HANOMAG 1´ B:
Die "Hannoversche Maschinenbau AG (vormals Georg Egestorff)" in Hannover-Linden
(Hanomag) entwickelte unter Leitung ihres Chefkonstrukteurs August v.
Borries eine leichte Nebenbahnlok nach den Forderungen verschiedener
Privatbahnen aus Dänemark und Schweden. Es handelte sich
um eine Tenderlok mit einer führenden Lenk- sowie zwei
Kuppelachsen, die von einer Naßdampfmaschine mit zwei Zylindern
und Allan-Steuerung angetrieben wurden. Das Speisewasser wurde in
einem Wasserkasten im Plattenrahmen mitgeführt, die
Kohlebehälter waren vor dem Führerhaus auf dem Umlaufblech
angeordnet. In den Jahren 1883-1904 wurden insgesamt 12 dieser
Lokomotiven an die dänischen Privatbahnen "Bogensebanen"
als
NFJ 3-6, an die "Odderbanen" als
HHJ 1-4 sowie an die
"Juelsmindebanen" als
HJJ 1-4 geliefert. Die Loks blieben
weitgehend unverändert bis Anfang der 1930er Jahre im Dienst,
lediglich HJJ 2 wurde 1921 mit einem Überhitzer versehen und mit
einer neuen Heusingersteuerung ausgestattet. Keine der Loks blieb
erhalten. Weitere 10 Hanomag-Loks gingen an insgesamt 5 Privatbahnen in Schweden.
Deutsche Nachbauten:
Die leichten Hanomag-Tenderloks mit der Achsfolge 1‘ B
zeigten sich so gelungen, daß andere Bahnen weitere Loks in
ähnlicher Ausführung bei verschiedenen Herstellern
orderten. Dazu zählten die "Lemvig-Thyborøn
Jernbane" und die Vemb-Lemvig Jernbane", die ihre Loks
1897-1900 als
LTJ 4-6 und
VLJ 1-2 bei der "Märkische
Lokomotivfabrik" in Berlin-Schlachtensee bzw. bei deren
Nachfolger "Orenstein & Koppel" (O&K) in
Berlin-Drewitz bestellten. Weitere Varianten entstanden für die
"Vandelbanen" als
VVJ 1-3 bei der "Märkische
Lokomotivfabrik" und für die "Frederiksværkbanen"
als
HFJ 1-3 bei der "Arnold Jung Lokomotivfabrik GmbH" in Jungenthal.
VULCAN 1´ B:
Ein weiterer Nachbau der Hanomag 1‘ B-Tenderloks entstand bei dem dänischen
Waggonbauer "
A/S Vulcan, C. F. Kiehn",
der 1900 mit dem Bau von Lokomotiven begann. Vulcan nutzte die Loks
der VVJ als Vorlage, verwendete aber kleinere Kessel. In den Jahre
1900-03 wurden insgesamt 9 dieser Loks an die "Kertemindebanen"
als
OKDJ 1-3, an die "Ebeltoftbanen" als
ETJ 1-3 sowie an
die "Vestbanen" als
VNJ 1-3 geliefert. Die Vulcan-Loks
wurden 1917-21 in den Werkstätten der SFJ mit neuen Kesseln und
Überhitzern sowie mit neuen Zylindern und einer neuen
Heusingersteuerung versehen.
Die Einsatzzeit der HANOMAG 1´ B und ihrer Nachbauten erstreckte
sich bis in die 1950er Jahre, keine der Loks blieb erhalten.
Technische Daten zu HANOMAG 1´ B, VULCAN 1´ B: |
|
HANOMAG 1´ B |
VULCAN 1´ B |
Anzahl |
12 |
9 |
Hersteller |
Hanomag |
Vulcan |
Baujahre |
1883-1904 |
1900-03 |
Bauart, Steuerung |
1´ B n2T, Allan |
1´ B n2T, Allan |
Länge über Puffer |
6.120 mm |
6.767 mm |
Rostfläche |
0,7 m² |
0,8 m² |
Verdampfungsheizfläche |
41,2 m² |
28,8 m² |
Kesselüberdruck |
12 atm |
12 atm |
Zylinder-Ø |
270 mm |
290 mm |
Kolbenhub |
460 mm |
450 mm |
Treib- und Kuppelrad-Ø |
1.150 mm |
1.150 mm |
indizierte Leistung |
-- PS |
-- PS |
Höchstgeschwindigkeit |
40 km/h |
45 km/h |
Dienst- / Reibungsgewicht |
18,7 t / 12,6 t |
19,0 t / 13,0 t |
Vorrat Wasser / Kohle |
2,4 m³ / 0,7 t |
2,4 m³ / 0,7 t |
Abbildungen:
HANOMAG 1´ B:
Deutsche Nachbauten:
VULCAN 1´ B:
Zum Verbleib der einzelnen Loks s.
Fahrzeugliste
Quellen:
Bay, William (1977): Danmarks damplokomotiver. Herluf Andersens Forlag.
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