Steckbrief "Lint 41"


Der LINT ("Leichter Innovativer Nahverkehrstriebwagen") war eine Konstruktion der Firma Linke-Hofmann-Busch (LHB) Salzgitter. Diese wurde 1994 vvom französischen GEC-Alsthom-Konzern übernommen, wo der LINT innerhalb der CORADIA-Familie vermarktet wird. Die ein- und die zweiteilige Varianten wurden nach ihrem gerundeten Längenmaß bezeichnet: Der einteilige LINT 27 hatte einen durchgehenden Wagenkasten, LINT 41 bestand aus zwei motorisierten Einheiten, die über ein gemeinsames Jacobs-Drehgestell verbunden waren. Die Fahrzeuge wurden in Leichtbauweise ausgeführt und mit schadstoffarmen Motoren ausgerüstet. Bis zu drei LINT 41 konnten in Mehrfachtraktion gefahren werden. Im Niederflurbereich erleichterten behindertenfreundlich dimensionierte Türen den Einstieg, wobei der LINT 41 auch mit einem auf 780 mm erhöhten Niederflurbereich als LINT 41/H angeboten wurde. LINT 27 und 41 wurden bei der Deutsche Bahn AG (DBAG) als Baureihe 640 (LINT 27) bzw. 648 (LINT 41) in Dienst gestellt. Am 2. November 2011 verließ der 500. Coradia Lint das Alstom Werk in Salzgitter.

In Dänemark entschieden sich drei Betreiber für den LINT 41, von denen ARRIVA den LINT 41 zunächst mit Leihfahrzeugen im Land bekannt machte. Die Einrichtung der dänischen Fahrzeuge wurde großzügiger ausgelegt als bei den deutschen Mustern und entsprach u.a. in der Beinfreiheit der ersten Klasse:

Die britische ARRIVA konnte 2001 die Ausschreibung von fünf jütländischen Strecken gegen die DSB für sich entscheiden, deren Angebot als unrealistisch niedrig abgewiesen wurde. Weiterhin übernahm ARRIVA verschiedene Busrouten und die kopenhagener Metro. Den Bahnbetrieb begann ARRIVA mit von der DSB angemieteten MR/MRD-Triebzügen, die ab 2004 durch 29 LINT 41 mit den Betriebsnummern AR 01-AR 29 abgelöst werden. Die neuen Fahrzeuge hatten einen um 33 % geringeren Verbrauch als die MR/MRD und wurden von der britischen Angel Trains geleast. 15 MR/MRDs wurden zusätzlich für Ausfälle und Spitzenbelastungen vorgehalten. 2010 wurde Arriva von der DBAG übernommen und weitere 12 LINT 41 für neu gewonnene Strecken in Jütland beschafft. Gleichzeitig wurde der Betrieb einer neuen Werkstatt zur Wartung der Fahrzeuge in Struer aufgenommen. Die beiden LINT 41-Generationen ließen sich nicht in gemischter Doppeltraktion betreiben, da sie mit unterschiedlichen Softwareversionen ausgestattet waren.

Die Bahngesellschaft Lokalbanen A/S (LB) enstand 2002 als Zusammenschluß der Privatbahnen im Raum Kopenhagen. Zur einheitlichen Modernisierung des Fahrzeugparks wurden insgesamt 27 LINT 41 bestellt und ab August 2006 ausgeliefert. Nach ausführlicher Erprobung und Personalschulung nahmen die ersten Züge den Dienst auf der Frederiksværkbanen zwischen Hundested und Hillerød auf. Die feierliche Einweihung erfolgte am 7. Oktober 2006 durch seine königliche Hoheit Kronprinz Frederik von Dänemark, der den Premierenzug höchstselbst steuerte. Die Züge wurden lichtgrau lackiert, die Wagenenden waren gelb abgesetzt.

Mitte 2006 folgten die Vestsjællands Lokalbaner A/S (VL, vormals OHJ-HTJ) mit einer Bestellung von neun LINT 41, die ab 2007 ausgeliefert wurden. Das Design der Fahrzeuge in Lichtgrau mit dunkelblauem Fensterband und roten Fronten wurde aus dem Farbschema der IC 2-Triebzüge abgeleitet. Zum 01.01.2009 ging die Vestsjællands Lokalbaner A/S zusammen mit den Privatbahnen LJ, ØSJS, OHJ und HTJ in der neugegründeten Regionstog A/S (RT) auf. Dieser neue Betreiber orderte weitere fünf LINT 41 im gleichen Design, deren Auslieferung für die erste Jahreshälfte 2009 erfolgte. Zusätzlich wurden die zwei LINT RT ..33 und RT ..34 übernommen, die ursprünglich für die LB vorgesehen waren. Diese Fahrzeuge behielten zunächst das lichtgrau/gelbe Farbschema der LB und waren lediglich durch das RT-Logo gekennzeichnet. Anfang 2014 wurden die Fronten der beiden Triebwagen durch das Aufbringen roter Folien an das RT-Farbschema angenähert.

Die Vestbanen (VLJ) erwarben 2012 zwei LINT 41, die in den Pool der Betreibergesellschft ARRIVA eingereiht wurden und auch deren Farbgebung erhielten.

