Das Kraftwerk
Als Reaktion auf den Preisschock der Ölkrise 1973-74 baute die I/S
Vestkraft das kohlegefeuerte Heizkraftwerk "Herningværket",
das nach seinem Standort Herning im südwestlichen Jütland benannt
wurde. Die Versorgung mit Brennstoff erfolgte auf dem Schienenweg vom
Nordseehafen Esbjerg aus. Die I/S Vestkraft stellte hierzu eigene
Wagen sowie die Einrichtungen zum automatischen Be- und Entladen bereit,
die DSB übernahm die Zugförderung. Der Bedarf lag jährlich
bei 200.000 t Kohle und 20.000 t Schweröl. Die Transporte
endeten, als das Kraftwerk 2000 zunächst auf Erdgas- und
2002 hauptsächlich auf Holzfeuerung in Form von Hackschnitzeln umgestellt
wurde. Seit 2009 wird das Kraftwerk ausschließlich mit nachwachsenden
Brennstoffen betrieben und arbeitet somit CO
2-neutral. Das
Werk produziert 95 MW Strom und 174 MJ/s Fernwärme. Die "I/S
Vestkraft" war Teil der "ELSAM Kraft A/S", die 2006 ihrerseits
bei dem Zusammenschluß der dänischen Energieproduzenten "Dansk Olie og
Naturgas A/S" (DONG), "ENERGI E2", "Nesa", "Københavns
Energi" sowie "Frederiksberg Forsyning" in der neuen "DONG Energy" aufging.
Der Herning-Kohlezug
Die Kohleversorgung des Herning-Kraftwerkes erfolgte per Schiene, wofür die I/S
Vestkraft entsprechende Privatwagen beschaffte. Im Hafen von Herning
sowie am Werk wurden Anlagen zum automatischen Be- und Entladen der
Kohlezüge errichtet. Der Pendelbetrieb wurde am 17. 08. 1982
aufgenommen und normalerweise fuhr pro Tag ein Ganzzug, bei
Spitzenbelastungen wurde eine zweite Fahrt angesetzt. Der Zug bestand
aus 17-18 Waggons mit einer Länge von rund 250 m und beförderte
800-1.000 t Kohle, ein Wagen verblieb in Esbjerg als Reserve.
Anfänglich wurde an beiden Enden des Zuges jeweils eine MX
eingesetzt, die ab 1988 durch MYs ersetzt wurden. Zum
Ab 1997 wurde der Zug von einzelnen Loks der
Reihe MZ gezogen. Die letzte Fahrt des Herning-Kohlezuges fand am
11.05.2000 statt.
Die Herning-Selbstentladewagen Tyk Fals
Zum Kohletransport beschaffte die I/S Vestkraft 18 Selbstentladewagen mit
Drehgestellen, die bei Scandia gebaut wurden in Lizenz von der
"Waggonfabrik Talbot", Aachen. Die Waggons entsprachen der
DB-Bauart Fads und wurden als
Fals 84 86 665 0 001-018 eingestellt.
Zum automatischen Entladen waren die Fahrzeuge mit fernbedienbaren,
hydraulisch betriebenen Seitenluken ausgestattet. Die Wagen 015-018
waren zusätzlich mit Schraubenbremsen und an einem Wagenende mit
einer Bremserbühne über den Puffern versehen. Alle Waggons
verfügten über ein durchgehendes Steuerkabel für das
System
GM-Multipelstyring
zur Mehrfachtraktion. Die Fahrzeuge erhielten eine blaue Farbgebung
mit den Aufschriften "HERNINGVÆRKET"
und "I/S VESTKRAFT" in weißen Lettern. Nach der
Einstellung der Kohlefeuerung wurden 2000 alle Fals-Wagen an die
französische "Rolanfer Matériel Ferroviaire SA"
verkauft.
Technische Daten I/S Vestkraft Fals: |
Anzahl |
18 |
Hersteller |
Scandia |
Baujahr |
1982 |
Länge über Puffer |
12.540 mm |
Achsstand im Drehgestell |
1.800 mm |
Drehzapfenabstand |
7.500 mm |
zul. Höchstgeschw. |
100 km/h |
Eigengewicht |
25,0 t |
Zuladung |
- t |
Laderaum |
75,0 m³ |
Die Herning-Kesselwagen
Außerdem bestand die Möglichkeit,
bei Spitzenbelastungen mit Schweröl zu feuern, für dessen
Transport die I/S Vestkraft 1982 sechs Kesselwagen aus den Beständen
der SJ erwarb. Die zweiachsigen Fahrzeuge waren von der "ASJ
Falun" geliefert worden waren. Die Kessel waren ohne
firmenspezifische Aufschrift blau lackiert, der Fahrzeugrahmen war
schwarz. Die Wagen wurden wurden als
Zekk 84 86 724 1 001-006
eingestellt und 1991 auf Grund von Alterungsschäden
ausgemustert.
Als Ersatz für die Zekk beschaffte
die I/S Vestkraft 1991 zwei gebrauchte Drehgestell-Kesselwagen aus
den Beständen der SJ, die von der Schwedischen "AB Gävle
Vagnverkstad" stammten. Die Kessel der Fahrzeuge waren
silbergrau lackiert und trugen den Schriftzug "HERNINGVÆRKET"
sowie das Vestkraft-Logo in blau, der Fahrzeugrahmen war schwarz. Die
Wagen wurden als
Zaes 84 86 788 0 001-002 eingereiht, sie wurden 2002
abgestellt und im Folgejahr verschrottet.
Technische Daten I/S Vestkraft Kesselwagen: |
|
Zekk |
Zaes |
Anzahl |
6 |
2 |
Hersteller |
Falun |
AGV |
Baujahre |
1948-49
|
1968
|
Länge über Puffer |
8.800 mm |
14.340 mm |
Achsstand |
5.500 mm |
1.800 mm (Achsstand im Drehgestell) |
Drehzapfenabsstand |
- |
8.500 mm |
zul. Höchstgeschw. |
- km/h |
90 km/h |
Eigengewicht |
11,8 t |
22,8 t |
Zuladung |
- |
- |
Laderaum |
27,7 m³ |
63,8 m³ |
Quellen:
Andersen, Torben (1999): DSB litra MX, type 567. Næstved: Lokomotivet´s forlag.
Andersen, Torben (2001): Herningværket og I/S Vestkraft. Lokomotivet 66: 24-25.
DONG Energy: www.dongenergy.com
Lundstrøm, Jan (2007): 1982: Kultog til Herningværket. Jernbanehistorisk årbog '07: 56-64. Smørum: bane bøger.
N.N. (1982): Kultogene ruller til Herning. DSBbladet 7/82: 7.
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