Die dänische Infrastrukturbehörde "Banedanmark" beauftragete 2015
das eigens gegründete Konsortium "Electrification Programme Aarsleff Siemens"
(EPAS) mit dem landesweiten Ausbau des dänischen Oberleitungsnetzes. Die EPAS bestand
aus der "Per Aarsleff Holding A/S" sowie der "Siemens Mobility" und
sollte 9 Teilstrecken mit einer Gleislänge von insgesamt 1.362 km (Streckenlänge 856 km)
für Geschwindigkeiten von 160 bis 250 km/h neu elektrifizieren. Hierzu waren 17.200 Masten
und 1.750 km Fahrdraht zu installieren sowie 13 Unterwerke und 51Transformatorstationen zu
errichten. Die Realisierung des Projekts war für den Zeitraum 2016-26 vorgesehen. Die
langfristige Vertragsbindung ermöglichte den beteiligten Unternehmen Investitionen in
kostensenkende Technologien, darunter ein innovativer Oberleitungsbauzug von "Plasser & Theurer",
der mit Beteiligung der Aarsleff Rail A/S entwickelt wurde.
Der mehrteilige Aarsleff-Oberleitungsbauzug wurde 2017 ausgeliefert und bestand aus 7 separat
angetriebenen Einheiten, die sich einzeln oder im Verband nutzen ließen. Die Fahrzeuge
bildeten einen "Fahrleitungsumbaumaschinen-Komplex" (FUM-Komplex) und dienten zur
Montage der Fahrleitung an bereits gesetzten Masten in einem Durchgang. Direkt nach der
Fertigstellung konnte die Strecke ohne Nachspannen sofort mit der zulässigen
Höchstgeschwindigkeit befahren werden. Da die Montagearbeiten vorrangig in Arbeitsfahrt
durchgeführt werden sollten, wurde die Standsicherheit der Fahrzeuge bei ausgefahrenen
Arbeitsbühnen durch niedrige Schwerpunkte und Kontergewichten an den Kransäulen
gewährleistet. Der FUM-Komplex bestand aus folgenden Komponenten, die entsprechend der
Gepflogenheit bei Aarsleff alle Eigennamen erhielten:
Motorturmtriebwagen Typ MTW 100.018 "Jupiter", "Saturn"
An beiden Enden des FUM-Komplexes liefen Drehgestell-Turmtriebwagen mit jeweils einer
Säulenhebebühne und seitlich ausfahrbaren Arbeitsplattformen, einem Kran
(Palfinger Typ PKR 200, Reichweite 12,3 m) sowie einer Mannschaftskabine. Diverse
Meßgeräte und ein Meßpantograf ermöglichten die Dokumentation
zahlreicher Parameter der Fahrleitung. Mit dem nachlaufenden MTW 100.018 ließen
sich so die abgeschlossenen Arbeiten am Ende des FUM-Komplexes überprüfen.
Fahrleitungsumbaumaschine Typ FUM 100.260 "Venus"
Auf den führenden Turmtriebwagen folgte eine Fahrleitungsumbaumaschine, ebenfalls
auf Drehgestellen, mit der gleichzeitig das Tragseil und der Fahrdraht abgerollt,
positioniert und gespannt wurde. Beide ließen sich mit der endgültigen
Nennzugkraft von 5-30 kN ausbringen, wodurch die vertikalen Wellen im Fahrdraht vermindert
und ein optimaler Kontakt zu den Schleifstücken der Pantografen gewährleistet
wurde. Das Fahrzeug war mit einem eigenen Führerstand sowie einem Kran
(Palfinger Typ K 29002, Reichweite 12,2 m) ausgestattet.
Montageturmwagen Typ A 100 "Uranus"
Für weitere Montagearbeiten folgte ein Drehgestell-Turmwagen mit Ladekran,
Tragseil- und Fahrdrahtdrücker. Der Arbeitsbereich Bühne erreichte eine Höhe
von 12 m über Schienenoberkante und eine Auslage von 5 m ab Gleismitte.
Arbeitsbühnenwagen Typ A 10 "Merkur", "Mars", "Pluto"
Für abschließende Arbeiten folgten 3 zweiachsige Arbeitsbühnenwagen.
Technische Daten Aarsleff FUM-Komplex |
Typ |
MTW 100.018 |
FUM 100.260 |
A 100 |
A 10 |
Anzahl |
2 |
1 |
1 |
3 |
Hersteller |
Plasser & Theurer |
Plasser & Theurer |
Plasser & Theurer |
Plasser & Theurer |
Baujahr |
2017 |
2017 |
2017 |
2017 |
Achsfolge |
- |
- |
- |
- |
Länge über Puffer |
18.840 mm |
22.640 mm |
- mm |
- mm |
Drehzapfenabstand / Achsstand |
- mm / - mm |
- mm / - mm |
- mm / - mm |
- mm / - mm |
Motor |
Deutz, 8 Zylinder |
Deutz, 8 Zylinder |
-, - Zylinder |
-, - Zylinder |
Leistung |
480 kW (652 PS) bei - U/min |
480 kW (652 PS) bei - U/min |
- kW (- PS) bei - U/min |
- kW (- PS) bei - U/min |
Kraftübertragung |
- |
- |
- |
- |
Arbeitsgeschwindigkeit |
5 km/h |
7 km/h |
- km/h |
- km/h |
Höchstgeschwindigkeit / geschleppt |
80 km/h / 100 km/h |
19 km/h / 100 km/h |
- km/h / 100 km/h |
- km/h / 100 km/h |
Dienstgewicht |
78,0 t |
82,0 t |
- t |
- t |
Abbildungen:
Eine weitere Innovation im Maschinenpark der Aarsleff Rail A/S war der Saugbagger "Neptun",
mit dem Tausende von Probegrabungen für die Oberleitungsmasten durchgeführt wurden. Dies
war notwendig, da die Lage der unterirdischen Kabelstränge entlang der Gleise nur unzureichend
dokumentiert war. Die Saugtechnik erlaubte eine zerstörungsfreie Beprobung, die Gruben wurden
anschließend mit Hilfe eines Zweiwegebaggers wieder verschlossen.
Zum Verbleib der einzelnen Fahrzeuge s. Fahrzeugliste
Quellen:
Aarsleff Rail: https://aarsleffrail.com
Banedanmark: https://banedanmark.dk
Rebek, Jürgen et al. (2017): Konzentrierter Oberleitungsbau in Dänemark. Elektrische Bahnen, Jg. 115 Heft 9: 533-535.
Siemens Mobility: www.mobility.siemens.com
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