Im Juni 2015 bestellte die Nordjyske Jernbaner A/S (NJ) 13 LINT 41, die ab Herbst 2017 verfügbar sein sollen. Die Triebzüge werden jeweils 125 Sitz- und 135 Stehplätze bieten und sollen für eine Höchstgeschwindigkeit von 140 km/h zugelassen werden. Mit den neuen Fahrzeugen beabsichtigt die NJ ihr Verkehrsangebot in Nordjütland zu erweitern. Das Farbschema der NJ war blau mit weißen Türen und einer neuen Ornamentik. Die NJ stellte 2018 den Betrieb ihrer Triebwagenflotte auf GTL-Treibstoff (Gas-To-Liquids) um, einem aus Erdgas synthetisierten Kraftstoff mit geringen Anteilen an Schwefel und aromatischen Verbindungen. Im Vergleich zu Diesel auf Mineralölbasis, reduzierte dieser Treibstoff den Partikelausstoß um rund 25 % und verminderte die Emissionen von Stick- und Schwefeloxiden. Die Umstellung erforderte motorseitig keinerlei bauliche Veränderungen. 2019 wurde eine Option über vier weitere LINT 41 eingelöst, die ein neues Farbschema mit 2 Blautönen erhielten.

Auch die zur Connex-Gruppe (seit 2006 Veolia) gehörende "Nord Ostsee Bahn" (NOB) besitzt neun Lint 41 Garnituren, die gelegentlich auf der Verbindung Niebüll-Tønder im Einsatz sind. Regulär wird diese Strecke aber mit dem Triebwagen VT 411 vom Typ NE81 bedient.


Technische Daten "Lint 41":
Anzahl 103
Hersteller Alstom LHB
Baujahre 2004-2021
Achsfolge B' 2' B'
Länge über Kupplung 41.810 mm
Motor 2 x MTU 6R183TD13H
Leistung 2 x 315 kW (2 x 428 PS), Euro III
Kraftübertragung dieselhydraulisch
Höchstgeschwindigkeit 120 km/h
Dienstgewicht 65,5 t
Sitzplätze + Klappsitze 103 + 11, 1 WC*

* = Ausstattung der ARRIVA-Triebzüge.


Abbildungen:

LINT 41 bei ARRIVA

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Werbefolien auf ARRIVA LINT 41

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Anthon Berg Weinachtszug 2013-15
Weihnachten 2013 überraschte die Confiserie "Anthon Berg A/S" mit einem Sonderzug, der am 21. Dezember 320 Studenten gratis die Heimreise von Kopenhagen in andere Landesteile ermöglichte. Die Aktion stand unter dem Motto "YOU CAN NEVER BE TOO GENEROUS" und forderte die Teilnehmer zu entsprechendem Handeln auf. Gefahren wurde der Zug von ARRIVA, die ihre LINT 41-Triebzüge AR 2048 und 2053 einsetzte und damit erstmals auf Seeland aktiv war. AR 2048 wurde zu diesem Anlaß mit einer Folienbeschichtung versehen, die das Fahrzeug in Magenta erscheinen ließ und das Motto der Aktion sowie das Anthon Berg-Logo zeigte. Da die LINT 41 nicht für die Beförderung von Fahrgästen über die Storebælt-Brücke zugelassen waren, mußten die Reisenden für die Etappe Korsør-Nyborg in Busse umsteigen, die von "Fynbus" gechartert wurden. Der Weihnachtszug bediente die Haltepunkte København H, Roskilde, Ringsted, Slagelse, Korsør, Nyborg, Odense, Fredericia, Vejle, Skanderborg, Aarhus, Langå, Randers, Hobro und Ålborg.

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2014 wurde die Aktion wiederholt, wobei ARRIVA die LINT 41 AR 1019 und 1006 mit Folien in den Farben der "Anthon Berg A/S" versah. Das Angebot wurde erweitert und ermöglichte am 20. Dezember für Studenten eine kostenlose Reise zwischen Kopenhagen und Aalborg bzw. Esbjerg. Auch 2015 organisierte die Anthon Berg A/S den Weihnachtszug mit ARRIVA. 2016 wurden das Angebot dagegen komplett mit Bussen abgewickelt, die mittels Klebefolien ebenfalls im Anthon Berg-Weihnachtsdesign in Magenta geschmückt waren

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LINT 41 bei der Lokalbanen A/S

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LINT 41 bei der Vestsjællands Lokalbaner bzw. der Regionstog

DK2449 DK2452 DK2707 DK3704

DK4028 DK4030 DK3687 DK7849 DK11958


LINT 41 bei der Nordjyske Jernbaner A/S

DK8607 DK8957 DK8960 DK8986 DK10608

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LINT 41 im Probebetrieb und im grenzüberschreitenden Verkehr

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LINT 41 anderer Betreiber

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Zum Verbleib der einzelnen Triebzüge s. Fahrzeugliste.


Quellen:
Alstom: www.transport.alstom.com
Anthon Berg A/S: www.anthonberg.com
Jensen, Ole (2002): Arriva´s nye tog. Jernbanen 4/2002: 36-39.

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