Steckbrief SJ T43 / T43H


Nachdem die DSB Anfang der 1950er Jahre gute Erfahrungen mit ihren bei NOHAB in Lizenz gefertigten GM-Dieselloks der Reihen MY und MX gemacht hatte, entschloß sich auch die schwedische Staatsbahn (SJ) zur Erprobung dieser Technik. Auf die erste Bauart T41 folgte 1961-63 die Baureihe T43 in 50 Exemplaren mit den Betriebsnummern 209-258, die in Motortyp und Leistung der dänischen MX entsprach. Die SJ T43 war als dieselelektrische Drehgestelllok mit Mittelführerstand ausgelegt und diente der SJ als Universallok, mit der 1963 die Dampftraktion endgültig abgelöst werden konnte. Die T43 war bis Mitte der 1980er Jahre im Personen- und Güterzugdienst anzutreffen, bis sie von der Nachfolgereihe T44 verdrängt wurden. Zahlreiche T43 gelangten nach ihrer Ausmusterung zu verschiedenen schwedischen Privatbahnen und Gleisbauunternehmen. Bei Auslieferung trugen die Loks ein blau-weiß-rotes Farbschema, das in den 1970er Jahren durch das orange-blaue SJ-Design ersetzt wurde. Unter der Regie der Privatbahnen wurden vielfältige neue Farbgebungen angewendet. Besonders erwähnenswert ist das Design "Great Northern Railway", mit dem T43107 im Dienst der Tågab 1999 für den Lars von Trier Film "Dancer in the Dark" versehen wurde. So konnte der eigentlich in den USA spielende Plot in Schweden gedreht werden, da sich der Regisseur weigerte, mit einem Flugzeug zu reisen.

Als vermutlich erste Vertreterin ihrer Baureihe gelangte T43 DLL 214 nach Dänemark, als die schwedische Bahninfrastruktur-Behörde "Banverket" (BV) sich an der Modernisierung der "Thybanen" beteiligte. Die Lok wurde hier mit Arbeitszügen eingesetzt.

Die ehemalige SJ T43 215 wurde 2005 von der Svensk Tågteknik AB (STT) erworben, die das Fahrzeug als Basis für eine Hybridlok nach dem "Green Goat"-Patent der kanadischen Railpower Technologies Corp. verwendete. Das Green Goat-Konzept ging von der Tatsache aus, daß eine Diesellok im Rangierbetrieb einen Großteil ihres Kaftstoffverbrauchs und ihrer Emissionen im Leerlauf verursacht. Diesen Nachteilen begegnete man mit einem wesentlich kleineren Dieselmotor, der mittels eines Generators eine große Zahl von Batterien lud. Damit konnten die Fahrmotoren über Batterien und Generator mit der vollen Leistung versorgt werden, während der Dieselmotor auch in Leerlaufzeiten effektive Arbeit mit dem Laden der Batterien leistete. STT stellte 2005 seine T43 Hybridlok vor, die mit 320 Batterien mit einem Gewicht von 12,8 t und einem Cummins Dieselmotor ausgerüstet worden war. Die Fahrmotoren und die Drehgestelle der Lok blieben unverändert. Die Baureihenbezeichnung wurde auf T43H geändert und die Maschine erschien in einer silbernen Lackierung mit einem weiß/grünen Schmetterlingsmotiv. Bei umfangreichen Erprobungen wurde in Abhängigkeit des Einsatzprofiles eine Treibstoffeinsparung von 37-50 %, eine Reduzierung der Stickoxide (NOx) von 80-90 % sowie ein um gut 50 % verringerter Ausstoß von Treibhausgasen festgestellt. Diesen ökologischen Vorzügen standen Einschränkungen bei der Reichweite und der Geschwindigkeit sowie erhebliche Kosten für die Batterien gegenüber, so daß sich dieses Hybridkonzept am Markt nicht durchsetzte. STT meldete 2009 Konkurs an und T43H 215 wurde an die dänische Contec Rail ApS verkauft. Da das Nachrüsten des dänischen Zugsicherungssystems ATC zu kostenintensiv war, wurde die Lok 2012 an die schwedische "Nordic Re-Finance AB" weiter veräußert.

Auch Railpower geriet nach Qualitätsproblemen 2009 in Zahlungsschwierigkeiten und wurde von der US amerikanischen RJ Corman Railroad Group übernommen. Dieses Unternehmen engagierte sich weiterhin mit umweltfreundlichen Dieselloks, setzte aber auf das "Genset"-Konzept. Hierbei werden die Loks mit 2-4 Motor-Generatorsätzem von je rund 500 PS ausgerüstet, die nach Energiebedarf rechnergesteuert zugeschaltet werden.


Technische Daten SJ T43 / T43H in Dänemark:
SJ T43 (Lieferzustand) T43H
Anzahl 1 1
Hersteller Nohab Umbau: STT
Baujahr 1961-63 2005
Achsfolge Bo' Bo' Bo' Bo'
Länge über Puffer 14.240 mm 14.240 mm
Motor GM type 567D1, 12 Zylinder, zweitakt Cummins, - Zylinder
Leistung 1.063 kW (1.445 PS) bei 835 U/min 209 kW (284 PS) bei - U/min
Anfahrzugkraft 212 kN 230 kN
Kraftübertragung dieselelektrisch dieselelektrisch
Höchstgeschwindigkeit 90 km/h - km/h
Dienstgewicht 73,0 t 78,7 t



Abbildungen:

T43:

DK7517

T43H:

DK3688 DK4833 DK4834 DK4835 DK4836


T43 in Schweden:

DK7988 DK6438 DK3690 DK3700 DK3692

DK5654 DK5656 DK5657 DK5658 DK11574

DK5659 DK5676 DK5677 DK5734 DK5735

DK6436 DK6437 DK6635 DK5181 DK8044

DK8295 DK5655


Zum Verbleib der einzelnen Loks s. Fahrzeugliste.

Quellen:
Järnväg.net: www.jarnvag.net
Skoglund, Mattias. TransportForsK AB (TFK Stockholm): Persönliche Mitteilung
Skoglund, Mattias (2007). TransportForsK AB (2007): Hybridlok. El-/dieselhybridlok för terminal- och växlingstjänst på icke elektrifierade spår (Präsentation auf dem Transportforum - 10. Jan. 2007).
RJ Corman Railpower: www.rjcorman.com/railpower.html



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