Eisenbahnbrücken über die Gudenå

Als längstes Fließgewässer Dänemarks durchzieht der Fluß Gudenå die Halbinsel Jütland über 158 km mit einer Höhendifferenz von 65 m. Sie durchfließt u.a. die Seenplatte bei Silkeborg, wo sie Remstrup Å genannt wird und mündet im Randers Fjord, also ins Kattegat. Über Jahrhunderte wurde die Gudenå als Verkehrsweg zum Treideln sowie zum Antrieb von Mühlen und Wasserkraftwerken genutzt. Heute bildet der Fluß das Rückgrad eines weitreichenden Landschaftsschutzgebietes. Die Gudenå war auch 1892 beim Bau der ersten Bahnlinie in Jütland eine Herausforderung und wird seither mehrfach von Eisenbahnbrücken gekreuzt. Erfreulicher Weise haben sich einige interessante historische Brücken erhalten, die heute für Fußgänger und Radfahrer freigegeben sind. Die Darstellung folgt dem Verlauf des Flusses:


Vestbirk / Tønning

Vestbirk / Tønning 1899:
Die Schmalspurbahn "Horsens-Bryrup Jernbane" (HBJ) errichtete 1899 zwischen Vestbirk und Tønning eine eingleisige Stahlgitterbrücke über die Gudenå. Als die Linie 1929 auf Regelspur umgebaut wurde, ersetzte man die Brücke durch einen günstiger zu bauenden Damm, durch den die Gudenå in Röhren geführt wurde. Die Alte Brücke ließ man innerhalb des neuen Dammes stehen, da der erwartete Schrottpreis die Abrißkosten nicht aufwog. Dieser Zustand blieb über die Schließung der Bahn 1969 unverändert, bis der Damm 2014 zur Renaturierung der Gudenå abgetragen wurde. Die Substanz der zwischenzeitlich vergessenen Brücke erwies sich als tragfähig und so wurde das Bauwerk als Fußgänger-/Fahrradbrücke restauriert. Das Technikdenkmal gehört zur Stadt Brædstrup und wird als "Den Genfundne Bro" (Die Wiedergefundene Brücke) für Ausflüge empfohlen.

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Technische Daten Gudenåbrücke Vestbirk / Tønning:
Vestbirk / Tønning 1899
Koordinaten / Ort 55°58'22"N 9°41'23"E / Vestbirk / Tønning
Querung Gudenå
Anzahl Gleise 1
Anzahl Fahrspuren 0
Bauart statisch
Material, Konstruktion Stahl, Gitterbrücke
Länge 45,7 m
Breite - m
Lichte Weite - m
Lichte Höhe 13,40 m
Eröffnung 1899
Bahnbetrieb 1899-1925
Zustand Fußgängerbrücke seit 2014


Silkeborg

Silkeborg 1871:
Mit der Anlage der Verbindung Silkeborg-Skanderborg errichtete die JFJ 1871 auch eine Brücke über den Remstrup Å genannten Abschnitt der Gudenå. Es handelte sich um eine eingleisige Kastenträgerbrücke mit ausreichender Durchfahrthöhe für den in Silkeborg allgemein beliebten Ausflugsdampfer "S/S HJEJLEN". Die Brücke wurde 1907-08 durch eine tragfähigere Konstruktion ersetzt.

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Silkeborg 1907/08:
1907-08 ersetzte die DSB die alte Brücke durch eine tragfähigere Konstruktion, direkt nördlich davon entstand eine weitere Brücke für die Verbindung Silkeborg-Langå. Beide Neubauten wurden weitgehend identisch als eingleisige Stahlgitterbrücken ausgeführt, die zunächst an Land vormontiert und anschließend mittels eines schwimmenden Pontons über den Fluß geschoben wurden. Während die Langå-Brücke 1971 stillgelegt und für den nichtmotorisierten Verkehr freigegeben wurde, blieb die Skanderborg-Brücke in Betrieb, beide Bauwerke wurden 2010 unter Denkmalschutz gestellt. 2021 wurde für die neue Umgehungsstraße Nordskovvej eine zweispurige Straßenbrücke zwischen den beiden Eisenbahnbrücken errichtet.

