1912 beschloß
die SJ die Entwicklung einer leistungsfähigen Schnellzuglok zur
Beschleunigung des Reiseverkehrs auf den Hauptverbindungen Stockholm-
Göteborg bzw. Malmö. Gefordert wurde eine Lok, die einen
Schnellzug von 350 t in der Ebene mit 100 km/h und auf einer Steigung
von 1:100 mit 60 km/h befördern konnte. Die Leitung des Projekts
übernahm der SJ-Chefkonstrukteur Carl Flodin (1868-1947), der
bereits verschiedene schwedische Dampfloks erfolgreiche realisiert
hatte. Als Vorbild der neuen Baureihe diente die Klasse C der
Württembergischen Staatsbahn, eine "Pacific" mit 2' C
1'-Achsfolge und Vierzylinder-Verbundtriebwerk. Verschiedene Merkmale
verliehen der Konstruktion ein unverwechselbares Erscheinungsbild:
Die außenliegenden Niederdruckzylinder waren zur Treibachse hin
geneigt ausgeführt. Die Treib- und die Kuppelachsen waren mit
Gleitlagern versehen. Die Laufachsen liefen dagegen in Wälzlagern,
die in außenliegenden Rahmen geführt wurden. Optisch
auffällig waren die kegelförmige Rauchkammertür sowie
das windschnittige Führerhaus, dessen spitz auslaufendes Dach
bis auf den Kessel heruntergezogen war. Wie in Schweden allgemein
üblich, war der Platz des Lokführers links angeordnet, auf
der rechten Seite der Stirnwand ermöglichte eine Tür den
Zugang vom Führerstand auf das Umlaufblech. Das Führerhaus
war das ganz aus Holz aufgebaut und mit Blech verkleidet. Die Lok wurde mit
einem großzügig bemessenen Tender versehen, der nach
amerikanischem Vorbild als "Semi-Vanderbilt"-Wannentender
ausgeführt war. Für die neue Baureihe wurde die Bezeichnung
F vorgesehen.
Die Fertigung der
Reihe F übernahm die "Nydqvist & Holm AB"
(NoHAB), die Anfang 1914 die erste Lok der Baureihe als F 1200
auslieferte. Bei umfangreichen Erprobungen wurden die konstruktiven
Vorgaben übertroffen und exzellente Laufeigenschaften
beobachtet, die höchste erreichte Geschwindigkeit lag bei 120
km/h. Bemängelt wurden die nur mäßigen
Anfahrleistungen auf Steigungen sowie der hohe Wartungsaufwand der
Verbunddampfmaschine. Für eine Serienfertigung wurden die
Laufachsen mit Gleitlagern versehen sowie das Verhältnis von
Heizfläche zu Überhitzerfläche geändert.
Insgesamt wurden 10 weitere Maschinen geordert, die als F 1201-1209
und F 1271 eingereiht wurden. Bereits 1926 begann die SJ mit der
Elektrifizierung ihrer Hauptstecken, wodurch das Einsatzspektrum der
Reihe F entfiel. Alle Maschinen wurden 1933-35 abgestellt und
schließlich 1937 zum Schrottwert an die DSB verkauft, wo sie
als Baureihe
E bis Ende der 1960er
Jahre eingesetzt wurden.
Die ehemalige SJ F
1200 (DSB E 964) wurde 1963 vom Schwedischen Eisenbahnmuseum in Gävle
erworben und in den Originalzustand versetzt. Die Lok ist seit 2002
wieder einsatzfähig und wird bei Museumsfahrten gezeigt. SJ F
1202 (ex DSB E 966) wurde 1999 ebenfalls an das Schwedische
Eisenbahnmuseum veräußert.
Technische Daten SJ F 1200-1209, 1271: |
Anzahl |
11 |
Hersteller |
NoHAB |
Baujahre |
1914-16 |
Bauart, Steuerung |
2' C 1' h4v, Heusinger |
Länge über Puffer |
21.315 mm |
Rostfläche |
3,6 m² |
Verdampfungsheizfläche |
189,3 m² |
Überhitzerfläche |
68,0 m² |
Kesselüberdruck |
13 atm |
Hoch- / Niederdruckzylinder-Ø |
420 mm / 630 mm |
Kolbenhub |
660 mm |
Treib- und Kuppelrad-Ø |
1.896 mm |
Laufrad-Ø vorn / himten |
984 mm / 1112 mm |
indizierte Leistung |
1.350 PS |
Zugkraft |
9.400 t |
Höchstgeschwindigkeit |
90 km/h |
Dienst- / Reibungsgewicht der Lok |
87,8 t / - t |
Tender: Achsfolge / Dienstgewicht |
2' 2' / 55,0 t |
Vorrat: Wasser / Kohle |
21,0 m³ / 6,5 t |
Abbildungen:
Zum Verbleib der einzelnen Loks s.
Fahrzeugliste
Quellen:
Bay, William (1977): Danmarks damplokomotiver. Herluf Andersens Forlag.
Dresler, Steffen (2006): DSB litra E. Særkrift nr. 27, Lokomotivets forlag.
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