Die ersten Eisenbahnen in Dänemark wurden nicht im Reichsgebiet, sondern in
den unter dänischer Verwaltung stehenden Herzogtümern
Schleswig, Holstein und Lauenburg angelegt. Als erste eröffnete
1844 die "Altona-Kieler Eisenbahn-Gesellschaft", die
Nord- und Ostsee miteinander verband. Der Bau und die Finanzierung
der Bahn wurde von dem britischen Konsortium "Peto, Brassey &
Betts" übernommen, das auch weitere Anlagen in Dänemark
plante. Es darf daher von nicht nur altruistischen Beweggründen
ausgegangen werden, als 1854 Mr. Morten Peto seiner Majestät
König Frederik VII einen prunkvollen Salonwagen verehrte. Die
Fachliteratur bezieht sich auf diesen Waggon als "den slesvigse
kongevogn" oder auch als "1845-kongevogn".
Der 1854-kongevogn wurde in England bei der "Eastern Counties Railroad" in
Stratford gebaut nach einer Konstruktion des Ingenieurs John Viret
Gooch. Die künstlerische Gestaltung übernahm der Architekt
und Bildhauer Alfred Stevens (*1818, †1875). Eine der Entwurfszeichnungen
von Gooch blieb in der Sammlung des "Victoria and Albert
Museums" erhalten und gilt heute als Referenz für den
Lieferzustand des Wagens. Der Wagenkasten war aus Holz aufgebaut, das Dach war
flachgewölbt ohne Oberlichaufbau. Das Fahrwerk war dreiachsig ausgeführt,
wobei die Radsätze Speichen aus Eichenhols aufwiesen, um die
Erschütterungen zu dämpfen. Die Raumaufteilung bot in der
Mitte einen großen Salon sowie je ein kleines Abteil an den
Wagenenden. Jedes Abteil konnte von beiden Seiten durch eine eigene
Tür betreten werden, an den Stirnseiten des Wagens gab es keine
Übergangsmöglichkeit. Die Einrichtung war prächtig
ausgeführt mit vergoldeter Ornamentik und Seidenbespannung an
Decke und Wänden. Die Decke war weiß gehalten, die Wände
und die Möbelbezüge waren hellblau ausgeführt. Die
Einrichtung bestand aus Sesseln, Sofas und Tischen mit polierten
Holzflächen. Die äußere Farbgebung des Wagens ist mit
rot bzw. rotbraun anzunehmen, die durch aufgemalte florale Girlanden
etc. geschmückt wurde.
Der Salonwagen wurde auf den Strecken der "Südschleswigsche Eisenbahn" (SE) genutzt
und geriet im Deutsch-Dänischen Krieg 1864 in preussische Hand. Als sich nach
dem Friedensschluß der Verkauf der Bahngesellschaft
abzeichnete, intervenierte der dänische Hof und reklamierte den
Wagen als königliches Eigentum. Das Fahrzeug wurde 1865 zunächst
nach Kopenhagen und 1868 nach Århus überführt, wo
eine gründliche Renovierung erfolgte. Der Wagen wurde bei "De
Jysk-Fynske Jernbaner" (JFJ) ab 1879 als
JFJ S 1 für
königliche Reisen genutzt und 1893 als
DSB SB 2 umgezeichnet. Um
1900 endete der Einsatz als Salonwagen und das Fahrzeug wurde 1904
als Inspektionswagen
DSB S 2 umgerüstet. Dabei entfiel die
prunkvolle Einrichtung und der Wagen erhielt an einer Stirnwand Fenster zur
Beobachtung der Strecke. Die mittlere Achse wurde entfernt und die verbliebenen
Radsätze gegen eine zeitgemäße Bauform getauscht.
1934 wurde der Wagen endgültig ausgemustert. Der Wagenkasten
blieb als Sommerhaus an wechselnden Standorten erhalten und wurde
1983 dem DJK geschenkt. Zeitweilig war der Wagen im ehemaligen
Aalholm Automobilmuseum auf Lolland untergestellt, wo eine
Instandsetzung geplant war. Heute ist das Fahrzeug in Danmarks Jernbanemuseum in Odense
zu besichtigen, wo auf eine Restaurierung zu Gunsten der Originalsubstanz verzichtet wurde.
Technische Daten: |
Anzahl |
1 |
Hersteller |
Stratford |
Baujahr |
1854 |
Länge über Puffer |
9.050 mm |
Achsstand |
4.880 mm (2.440 + 2.440 mm) |
zul. Höchstgeschw. |
- km/h |
Dienstgewicht |
10,5 t |
Einrichtung |
1 Salon, 2 Abt. |
Abbildungen:
Erste Entwürfe für den Salonwagen zeigten eine Konstruktion
mit 2 kurzgekuppelten Waggons:
Quellen:
Koefoed, Jens (1985): Frederik VIIs kongevogn. Jernbanen, 25. årgang no. 5: 130-131.
Nielsen, Frank (2004): Vognenes kongerække. Jernbanen 3/2004: 4-5.
Thestrup, Poul (1992): Danske kongevogne. Roskilde: bane bøger.
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