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Technische Daten Remstrup Å-Brücken Silkeborg:
Silkeborg 1871 (Skanderborg) Silkeborg 1907/08 (Skanderborg) Silkeborg 1907/08 (Langå)
Koordinaten / Ort 56°09'52"N 9°33'05"E / Silkeborg 56°09'52"N 9°33'05"E / Silkeborg 56°09'52"N 9°33'05"E / Silkeborg
Querung Remstrup Å Remstrup Å Remstrup Å
Anzahl Gleise 1 1 1
Anzahl Fahrspuren 0 0 0
Bauart statisch statisch statisch
Material, Konstruktion Eisen, Kastenträgerbrücke Stahl, Gitterbrücke Stahl, Gitterbrücke
Länge - m - m - m
Breite - m - m - m
Lichte Weite - m - m - m
Lichte Höhe - m - m - m
Eröffnung 1872 1908 1908
Bahnbetrieb 1872-1908 seit 1908 1908-1971
Zustand Abgerissen 1907 in Betrieb Fußgängerbrücke


Silkeborg 1872:
An der Remstrup Å in Silkeborg siedelten sich Unternehmen wie die "Silkeborg Papirfabrik" an und es entstanden Kaianlagen. 1872 erhielt dieses Gewerbegebiet einen Gleisanschluß mit einer Brücke über die Remstrup Å zur Papierfabrik. Der Werksanschluß wurde bis 1994 betrieben und die Brücke um das Jahr 2000 abgetragen. Zu den konstruktiven Merkmalen der Brücke liegen mir keine Daten vor.

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Langå

Langå 1862:
Beim Bau der Linie Århus-Randers der "Det Danske Jernbane-Driftsselskab" (DJDS) durch das britische Konsortium "Peto, Brassey & Betts" wurde bei Langå eine eingleisige Eisenbahnbrücke über die Gudenå geschlagen. Es handelte sich um eine Kastenträgerkonstruktion aus Eisenträgern mit aufgenieteten Platten und 2 querliegende Bögen. Die Komponenten der Brücke wurden in den "Canada Works" des Konsortiums im englischen Birkenhead vorgefertigt und dann vor Ort montiert. Es handelte sich um eine freitragende Brücke ohne Mittelstützen, die als schmuckloser Zweckbau ausgeführt war. Während des 2. Schleswigschen Krieges wurde die Brücke 1864 von preußischen Truppen gesprengt und 1866 wieder aufgebaut. 1907 wurde die Brücke durch 2 neue Gitterbrücken (s.u.) abgelöst und diente nur noch als Rangiergleis bis zu ihrer Stillegung 1952 (?). Die Brücke blieb als "Den Rustrøde Bro" (Die Rostrote Brücke) bekannt und ist seit den 1980er Jahren Teil des Wanderwegs "Gudenåstien".

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Langå 1908:
Der Bau der "Diagonalbanen" Silkeborg-Laurbjerg 1908 erforderte eine neue Querung der Gudenå bei Langå. Es handelte sich um 2 einspurige, freitragende Stahlgitterbrücken direkt westlich des Baus von 1862. Die Brücken waren 1943 nach einem Sprengstoffanschlag des dänischen Widerstandes 12 Tage außer in Betrieb und damit der bedeutendste Eisenbahnanschlag in Dänemark während des 2. Weltkrieges. 1952 wurden die nur notdürftig reparierten Stahlgitterbrücken durch einen Neubau (s.u.) abgelöst und später abgetragen.

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Langå 1952:
1947/52 wurde die Strecke südlich von Langå erneuert mit einer neuen Trasse westlich der bisherigen Führung, die höhere Geschwindigkeiten erlaubte. Die Gudenå wurde mit einer zweispurigen Brücke aus Stahlbeton gequert, deren 3 Bögen jeweils ca. 15,5 m überspannten. Die beiden Mittelpfeiler und die Endlager waren auf insgesamt 388 Holzpfählen gegründet. Die Brücke war bereits 1948 fertig, die neue Trasse wurde 1952 in Betrieb genommen.

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Technische Daten Gudenåbrücken Langå:
Langå 1862 Langå 1908 Langå 1952
Koordinaten / Ort 56°22'54"N 9°53'41"E / Langå 56°22'54"N 9°53'41"E / Langå 56°22'53"N 9°53'34"E / Langå
Querung Gudenå Gudenå Gudenå
Anzahl Gleise 1 2 x 1 2
Anzahl Fahrspuren 0 0 0
Bauart statisch statisch statisch
Material, Konstruktion Eisen, Kastenträgerbrücke Stahl, Gitterbrücke Stahlbeton, Bogenbrücke
Länge 48,7 m 48,6 m - m
Breite - m - m - m
Lichte Weite - m - m - m
Lichte Höhe 3,25 m - m - m
Eröffnung 1862 1908 1952
Bahnbetrieb 1862-1952 1908-1952 seit 1952
Zustand Fußgängerbrücke seit 198- Abgerissen in Betrieb


Stevnstrup

Stevnstrup 1935:
Mit dem zweigleisigen Ausbau der Strecke Aarhus-Randers 1936 errichtete die DSB bei Stevnstrup eine neue Brücke über die Gudenå. Die Brücke ruhte auf 2 Pfeilern und 2 Endlagern, der Brückenaufbau bestand aus Beton.

