Dossier DSB MO 1800 - Teil 1: Entwicklung und Technik


Entwicklung
Nach dem Ende der deutschen Besetzung Dänemarks setzte die DSB die Umstellung auf Dieseltraktion fort und bestellte ab 1949 weitere Triebwagen der Baureihe MO. Diese Neuausgabe des bewährten Musters erhielt Betriebsnummern aus der Serie 1800. Technisch glichen die Fahrzeuge den Lieferserien MO I-VI, die Einrichtung wieß aber einige Neuerungen auf, die auf den Erfahrungen mit der Baureihe MK/FK basierten. Dazu zählten die tieferen Führerstände, der vergrößerte Packraum und der vollautomatische Dampferzeuger zum Beheizen von bis zu vier mitgeführten Wagen. In mehreren Losen wurden bei Frichs insgesamt 90 MOs der Reihe 1800 bestellt und 1951-58 fertig gestellt. Als Unterlieferanten waren Scandia mit den Wagenkästen und Thrige-Titan mit den elektrischen Ausrüstungen beteiligt.

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Maschinenanlage
Die Antriebsanlage war identisch mit den Serien MO I-VI und bestand aus zwei Dieselmotor-Generatorsätzen, die nebeneinander im Drehgestell unter dem Maschinenraum gelagert waren. Bei den Motoren handelte es sich um Viertaktdiesel von Frichs Typ 6185CA mit je sechs Zylindern. Beide Maschinenanlagen waren spiegelbildlich aufgebaut und arbeiteten gegenläufig. Für eine besonders kurze Bauform waren die Erreger auf den Generatoren mit Riementrieb angeordnet.

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Der Antrieb des Fahrzeugs erfolgte über zwei Fahrmotoren im Drehgestell gegenüber der Maschinenanlage. So wurde eine günstigere Gewichtsverteilung erreicht und die empfindlichen Elektromotoren wurden vor dem Öl der notorisch undichten Frichs-Dieselmotoren geschützt. Jede Motor-Generatoreinheit versorgte einen Fahrmotor, so daß beim Ausfall einer Maschinenanlage immer noch die andere verfügbar war. Die Abwärme der Motoren wurde über 11 Röhrenkühler auf dem Dach abgegeben, die in zwei Kreisläufen organisiert waren.

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Steuerung
Die Steuerung der Maschinenanlage erfolgte über eine Mehrfachsteuerung vom Typ ASEA-Åkerman, die den Einsatz eines Steuerwagens oder eines weiteren MOs in Mehrfachtraktion ermöglichte. An jedem Führerstand waren doppelte Kontrollelemente und Telefon eingerichtet, die Kommunikation lief über die Steuerleitungen A+B. Zwischen beiden Triebwagen konnten Reisezugwagen eingestellt werden, sofern diese über die entsprechenden Signalleitungen verfügten. Beim Betrieb mit Steuerwagen wurden die Triebwagen als Spannungsquelle genutzt, die Versorgung erfolgte über die zusätzliche Leitung C. Wegen des Spannungsabfalls konnten zwischen Trieb- und Steuerwagen maximal zwei weitere Wagen mitgeführt werden.

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Drehgestelle
Das antriebslose Maschinendrehgestell war mit seitlichen Führungen anstatt eines Drehzapfens ausgeführt, der Wagenkasten stützte sich über Federpakete auf die Drehgestellwangen. Das Maschinendrehgestell ruhte auf drei Laufachsen, von denen die mittlere deutlich zum äußeren Ende hin versetzt war. Das gegenüberliegende Antriebsdrehgestell mit den beiden Fahrmotoren war zweiachsig. Beide Radsätze des Antriebsdrehgestells sowie der erste Radsatz des Maschinendrehgestells konnten gesandet werden. Die Sandkästen wurden ab den 1950er Jahren mit von außen zugänglichen Deckeln versehen, wie sie in ähnlicher Bauform auch bei den NOHAB-Lokomotiven verwendet wurden.

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Wagenkasten
Die MO 1800 erhielten geschweißte Wagenkästen in gleichem Stil wie die früheren MO-Serien, neu waren hier die Längssicken auf dem Dach. Der Wagenkasten war an beiden Fahrzeugenden mit Führerständen eingerichtet und an den Stirnseiten mit Übergängen ausgestattet. Die frontalen Führerstandfenster waren mit splitterfreien Scheiben verglast und mit Gittern gegen Vogelschlag etc. geschützt. In den 1960er Jahren wurden die Führerstandfenster mit bruchsicheren Scheiben versehen, die mit Gummileisten eingefaßt waren und die Schutzgitter überflüssig machten.

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Einrichtung
Hinter dem Führerstand 1 lag der Maschinenraum, in den die Motor-Generatorsätze aus dem Maschinendrehgestell ragten. Schmale Plattformen ermöglichten vom Führerstand aus einen Zugang zu beiden Seiten der Maschinenanlage. Über die bei Vorwärtsfahrt links angeordnete Plattform bestand Zugang zum Packraum, der beiderseitig durch zweiflügelige Schiebetüren beladbar war. Im hinteren Bereich des Packraums waren der Dampferzeuger und das WC abgeteilt sowie ein Zugführerplatz eingerichtet. Hieran schloß sich der Passagierbereich an, bestehend aus einem Abteil, einem Einstiegsraum mit zweiflügeligen Schiebetüren und einem größeren Fahrgastraum, gefolgt von Führerstand 2. Die Fahrgasträume waren in 2+3 Sitzteilung und Mittelgang eingerichtet, die Sitze bestanden aus Bänken mit gefederten Polstern und robusten Lederbezügen. Über den Fenstern gab es durchlaufende Gepäcknetze, zur Beleuchtung waren Glühlampen in die Decke eingelassen. Die Wände waren mit hellem Birkenfurnier verkleidet, der Boden war mit Linoleum belegt und die Deckenverkleidung war weiß lackiert. Bei späteren Revisionen wurden die Wände mit Kunststoff verkleidet und die Glühlampen gegen Leuchtstoffröhren getauscht.

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Farbgebung und Anschriften
Alle MO 1800 wurden weinrot lackiert, das Dach war grau oder silber gehalten. Für die Anschrift der Betriebsnummern und die DSB-Logos wurden anfänglich mehrfarbige Schiebebilder verwendet mit dem 1888 eingeführten Antiqua-Schriftschnitt. 1965 wechselte die DSB auf eine Grotesk-Typographie DIN 1451, die einfarbig mit Schablonen auflackiert wurde. Die Umstellung auf das DSB-Design von 1972 führte schließlich zur Verwendung einer weißen Helvetica-Schrift, obwohl keiner der MO 1800 jemals in schwarz/rot lackiert wurde. Das Wechseln der Schrifttypen erfolgte offensichtlich nur bei Bedarf, sodaß zum Ende der Betriebszeit alle Varianten angetroffen werden konnten.

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Technische Daten DSB MO 1800
Anzahl 90
Hersteller Frichs
Baujahr 1951-58
Achsfolge 3' Bo'
Länge über Puffer 20.940 mm
Motor 2 x FRICHS 6185CA, 6 Zylinder
Leistung 2 x 184 kW (250 PS) bei 1000 U/min
Kraftübertragung dieselelektrisch
Höchstgeschwindigkeit 120 km/h
Dienstgewicht 65,0 t
max. Achslast 15,3 t
Sitzplätze 37
Traglastenraum Fläche/Zuladung 12 m² / 2,0 t
Einrichtung 2 Abt., 1 Packr., 1 WC


Einführung
Teil 1: Entwicklung und Technik
Teil 2: Einsatz
Fahrzeugliste


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