Steckbrief PBS M 1, M 2 "V 10 B"


Die VEB Lokomotivbau "Karl Marx" Babelsberg (LKM) stellte 1956 eine zweiachsige Lok für Werk- und Anschlußbahnen vor, die als Ablösung der legendären Köf II gedacht war. Das Muster mit der Typbezeichnung "V 10 B" hatte einen hochgesetzten Endführerstand und einen halbhohen Motorvorbau. Der Antrieb erfolgte über ein Viergang-Schaltgetriebe und eine Blindwelle mit Kuppelstangen. In den Jahren 1958-76 wurden insgesamt 591 dieser Loks vorwiegend an Industriebetriebe der DDR sowie in geringeren Stückzahlen an das Ministerium für nationale Verteidigung bzw. die Nationale Volksarmee (NVA) und ausländische Abnehmer geliefert.

Die DR entwickelte auf Basis der V 10 B ihre neue Rangierlok V 15 mit einem stärkeren Motor und hydraulischer Kraftübertragung. Die V 15 wurde ab 1959 in mehreren Serien beschafft und ab 1970 als Baureihe 101 bzw. bei der DBAG als Baureihe 311 umgezeichnet. Ab 1968 wurde die äußerlich ähnliche Baureihe V 23 (für Werkbahnen V 18 B und V 22 B) mit wesentlich stärkerer Leistung ausgeliefert, die ab 1970 als Baureihe 102 und bei der DBAG als Baureihe 312 geführt wurde. Die V 10 B läßt sich von den DR-Loks an der leicht rückwärtig geneigten Stirnseite des Motorvorbaus und dem senkrechten Steg über dem Kühlergrill unterscheiden.

Mit der deutschen Wiedervereinigung 1990 gelangten auch einige V 10 B in den Bestand der Bundeswehr. 1996 wurden drei dieser Maschinen über die VEBEG* an den dänischen Schrotthandel "Dansk Genbrug" in Esbjerg veräußert, wo sie 1997 von der "Privat Banen Sønderjylland" (PBS) erworben wurden. Zwei der Loks erhielten die Betriebsnummern PBS M 1-2, die dritte wurde als Ersatzteilspender zerlegt. Die Loks trafen in NVA-oliv (TGL 2425 oliv, ähnlich RAL 6003) bei der PBS ein. M 1 erhielt ein neues, grün/weißes Farbschema mit Werbeaufschriften der "Tønder Bank" und wurde auf den Namen "Karl" getauft, M 2 erhielt eine neue Lackierung mit schwarzen Aufbauten und rotem Fahrwerk. Beide Loks wurden anscheinend kaum eingesetzt und bereits vor dem Konkurs der PBS im Jahre 2001 in Tønder abgestellt.

* = Die VEBEG ist das Verwertungsunternehmen des Bundes zur Veräußerung von Material aus Beständen der Bundeswehr und anderer öffentlicher Auftraggeber.


Zum Verbleib der einzelnen Loks s. Fahrzeugliste.


Technische Daten PBS V 10 B
Anzahl 3
Hersteller LKM
Baujahr 1961, 1963, 1968
Achsfolge B
Länge über Puffer 6.940 mm
Achsstand 2.500 mm
Motor 6 KVD 14,5 SRL (Dieselmotorenwerk Schönebeck), 6 Zylinder
Leistung 75 kW (102 PS) bei 1.500 U/min
Kraftübertragung dieselmechanisch
Höchstgeschwindigkeit 30 km/h
Dienstgewicht 18,0 t

Abbildungen:

DK3979 DK2398 DK10272

DK2397


V 10 B anderer Betreiber und Schwesterbaureihen der DR:

DK14411 DK14412

DK2400 DK2401 DK2943 DK2402


Die Lok V 23 053 / 102 053-6 (LKM 262 102 / 1968) wurde bereits 1974 ausrangiert und 1984 als Speicherlok umgebaut mit einem neuen Vorbau zur Aufnahme der Akkuzellen. Das Fahrzeug mit der Bezeichnung "ASF 02" blieb ein Einzelstück, diente bis 2013 zum internen Verschub in Karl-Marx-Stadt bzw. Leipzig und blieb schließlich beim "Eisenbahn-Club-Aschersleben e.V." (ECAe.V.) erhalten.

DK14402


Quellen:
Glatte, W. (1981): Diesellokomotiven deutscher Eisenbahnen. Düsseldorf: Alba Buchverlag.
Paulsen, Patrick: Rangierdiesel, www.rangierdiesel.de



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