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Technische Daten Gudenåbrücke Stevnstrup:
Stevnstrup 1935
Koordinaten / Ort 56°26'3"N 9°58'21"E / Stevnstrup
Querung Gudenå
Anzahl Gleise 2
Anzahl Fahrspuren 0
Bauart statisch
Material, Konstruktion Beton, Balkenbrücke
Länge - m
Breite - m
Lichte Weite - m
Lichte Höhe - m
Eröffnung 1935
Bahnbetrieb seit 1935
Zustand in Betrieb


Randers

Randers 1876:
Die "Østjyske Jernbane" (ØJJ) querte mit der Verbindung Randers-Ryomgård-Grenå die Gudenå ab 1876 mit einer eingleisigen Holzbrücke. Wirtschaftlich blieb die ØJJ erfolglos und wurde 1881 von der "Jysk-Fyenske Jerbane" (JFJ) übernommen, die ihrerseits 1892 in der DSB aufging.


Randers 1900:
Die DSB ersetzte die Holzbrücke von 1900 durch eine eingleisige Stahlgitterbrücke mit einem Mittelpfeiler. Die Enden des Bauwerkes wurden mit jeweils 2 aus Backstein gemauerten Türmen ohne Funktion dekoriert, die 1969 wegen Baufälligkeit abgetragen wurden. 1991 wurde die Verbindung nach Ryomgård umgelegt und die Trasse mit der Brücke stillgelegt. Heute ist die Brücke für Fußgänger und Radfahrer freigegeben, sie ist allgemein als "Den Blå Bro" (Die Blaue Brücke) bekannt.

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Randers 1936:
Mit dem zweigleisigen Ausbau der Strecke Aarhus-Randers 1936 wurde Randers zum Durchgangsbahnhof und erhielt eine Zufahrt von Südwest mit einer neuen Brücke über die Gudenå. Die Brücke ruhte auf 3 gemauerten Pfeilern und 2 Endlagern, der Brückenaufbau bestand aus Beton- und Stahlträgern.

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Technische Daten Gudenåbrücken Randers:
Randers 1876 Randers 1900 "Den Blå Bro" Randers 1936
Koordinaten / Ort 56°27'20"N 10°2'41"E / Randers 56°27'20"N 10°2'41"E / Randers 56°27'25"N 10°1'56"E / Randers
Querung Gudenå Gudenå Gudenå
Anzahl Gleise 1 1 2
Anzahl Fahrspuren 0 0 0
Bauart statisch statisch statisch
Material, Konstruktion Holz Stahl, Gitterbrücke Stahl/Beton, Balkenbrücke
Länge - m - m - m
Breite - m - m - m
Lichte Weite - m - m - m
Lichte Höhe - m - m - m
Eröffnung 1876 1900 1936
Bahnbetrieb 1876-1900 1900-1991 seit 1936
Zustand Abgerissen 1900 Fußgängerbrücke seit - in Betrieb


Quellen:
Kristiansen, Karsten & Knudsen Jensen, Tina: Langå Jernbanebroer. Danske Fortidsminder, https://fortidsmindeguide.dk
Kulturstyrelsen (2019): Jernbanebroer (2 stk.) over Remstrup Å. Trap Danmark på lex.dk: https://trap.lex.dk
N.N. (1949): Jernbanebroerne over Gudenaa ved Langaa. Vingehjulet 7. årgang nr. 2: 9-10.
N.N. (2015): Den Genfundne Bro. Horsens Leksikon, https://horsensleksikon.dk
Storvang, Mathilde (2021): Den Rustrøde Bro - sprængt og genopført. Randers Amtsavis, https://amtsavisen.dk
Storvang, Mathilde (2021): Diagonalbanen - og en ny bro. Randers Amtsavis, https://amtsavisen.dk
Storvang, Mathilde (2021): Den Blå Bro - den legendariske bro i Randers. Randers Amtsavis, https://amtsavisen.dk

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