"Oddesundbroen"

Fähre

Die DSB eröffnete 1882 die eingleisige Strecke "Thybanen" (Struer-Thisted) mit der Querung des Limfjords über den Oddesund. Daher wurde die bisherige Verbindung mittels einer geruderten Fähre 1883 durch dampfbetriebene Eisenbahnfähren abgelöst. Es wurden die Stationen "Oddesund Nord" und "Oddesund Syd" errichtet mit Anlegestellen und klappbaren Rampen zum Verladen der Fahrzeuge. Die gesamte Anlage wurde nach dem Muster der Fährverbindung über den kleinen Belt angelegt, wobei die verwendeten Schiffe austauschbar waren. Am Standort Nord waren Dienstwohnungen für das Bahnpersonal sowie eine zweigleisige Remise mit Drehscheibe und Bekohlungsanlage eingerichtet. Am Standort Syd waren die Schiffsbesatzungen untergebracht und alle Versorgungseinrichtungen für die Fähren angesiedelt. Beide Standorte waren von anderen Siedlungen weit abgelegen und bildeten eine eigene Gemeinschaft.

Die Fahrstrecke zwischen den Anlegern betrug rund 1,2 sm (2,5 km), die Überfahrt dauerte 20 min. Bei den eingesetzten Fähren handelte es sich um kleinere, eingleisige Raddampfschiffe mit Platz für 5 zweiachsige Güterwagen. Personenwagen wurden dagegen nur selten trajektiert, die Passagiere stiegen dagegen an den Stationen um. Das Beladen der Fähren erfolgte mit Hilfe von "Færgevogne" (Fährwagen), um die relativ leichten Brückenklappen der Anlegestellen nicht mit den schweren Lokomotiven zu überlasten. Ein Fährschiff war in Betrieb, ein weiteres wurde als Reserve vorgehalten. Ab 1886 kam der Schraubendampfer D/F Valdemar hinzu, der als behelfsmäßiger Eisbrecher im Winter den Limjord freihielt. Für den Fall einer vollständigen Eisblockade wurden 4 "Isbåde" für den Notbetrieb im Post- und Passagierverkehr vorgehalten.

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Schiffe der Route Oddesund:
Name Einsatzzeit
H/F Fredericia 1883-1921
H/F Hjalmar 1884-1919
H/F Ingeborg 1886, 1901-1933
H/F Lillebelt 1889-1921
D/F Valdemar 1893-1905, 1919-1938
H/F Dagmar 1898-1999
H/F Kronprins Frederik 1933-1938


Oddesundbroen 1938

Nach langjährigen Überlegungen, letztere durch einen Damm oder eine Brücke abzulösen, entschied man sich 1934 zum Bau einer kombinierte Straßen- und Eisenbahnbrücke zur Ablösung der zeitintensiven Fährverbindung. Die Planung erfolgte durch die DSB, die Fundamente wurden von "A/S Monberg & Thorsen" und "A/S Kampsax" ausgeführt, den Stahlbau übernahm "Allerups nye Maskinfabrik i Odense". Die Brücke bestand aus 9 Pfeilern und 2 Widerlagern, wobei die Fjordmitte von 3 Bögen mit einer jeweiligen Länge von 70 m überspannt wurde. Nördlich der 3 Bögen konnte die Durchfahrt für größere Wasserfahrzeuge mit einer einflügeligen Klappbrücke geöffnet werden. Die Konstruktion war mit einem tiefliegenden Gegengewicht ausgeführt, das sich beim Öffnen im Brückenpfeiler absenkte. Zur Stabilisierung des weichen Bodens wurden Holzpfähle bis zu 45 m tief in den Fjordgrund gerammt, auf denen dann die Fundamente aus vorgefertigten Senkkästen errichtet wurden.

Die "Oddesundbroen" wurde am 15. Mai 1938 durch den DSB-Generaldirektor P. Knutzen feierlich eingeweiht in Gegenwart des Monarchen- und des Kronprinzenpaares, die im Salonwagen S 1 angereist waren. Das Ereignis wurde von über 40.000 Gästen begleitet und mit einem Sendewagen des staatlichen Rundfunks "Statsradiofonien" landesweit live übertragen. Nach dem symbolischen Vollenden des Brückenschlusses durch Absenken des Klappdecks, setzten sich der Einweihungszug sowie parallel dazu eine Kfz-Kolonne in Bewegung und eröffneten damit den Verkehrsweg. Teil der Kfz-Kolonne war ein strahlend rotes DSB-Rutebil, das die neue Busroute Struer-Thisted eröffnete. Abschließend lud die DSB zu einem Empfang mit Imbiß in Thisted. Auf der Fähre H/F KRONPRINS FREDERIK wurde dagegen die Flagge gestrichen und damit die 55 Jahre existierende Färbetrieb beendet.

Seit ihrer Eröffnung erfüllt die "Oddesundbroen" eine essentielle Funktion im Wegenetz in Nordjütland. Sie wurde daher auch während der Deutschen Besetzung Dänemarks 1940-45 besonders aufwendig bewacht, wovon heute noch einige Bunkerreste zeugen. Im Sommer 2022 setzte die Infrastrukturbehörde "Banedanmark" die Brücke instand und tauschte dabei auch die Gleise auf der Brücke aus. Mit dieser Ertüchtigung sollten weitere 50 Betriebsjahre der Brücke gewährleistet werden.



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Technische Daten "Oddesundbroen":
Koordinaten / Ort 56°34'41"N 8°33'34"E / Struer Kommune
Querung Oddesund
Anzahl Gleise 1
Anzahl Fahrspuren 2
Bauart Klappbrücke, Bogenbrücke
Material, Konstruktion Stahl, Balkenbrücke
Länge 472 m
Breite 14,0 m
Lichte Weite 30 m
Lichte Höhe 5,0 m
Eröffnung 1938
Bahnbetrieb seit 1938
Zustand in Betrieb


Quellen:
Banedanmark: www.bane.dk
Jacobsen, Bent (1988): Oddesundbroen 1938-1988. Jernbanen, 28. årgang nr. 2: 48-50.
Mogensen, Edward (2013): 1938: Oddesund - fra færge til bro. Jernbanehistorisk årbog '13: 32-49.
S.E. (1938): Oddesundbroen. Dansk Lokomotiv Tidende, 38. Aargang Nr. 9: 113-116.


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