Der spätere König Frederik IX zeigte bereits als Kronprinz ein
großes Interesse am Eisenbahnwesen. So ließ er 1936 die
DSB mit einen selbstgezeichneten Entwurf wissen, wie ein
zeitgemäßer Salonwagen nach seiner Vorstellung auszusehen
habe. Die Vorgabe wurde von der DSB-Konstruktionsabteilung
ausgearbeitet und der Bau eines entsprechenden Wagens bei Scandia
beauftragt. Die Gestaltung der Einrichtung übernahm der
Architekt K. T. Seest in enger Abstimmung mit Königin
Alexandrine. Auch König Christian X äußerte sich: So
sollten u.a. die Fenster vollständig versenkbar ausgeführt
werden - ein unerläßliches Merkmal wenn Majestät
wünschte, seinen Untertanen huldvoll zu winken.
Der neue Salonwagen lief wie die zeitgenössischen Schnellzugwagen
auf Drehgestellen mit einem Achsstand von 3 m
und wurde in geschweißter Ganzstahlbauart ausgeführt. Die
Einstiegtüren waren gegenüber den Seitenwänden
zurückgesetzt und die Übergänge an den Stirnseiten mit
Faltenbälgen geschützt. Die Dimensionen und die technischen
Einrichtungen des Fahrzeuges erlaubten den Einsatz bei allen
europäischen Bahnverwaltungen ausgenommen Irland, Spanien und
Russland, bedingt durch die abweichenden Spurweiten. Die Farbgebung
ähnelte dem DSB-Farbschema in Weinrot mit gelben
Kassettenlinien, der Farbton der Grundlackierung trug aber die
Bezeichnung „persisk rød“ (Persisch Rot). Als
exklusives Merkmal führte der Wagen auf jeder Tür eine
Darstellung der dänischen Krone. Sofern sich der Monarch an Bord
seines Wagens befand, wurden an den Seitenwänden die königlichen
Wappen montiert, die in Metall gegossen und farbig lackiert
ausgeführt waren. Neben dem Wappen des dänischen Regenten
erschien hier auch das isländische Wappen: Island hatte am 1.
Dezember 1918 seine Souveränität von Dänemark erlangt,
behielt aber bis zur Gründung der Republik am 17. Juni 1944 den
dänischen König als Staatsoberhaupt. Nach der vollen
Eigenstaatlichkeit Islands wurde nur noch das königliche Wappen
Dänemarks am Salonwagen geführt.
Der prominenteste Raum des neuen Wagens war der Salon, der an einem Wagenende
angeordnet war und die volle Breite sowie rund ein Viertel der Länge
des Wagenkastens einnahm. Der übrige Teil des Wagens war mit
einem Seitengang eingerichtet, von dem aus die einzelnen Abteile
betreten werden konnten. Direkt neben dem Salon lagen die beiden
königlichen Schlafabteile, die durch einen gemeinsamen
Toiletten- und Duschraum getrennt wurden. Daran schloß sich der
Personalbereich für bis zu 10 Bedienstete an mit 4
Schlafabteilen und einem Toilettenraum. Am gegenüberliegenden
Wagenende war eine Anrichte mit Herdplatten, Kühlschrank etc.
sowie ein Packraum mit Heizkessel eingerichtet. Die Einrichtung des
Wagens war komfortabel und im seinerzeit modernen Stil ausgeführt:
Alle Wände waren mit verschiedenen Edelhölzern getäfelt.
Der Salon war mit luxuriösen Sesseln und Sofas ausgestattet, die
mit königsblauen Bezügen gepolstert waren. Zu den
technischen Annehmlichkeiten gehörte eine indirekte elektrische
Beleuchtung sowie ein Radioempfänger, der über eine
Dachantenne auch während der Fahrt genutzt werden konnte.
Doppelte Wände und schallschluckende Materialien sorgten für
eine akustische Isolierung der königlichen Räumlichkeiten.
Die Beheizung des Wagens erfolgte mittels Dampf, der im Zugverband
von der Lok entnommen oder im abgestellten Zustand in einem
koksgefeuerten Heizkessel erzeugt wurde.
Der neue Salonwagen wurde 1937 mit der Betriebsnummer
S 1 übergeben.
