Die nach 1945 in Europa stationierten
US-Streitkräfte "United States Army Europe" (USAREUR)
nutzten die Logistikeinheit "United States Army Transportation
Corps" (USATC) für Transportaufgaben. Diese Einheit
verfügte bei ausgewählten Bahnhöfen über eigene
Areale und betrieb diverse Eisenbahnfahrzeuge. Während für
den Verschiebedienst Dieselloks aus Beständen der US-Army zum
Einsatz kamen, wurde für den Personenverkehr brauchbares
Material requiriert. In der westdeutschen Besatzungszone der USA
zählten dazu rund 80 Reisezugwagen sowie 24 ex DRG-Triebwagen
inkl. je 4 Schnelltriebwagen der Bauarten SVT 137 "Hamburg"
und SVT 137 "Köln". Die Triebwagen wurden im Laufe der
1950er Jahre zurückgegeben und durch Neufahrzeuge der Bauarten
VT 33.8 und VT 08.8 ersetzt,
die für verschiedene Einsatzbereiche eingerichtet waren: Salontriebwagen standen
hochrangigen Persönlichkeiten wie dem Oberkommandierenden der
USAREUR und dem US-Botschafter in Deutschland zur Verfügung. Die
Salontriebwagen waren mit leistungsfähigen Funkanlagen versehen
und konnten somit auch als mobile Leitstellen genutzt werden, ihre
Fahrpläne und Einsätze unterlagen daher strenger
Geheimhaltung. Einfacher ausgestattete Salontriebwagen wurden u.a.
für Erholungsreisen von Offizieren genutzt. Lazarettzüge
dienten dagegen zum Verlegen von Patienten zwischen den
Krankenhäusern der US-Streitkräfte. Der Betrieb der
Fahrzeuge erfolgte durch die DB, die Lokführer und Techniker
stellte, Küchenpersonal und Servicekräfte für die
Salontriebwagen kamen von der DSG.
Die "Deutsche Waggon- und Maschinenfabrik" (DWM) in Berlin lieferte 1957 drei
einteilige Salontriebwagen (One Car Command Train) an das USATC, die im DB-Nummernplan
als Baureihe VT 33.8 (ab 1969: 633.8) geführt wurden. Dabei handelte es sich um
Drehgestell-Triebwagen, deren äußere Erscheinung den
DB-Akkutriebwagen der Baureihe ETA 150 (ab 1968: Baureihe 515)
ähnelte. Die doppelt vorhandene Antriebsanlage der VT 33.8 war
unter Flur angeordnet. Je ein liegender Dieselmotor Daimler-Benz MB
846 B wirkte über ein Voith-Turbogetriebe Type T 33 yA und ein
Mylius-Achswendegetriebe Type Dh 15 auf die innenliegende Achse eines
Drehgestells. Auch die Kühlanlage war unter dem Fahrzeugboden
angeordnet, der Kraftstoffvorrat von 1000 l wurde im Hohlraum der
Kastenlängsträger mitgeführt. Im Regelfall wurden
beide Antriebsanlagen verwendet, die Fahrzeuge ließen sich aber
auch mit nur einem Motor betreiben. An beiden Enden der Fahrzeuge war
ein Führerstand eingerichtet, gefolgt von einem Einstiegraum.
Die Aufteilung des Nutzraumes richtete sich nach dem besonderen
Verwendugszweck: An einem Ende war eine Küche eingerichtet, an
der ein Seitengang vorbeiführte. Hierauf folgte ein Speise- und
Konferenzraum, der die gesamte Wagenbreite ausnutzte und 9 Sitzplätze
bot. Die weiteren Räume waren wieder von einem Seitengang aus zu
erreichen, wobei es sich um einen Salon mit zwei Betten, 4
Schlafwagenabteile mit 2-3 Betten sowie Dusch- und WC-Räume
handelte. Die Fahrzeuge waren voll klimatisiert und mit einer
Funkanlage ausgerüstet.
Alle drei VT 33.8 waren auf dem Gebiet der
Bundesrepublik Deutschland stationiert (VT 33 801 in Heidelberg, VT
33 802 in Stuttgart und VT 33 803 in Frankfurt a. M.). Die Fahrzeuge
wurden europaweit eingesetzt und zumindest VT 33 801 wurde 1959 auch
für den Betrieb in Dänemark zugelassen (ein Foto zeigt das
Fahrzeug 1965 in der Station Østerport). Bei Lieferung
erschienen die Triebwagen in dunkelgrün, VT 33 803 erhielt um
1970 ein neues Farbschema in Königsblau mit dem Fensterband in
creme und ca. 1985 in rot mit dem Fensterband in creme. Alle Wagen
waren bis 1990 ausgemustert, lediglich VT 33 801 blieb in einer
privaten Fahrzeugsammlung im belgischen Maldegem erhalten. Nach dem
Ableben des Eigentümers ist der weitere Verbleib nicht bekannt.
Technische
Daten USATC VT 33.8: |
Anzahl |
3 |
Hersteller |
DWM |
Baujahr |
1957 |
Achsfolge |
(1A') (A1)' |
Länge über Puffer |
24.540 mm |
Drehzapfenabstand |
17.000 mm |
Motor |
2 x Daimler-Benz MB 846 B, 6 Zylinder |
Leistung |
2 x 165 kW (225 PS) bei 1.500 U/min |
Kraftübertragung |
dieselhydraulsch |
Höchstgeschwindigkeit |
100 km/h |
Dienstgewicht |
53,0 t |
Einrichtung |
1 Küche, 1 Konferenzraum,
1 Salon, 4 Schlafwagenabt. |
Abbildungen:
VT 33 801:
VT 33 803:
Zum Verbleib der einzelnen Fahrzeuge s. Fahrzeugliste.
Quellen:
Deutsche Waggon- und Maschinenfabriken GmbH Berlin (1957): Firmenbroschüre (Abschrift auszugsweise bei: www.feldbahn-riedlhuette.de).
Elkins, Walter: U.S. Army in Germany, www.usarmygermany.com
Lehmann, Heinrich & Pflug, Erhard (1956): Der Fahrzeugpark der Deutschen Bundesbahn und neue von der
Industrie entwickelte Schienenfahrzeuge. Georg Siemens Verlagsbuchhandlung Berlin und Bielefeld.
Poulsen, John (2013): Motor Materiel 8: Motormateriellet fra tyske fabrikker efter 1945. Smørum: bane bøger.
Staudt, Ulrich-Peter & Heinrisch, Rudolf (2009): Militärtransporte auf der Schiene - Band 2 - US Army in Deutschland.
Eisenbahn-Journal Exklusiv 1/2009, VGB VerlagsGruppeBahn.
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