken mit
Personenschäden wurden sie mit Sanitätswagen als
"Ambulancetog" (Rettungszug) ergänzt. Für die
verschiedenen Einsatzbereiche wurden entsprechende Spezialwagen vorgehalten:
"Hjælpevogne" mit Geräteausstattung Typ A, B oder C,
"Ambulancevogne" zum Transport von Verletzten und "Redningsvogne"
mit einem Behandlungsraum. Zusätzlich wurden "Ambulancepersonvogne"
für Personal sowie ggf. "Batterivogne" bei nächtlichen
Einsätzen mitgeführt. Von jedem Wagentyp gab es
Reservefahrzeuge, die bei Wartung etc. gegen die Wagen aus den
Rettungszügen getauscht werden konnten. Es handelte sich
durchweg um zweiachsige Waggons, die meist aus vorhandenen Altwagen
aufgebaut wurden. In den 1930er Jahren wurde der Wagenpark
modernisiert mit größeren Hilfswagen auf Drehgestellen
sowie mit zwei motorbetriebenen Notfallkranen.
Die Rettungszüge wurden über das Land verteilt an geeigneten Stationen
vorgehalten, die als "Klasse I" oder "Klasse II"
eingestuft waren. Hier standen die Rettungszüge rund um die Uhr
einsatzbereit in folgenden Zusammenstellungen:
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Rettungszug an Stationen der Klasse I:
Hjælpevogn B, Hjælpevogn A, Redningsvogn, Ambulancevogn, Personvogn
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Rettungszug an Stationen der Klasse II:
Hjælpevogn C, Ambulancevogn, Personvogn
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Die Hjælpevogne hatten direkt hinter der Lok zu laufen, damit die Gerätschaften
am Einsatzort verbleiben konnten, während die Unfallopfer mit
den übrigen Wagen abtransportiert wurden. Notfallkrane waren nur
in Kopenhagen und Aarhus stationiert, sie wurden mit ihren
Begleitwagen in separaten Zügen verlegt. Notfallkrane wurden bei
der DSB als "Kørekraner" (Fahrkrane) bezeichnet im
Gegensatz zu den "Skinneudlægningskraner" (Gleisbaukrane).
Die größte Einrichtung der Rettungszüge war am westlichen Ende des
Güterbahnhofs Kopenhagen angesiedelt. Hier liefen die regionalen
Notrufe ein und von hier wurden die Einsätze ausgelöst
sowie Unterstützung von anderen Rettungsdiensten wie "Falcks
Redningskorps" angefordert. Für eine permanente
Einsatzbereitschaft wurden ständig zwei Loks unter Dampf
vorgehalten. Im Alarmfall startete der "Ambulancetog"
innerhalb von 15 Minuten. Ein zweiter Zug, bestehend aus
Personenwagen, konnte im Katastrophenfall medizinisches Personal am
Hauptbahnhof aufnehmen und so bald wie möglich folgen. Für
die Rettungsmannschaften am Standort Kopenhagen bestand
Residenzpflicht in der 1909 eigens errichteten Siedlung am westlichen
Ende des Otto-Busse-Vejs. Hier gab es insgesamt 33 Dienstwohnungen in
mehreren Gebäuden, die wegen ihrer gelb gekalkten Mauern als
"Den Gule By" (Die gelbe Stadt) oder als "Kineserbyen"
(Chinesenstadt) bekannt waren. Die Residenzpflicht der betreffenden
Mitarbeiter wurde 2003 aufgehoben, die Immobilien wurden 2018
öffentlich zum Kauf angeboten.
1953 berief die DSB eine Komission, um ein Modernisierungskonzept für
ihre Hilfs- und Rettungszüge zu erarbeiten. In dessen Folge wurden die
Ambulanzwagen aufgegeben und die entsprechenden Aufgaben an die
kommerziellen Anbieter "Falck" und "Zonen"
übertragen. Für die Hilfszüge wurden 12 große
Gerätewagen neu beschafft. Die Wagen wurden mit zeitgemäßen
Werkzeugen, Hebevorichtungen, Schweiß- und Schneidtechnik sowie
mit Generatoren und Beleuchtungstechnik ausgerüstet. Zusätzlich
wurden Einsatzfahrzeuge für die Straße beschafft, mit
denen im Alarmfall die Reaktionszeiten verkürzt werden konnten.
Ab Ende der 1990er Jahre wurden die Schienendrehkrane durch moderne
Notfallkrane auf Basis von Zweiwegefahrzeugen ersetzt, die auch unter
Oberleitung einsetzbar waren.
Die Mannschaften für die Rettungszüge rekrutierte die DSB über
Jahrzehnte aus gesondert geschulten Mitarbeitern des Werkstattbereichs. Diese
Freiwilligen wurden bei Bedarf von ihren Arbeitsplätzen
abgerufen und hatten sich zeitweilig auch außerhalb der
Dienstzeit bereit zu halten. Ab den 1980er Jahren war dieses
Verfahren nicht mehr praktikabel und die Mannschaften wurden aus
eigens angestellten Mitarbeitern gebildet. Die "Hjælpevognsberedskab"
wurde 2015 "Banedanmark" unterstellt und in Kopenhagen
zusammengezogen. Die Personalstärke wurde auf 8 Mann reduziert,
die Zuständigkeit umfaßte alle dänischen
Bahnbetreiber inkl. der Metro Kopenhagen. Der Standort Kopenhagen
wurde 2020 nach Glostrup verlegt wegen der besseren
Verkehrsanbindung, ein weiterer Standort versorgte Jütland.
Neben den Zweiwegekranen verfügte die Hjælpevognsberedskab
über weitere Einsatzfahrzeuge, die vielfältige Hebezeuge
und anderes Bergematerial mitführten. Zusätzlich standen ab
2017 zwei geländegängige Pkw vom Typ "Mitsubishi
Pajero" bereit, um schnelle Hilfe bei kleineren Vorkommnissen leisten zu können.
Quellen:
Banedanmark: www.bane.dk
DSB (1927): Regelment for Hjælpe- og Ambulancetogtjenesten af 1927
(online verfügbar: https://www.jernbanearkivalier.dk)
DSB (1938): Driftsmateriel II (online verfügbar: www.jernbanearkivalier.dk).
Grøndahl, Lars (2020). Banedanmarks Hjælpevognsberedsksab. Beredskabsinfo, www.beredskabsinfo.dk.
Hauerslev, Thomas (2015): Portræt af BaneDanmark's Hjælpevogn ved Hjælpevognschef Jørgen O. Johansen. www.hauerslev.com
Helmø, E. (1953): Hjælpevognsmateriel m.v. Vingehjulet 10. årgang nr. 19: 225-228.
Lawaetz, J. Fr. (1935): Eventyret om Jernbanen. Jespersen og Pios forlag.
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