Das Handelshaus "Det Østasiatiske Kompagni A/S" (ØK)
gründete 1909 die "Dansk Sojakagefabrik A/S" (DS)
und schuf damit einen heimischen Abnehmer für das mit
ØK-Schiffen aus Fernost importierte Soja. Das neue Unternehmen
wurde im Volksmund als "Sojakagen" bekannt und war am Kai
"Islands Brygge" angesiedelt, d.h. auf der Amager-Seite
des Kopenhagener Südhafens. In späteren Jahren kamen als
weitere Standorte Aalborg hinzu sowie Helsingborg in Schweden und
Hangö in Finnland. Aufgabe der DS war die Extraktion
pflanzlicher Öle aus Sojabohnen und deren Verarbeitung zu
Tierfutter. In den folgenden Jahrzehnten wurde das Spektrum der
verarbeiteten Rohstoffe um andere Quellen wie Erdnüsse,
Sesamkerne, Fischöl etc. erweitert. Geliefert wurden nun auch
Öle und Fettsäuren zur Herstellung von Margarine und Seifen
sowie als Grundstoff für die verarbeitende Industrie.
1935 nahm die DS eine Elektrolyseanlage zur Zerlegung von Salzlösung
in Betrieb, wobei Chlor als Gas entwich und Natrium als Amalgam an
Quecksilber gebunden wurde. Als weitere Produkte dieses Verfahrens
wurde chemische Grundstoffe wie Kali- und Natronlauge sowie Salzsäure
gewonnen. Die Elektrolyseanlage machte die DS zum größten
privatwirtschaftlichen Kunden bei
"
Københavns Belysningsvæsen (KB)"
mit einer eigenen 30 kV-Leitung zum Kraftwerk
"H.C. Ørstedsværket", führte langfristig
aber zu einer starken Kontaminierung des Werksgeländes. Während
der Besatzungszeit kamen Produkte aus heimischen Rohstoffen hinzu wie
Lebertran und Fischmehl aus Dorsch. Bei der Erweiterung des DS-Stammsitzes
in Kopenhagen 1918-21 erhielt das
Werk einen eigenen Gleisanschluß, der über eine parallel
zur "Langebro" verlaufende Drehbrücke mit dem
DSB-Güterbahnhof verbunden war. Der Standort
entwickelte sich zu einem der größten Arbeitgeber der
Stadt und beschäftigte 1960 über 1200 Mitarbeiter, die
meist in der direkten Umgebung des Werkes wohnten.
1980 kam es zu einer heftigen Explosion in der Extraktionsanlage des
Kopenhagener Werkes, wobei 23 Verletzte gezählt wurden und
erheblicher Sachschaden entstand. Die zerstörten Anlagen wurden
nicht wieder aufgebaut und der Betrieb mit den vorhandenen Mitteln
fortgesetzt. 1985 wurde das Unternehmen als "DS Industrier A/S"
umfirmiert, die ökonomische Grundlage war durch die Schäden
des Unfalls aber so beeinträchtigt, daß die Schließung
1991 unvermeidlich wurde. Die ØK plante die verbliebenen
Produktionsanlagen nach Pakistan zu veräußern, was aber
u.a. an einer Greenpeace-Kampagne scheiterte. Nach der Räumung
des Werksgeländes wurde die Fläche 1999 als Bauland
ausgewiesen (s.u.).
DS-Privatwagen
In den Jahren 1930-87 unterhielt
die DS insgesamt 72 zweiachsige Kesselwagen als Privatwagen, die
vorwiegend gebraucht erworben wurden. Der Großteil der Wagen
diente zum Transport von Brennstoff, Ölen, Fettsäuren und
Laugen. Einige der Fahrzeuge waren mit Dampfleitungen zum Beheizen
der Ladung versehen und verfügten über eine
Thermoisolierung. Andere Wagen waren zum Transport von Chlorgas
eingerichtet oder verfügten über Kessel mit einer
inwändigen Beschichtung zur Aufnahme stark korrosiver Lösungen.
Alle Wagen erschienen einheitlich mit schwarzen Rahmen und grauen
Kesseln, die das DS-Logo mit weißen Lettern auf rotem Feld
trugen.
Die DS verfügte über keine eigenen Rangierloks, sodaß
Verschiebeaufgaben mit DSB-Loks erledigt wurden. In den 1990er
Jahren gab es auch einen Landschlepper, der mit Bohlen auf Pufferhöhe
versehen war und Waggons auf dem Werksgelände bewegen konnte.
Eine ausführliche Darstellung der DS-Privatwagen findet sich hier:
www.km-text.dk/kmtext92.htm.
DS-Relikte
Nach der Räumung des DS-Werkgeländes wurde die Fläche
gründlich saniert und 1999 unter dem Namen "Havnestaden"
(Hafenplatz) als Bauland mit einer Fläche von 177.000 m²
ausgewiesen. Nach den Erfahrungen mit der Konvertierung anderer
Industrieflächen wurde die Auflage erteilt, mindestens 50 % der
entstehenden Nutzfläche als Wohnraum vorzusehen. Vereinzelt
wurde vorhandene Bausubstanz in die Neubauten einbezogen, wobei die
2002-05 errichtete "Gemini Residence" an der Hafenfront
das auffälligste Objekt wurde: Als Kern dienten zwei
zylindrische Betonsilos von 1963, die jeweils mit einer
flachgewölbten Kuppel aus durchsichtigem Kunststoff (Texlon) bedeckt wurden.
Im Inneren der Zylinder wurden Treppen, Aufzüge und
Versorgungsschächte installiert, die eigentliche Wohnfläche
entstand auf Galerien, die in Form einer ∞ außen um die
Gebäude liefen. So entstanden 84 Wohneinheiten über acht Stockwerke, die die oberen
2/3 des Gebäudes umfaßten und jeweils vom Fußboden
bis zur Decke durchgehend verglast waren. Im unteren Drittel des
Komplexes blieben die Wände der ehemaligen Silos frei, sodaß
die Uferpromenade unbeeinträchtigt vorbeigeführt werden konnte.
Direkt neben der Gemini Residence an der Hafenfront wurde 2004 eine weitere DS-Siloanlage
aus den 1960er Jahren in eine Wohnanlage gewandelt. Das "Wennberg Silo"
bietet auf 16 Etagen insgesamt 142 Eigentumswohnungen mit einer Gemeinschaftsterasse
im 13. Stockwerk.
Quellen:
Andersen, Torben (2014): Beholdervogne hos Dansk Sojakage Fabrik. Lokomotivet 116: 6-12.
Christensen, Mogens: www.virk-info.dk
Grandt, Jørgen: www.grandts.dk/index.htm
Lind, Olaf & Lund, Annemarie (2005): Arkitektur Guide
København. Kopenhagen, Arkitektens Forlag.
Monies, Søren: Om sojakagens vogne. www.km-text.dk
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