Das Ende der deutschen
Besatzungszeit hinterließ die dänischen Privatbahnen mit
völlig verschlissenem Material, so daß umfangreicher
Ersatz erforderlich war. Eine Reihe von Bahnverwaltungen entwickelte
die Idee, gemeinsam einheitliche Streckenloks zu beschaffen, wie
zuvor die Skinnebusser von Scandia. A/S Frichs begann 1948 mit
Entwürfen dieselelektrischer Lokomotiven in neuem Design mit
Drehgestellen und zwei Führerständen. Für den Antrieb
war jeweils ein Frichs-Dieselmotor mit einer Leistung von 410-750 PS
vorgesehen. Zusätzlich konzipierte der junge Ingenieur William
Bay in seiner Freizeit eine zweimotorige Variante unter Verwendung
der Maschinenanlage, die sich seit den 1930er Jahren vielfach bei der
DSB-Baureihe MO bewährt hatte. Auch die Privatbahnen wünschten
den Einsatz bewährter Technik und so wurde Bay´s
Feierabendprojekt die Basis der neuen Privatbahn-Einheitslok. Es handelte sich
um eine dieselelektrische Lok mit 2 unabhängigen Maschinenanlagen,
die auf dreiachsigen Drehgestellen lief. Motor
und Fahrzeugteil stammten von A/S Frichs, die elektrischen
Einrichtungen wurden von A/S Titan zugeliefert. Das gedrungene
Erscheinungsbild der Loks inspirierte zu dem Spitznamen
"Marcipanbrød" (Marzipanbrot).
Der Wagenkasten der
Marcipanbrød war geschweißt und wirkte durch das
abgerundete Dach und die unter Gittern verborgene Kühlanlage
deutlich moderner als frühere Frichs-Konstruktionen. Die
geräumigen, endständigen Führerstände konnten
über die anschließenden Maschinenräume betreten
werden und waren mit großen Fenstern ausgeführt. Die
angeschrägten Fahrpulte verbesserten die Ablesbarkeit der
Armaturen für den rechts sitzenden Lokführer.
Anders als bei früheren Konstruktionen, wurden die offenliegenden Rippenkühler
aufgegeben und stattdessen innenliegende Kühlelemente mit Zwangsbelüftung
durch elektrisch betriebene Ventilatoren verwendet. Neu war auch der Einbau
von separaten Kühlern für Schmierö.
Die Maschinenanlage war auf drei Räume verteilt, um die Elektrik vor
dem Eindringen ölhaltiger Dämpfe aus den Motorräumen
zu schützen. Hinter den Führerständen befand sich je
ein Maschinenraum mit einem im Hauptrahmen gelagerten Motor vom Typ
6185 CA , der bei einer Druckladung von 50 % eine Leistung von 375 PS brachte.
Mittig im Wagenkasten lag der E-Maschinenraum mit den beiden
Generatoren sowie den Schaltschränken und den Kompressoren.
Unter der Decke des E-Maschinenraumes war die Kühlanlage
angeordnet, die über zwei elektrische Ventilatoren
zwangsbelüftet wurde. Die Kühlluft für alle
E-Maschinen wurde dagegen über Lufteintritte an den Stirnseiten
über den Führerstandsfenstern angesaugt.
Die dreiachsigen Drehgestelle waren aus Stahlprofilen genietet, der Antrieb erfolgte
auf die äußeren Achsen. Die Fahrmotoren wurden ebenfalls
von der DSB-Reihe MO übernommen und waren gegen herabtropfendes
Öl durch den geschlossenen Boden des Wagenkastens geschützt.
Beide Motor-Generatorsätze ließen sich unabhängig
voneinander steuern und versorgten die Fahrmotoren im Drehgestell
unter der jeweiligen Maschinenanlage. Zusatzeinrichtungen wie die
Druckluftanlage etc. waren nur einmalig vorhanden. Eine Zugheizung
war bei der kompakten Bauform nicht möglich, so daß in
Personenzügen ggf. ein Heizwagen mitgeführt wurde.
Technische
Daten Marcipanbrød |
Anzahl |
9 |
Hersteller |
Frichs |
Baujahre |
1952-1953 |
Achsfolge |
(Ao1Ao)' (Ao1Ao)' |
Treib-/Laufrad-Ø |
970 mm |
Länge über Puffer |
13.230 mm |
Drehzapfenabstand |
6.930 mm |
Achsstand im Drehgestell |
3.200 mm (1.600 + 1.600 mm) |
Motor |
2 x Frichs Typ 6185 CA, 6 Zylinder, druckgeladen*
2 x Frichs Typ 6185 CA, 6 Zylinder (HHJ M 3) |
Leistung |
2 x 276 kW (2 x 375 PS) bei 1.000 U/min
2 x 184 kW (2 x 250 PS) bei 1.000 U/min |
Kraftübertragung |
dieselelektrisch |
Höchstgeschwindigkeit |
75/95 km/h |
Dienstgewicht |
61,0 t |
max. Achslast |
11,0 t |
DSB-Projekt:
Eine Nachbestellung der
Marcipanbrød erfolgte nicht, allerdings war A/S Frichs von
dem Konzept so überzeugt, daß auf dieser Basis einige
Entwürfe für die DSB entstanden. Darunter fand sich eine
Doppellokomotive mit insgesamt vier Motoren à 400 PS und einer
Gesamtlänge von über 25 m. Ein Vergleich mit der zeitgleich
beschafften DSB-Baureihe MY offenbart allerdings deutlich, wie weit
Frichs bereits zu dieser Zeit den Anschluß an zeitgemäße
Technik verloren hatte.
Eine den Marcipanbrød äußerlich ähnliche Lok war
die M 6
der Skagensbanen, die allerdings einen ganz anderen Ursprung hatte.
Übersicht
Teil 1: Entwicklung und Technik
Teil 2: Einsatz
Fahrzeugliste
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