Das Fahrzeug fand allgemeinen Beifall, die wenigen Änderungswünsche
bezogen sich u.a. auf die zu geringe Anzahl von Aschenbechern und
dergleichen. Ab 1948 wurde S 1 mit den Steuerleitungen A+B für
die Zugsteuerung System ASEA-Åkerman nachgerüstet, so daß
der Wagen auch zwischen zwei Triebwagen der Reihe MO eingestellt
werden konnte. 1967 erfolgte die Umzeichnung als
S 001. 1983-84
erfolgte eine umfassende Modernisierung des Fahrzeuges und die
Erneuerung seiner gesamten technischen Ausrüstung: Der Wagen
erhielt neue Drehgestelle der Bauart Minden Deutz MD 36 von der
Linke-Hofmann-Busch GmbH (LHB) sowie eine neue Bremsanlage mit
Scheiben- und Magnetschienenbremsen. Die Endsektionen des
Wagenkastens wurden verlängert und die Übergänge mit
Gummiwulstdichtungen gesichert sowie mit eingebauten Schlußleuchten
ausgerüstet. Ferner entfiel die Dachantenne und die Fenster
wurden mit Verbundglasscheiben versehen. Auch das elektrische System
wurde erneuert und kompatibel zu den europäischen Netzen
ausgelegt. Die Heizung wurde auf elektrischen Betrieb umgestellt,
konnte bei Bedarf aber auch mit Öl befeuert werden. Die
Raumaufteilung des Wagens blieb unverändert, die Einrichtung
wurde komplett modernisiert: Die Verkleidungen der Wände und
Decken sowie die Bodenbeläge wurden erneuert. Der Gestaltung der
neuen Inneneinrichtung entstand unter der maßgeblichen
Beteiligung von Königin Margrethe II, die auch die Stoffe für
die Bezüge der Sitzmöbel entwarf. Als Wandschmuck wurden
Gemälde des Malers Helge Refn mit maritimen Motiven gewählt.
An technischen Neuerungen wurden moderne Kommunikationsmittel sowie
eine komfortable Miniküche im Servicebereich installiert. Auf
ausdrücklichen Wunsch ihrer Majestät wurde das
traditionelle Farbschema des Wagens beibehalten.
Die Jungfernfahrt des S 1 erfolgte am 26. September 1937 anläßlich
des Geburtstages König Christian X, der bei dieser Gelegenheit
auch die Storstrømbro zwischen Seeland und Falster einweihte.
Der Wagen wurde vom Königshaus auf zahllosen Fahrten innerhalb
Dänemarks und im europäischen Bahnnetz genutzt. In
besonderen Fällen stand der Wagen auch ausländischen
Staatsgästen zur Verfügung. Selbstverständlich wurde
der S 1 bei Trauerfällen im Königshaus in
"
Det kongelige båretog"
eingereiht (1947, 1952, 1972 und 2000).
Die letzte offizielle Fahrt erfolgte 2001, bevor der Wagen an
Danmarks Jernbanemuseum in Odense abgegeben wurde, wo er seit 2009
besichtigt werden kann. Dabei wurden einzig die Gemälde des Malers
Helge Refn für den neuen Salonwagen entnommen und durch Kopien ersetzt.
Vor der Übergabe ihres S 1 von 1937 gönnte
sich Königin Margrethe II die kleine Albernheit, ihren Namen in
die Scheibe ihres Schlafabteils zu ritzen, wie es seinerzeit übrigens
auch ihr Vater getan hatte. Der Nachfolgewagen erhielt ebenfalls die
Bezeichnung
S 001 und
wurde 2001 in Dienst gestellt.
Technische Daten: |
|
S 1 (Lieferzustand) |
S 1 (nach Modernisierung) |
Anzahl |
1 |
1 |
Hersteller |
Scandia |
DSB Cvk |
Baujahr |
1937 |
1984 |
Länge über Puffer |
23.500 mm |
23.500 mm |
Drehzapfenabstand |
16.000 mm |
16.000 mm |
Achsstand im Drehgestell |
3.000 mm |
2.500 mm |
zul. Höchstgeschw. |
120 km/h |
160 km/h |
Dienstgewicht |
44,6 t |
46,0 t |
Einrichtung |
|
|
Abbildungen:
DSB S 1 (Lieferzustand):
DSB S 1 nach Modernisierung:
Wappenschilde:
Quellen:
Danmarks Jernbanemuseum: www.jernbanemuseet.dk
Nørgaard Olesen, Thomas (2004): Bygningen af kongevognen fra 1937. Jernbanen 3/2004: 6-9.
Nørregård, Georg (1961): Vognfabrikken Scandia Randers 1861-1961. Randers: Scandia.
Søndergaard, Ole (2004): 1984 - renoveringen af S1 fra 1937. Jernbanen 3/2004: 10-11.
Thestrup, Poul (1992): Danske kongevogne. Roskilde: bane bøger.
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