1925 schloß
die "
Nakskov Skibsværft A/S" eine
Lizenzvereinbarung mit der schwedischen "Nydqvist & Holm AB" (NOHAB)
über die Verwendung hydraulischer Wandler "System Nydqvist". An
diese Form der Kraftübertragung knüpften sich große
Hoffnungen, da sie gegenüber der elektrischen Transmission
günstiger in der Anschaffung und weniger wartungsaufwändig
im Betrieb war. Allerdings war die Konstruktion zum Zeitpunkt des
Vertragsschlusses erst in zwei Versuchsträgern realisiert
worden. Beim System Nydqvist übertrug eine Zentrifugalpumpe das
Motordrehmoment auf ein Fluid, das aus einem Wasser-Glycerin Gemisch
bestand und über eine Rohrleitung zur Sekundärseite des
Getriebes geführt wurde. Hier wurde das Drehmoment von drei
Turbinenrädern aufgenommen, die in Abhängigkeit der
geforderten Geschwindigkeit eingekuppelt werden konnten. Der
Turbinenwelle war ein Wendegetriebe nachgeschaltet, das über
eine Blindachse und Kuppelstangen auf die Treibachsen wirkte.
Die Lizenzvereinbarung sicherte der Nakskov Skibsværft die
Vertriebsrechte für das System Nydqvist in Dänemark und in
Siam (heute Thailand). Als erstes Projekt war eine Lokomotive mit
einer Leistung von 200 PS vereinbart, von der die Nakskov Skibsværft
ein Exemplar für Demonstrationszwecke zu bauen hatte. NOHAB
lieferte den Fahrzeugrahmen inklusive des Fahrwerkes und der
Getriebeeinheit. Die Nakskov Skibsværft baute den Fahrzeugkasten
nach NOHAB-Plänen und übernahm die Endmontage. Der Motor stammte von
der "
A/S Holeby Dieselmotor Fabrik".
Der Fahrzeugkasten der Lok war vollständig aus Stahl aufgebaut und
orientierte sich in der Gestaltung an den schwedischen E-Loks der
Zeit. An beiden Enden des Fahrzeuges waren Führerstände mit
Übergängen an den Stirnseiten eingerichtet. Neben dem
Maschinenraum gab es auch einen Traglastenraum mit seitlichen
Schiebetüren.
Bereits vor Fertigstellung der ersten Lok gelang es der Nakskov Skibsværft,
die drei Privatbahnen "Næstved-Præstø-Mern
Banen" (NPMB), "Troldhede-Kolding-Vejen Jernbane"
(TKVJ) und die "Skive-Vestsalling Jernbane" (SVJ) zum Kauf
einer dieselhydraulischen Lok zu bewegen. Alle drei Bahnen
interessierten sich zu dieser Zeit bereits für dieselelektrische
Lokomotiven und ließen sich vermutlich durch den rund 10 %
günstigeren Preis umstimmen. Als erste Lok wurde NPMB M 6
ausgeliefert und erprobt. Dabei zeigte sich, daß nur ein
enttäuschend kleiner Teil der installierten Motorleistung auf
die Schiene gebracht werden konnte und daß das Getriebefluid
zum Überhitzen neigte. Nach einer Überarbeitung des
Strömungsgetriebes folgten 1927 weitere Probefahrten mit
besseren Ergebnissen, die aber ebenfalls weit unter den Erwartungen
blieben. Alle drei Privatbahnen annulierten daraufhin ihre
Bestellungen und erhielten Kompensationszahlungen. Zu diesem
Zeitpunkt war die Lok der TKVJ bereit für die Auslieferung,
während von der SVJ-Lok nur der Rahmen und das Fahrwerk
existierten. Die Fahrzeuge wurden von NOHAB zurück genommen und
in den 1930er Jahren verschrottet.
Technische Daten NPMB M 6, TKVJ -, SVJ -: |
Anzahl |
3 |
Hersteller |
Nakskov |
Baujahr |
1926, 1927 |
Bauart |
1' B 1' |
Länge über Puffer |
11.600 mm |
Motor |
Holeby, 8 Zylinder |
Leistung |
148 kW (200 PS) bei 530 U/min |
Kraftübertragung |
dieselhydraulisch |
Höchstgeschwindigkeit |
60 km/h |
Dienstgewicht |
40,0 t |
Packraum: Zuladung / Fläche |
- t / - m² |
Abbildungen:
Schwedische NOHAB-Kunden:
Gleichzeitig mit den
dänischen Lizenzbauten lieferte NOHAB auch Fahrzeuge mit
dieselhydraulischer Transmission an schwedische Abnehmer. Hierzu
zählte eine Lok für die "Uddevalla-Vänersborg-Herrljunga
Järnväg" (UWHJ) sowie fünf Triebwagen für
verschiedene Bahngesellschaften. Die ersten Betriebsergebnisse
glichen den enttäuschenden Erfahrungen aus Dänemark und so
wurden auch diese Aufträge annulliert.
Zum Verbleib der einzelnen Loks s. Fahrzeugliste
Quellen:
Christensen, Peter & Poulsen, John (2005): Motor Materiel 6: Motormateriellet fra danske
fabrikker før 1932. Smørum: bane bøger.
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