Steckbrief DSB AZ 375 "Steppenreiter"



Der General Hermann von Hanneken wurde 1942 Befehlshaber der deutschen Truppen im besetzten Dänemark und forderte von der DSB einen angemessenen "Besprechungswagen" für seinen Befehlszug. Folglich bot die DSB 1943 an, den Reisezugwagen AZ 375 entsprechend umzurüsten. Dabei handelte es sich um einen der sogenannten "Fredensborgvogne", der 1910 in der Reihe BR von Scandia geliefert wurde. Der Wagenkasten der Fahrzeuge war aus Holz aufgebaut und mit Blech beplankt, das Dach war flachgewölbt und mit einem Oberlichtaufbau ausgeführt. Der Fahrgastbereich war zur einen Hälfte mit drei Abteilen und Seitengang, zur anderen Hälfte als Großraum mit Mittelgang eingerichtet. Im Besprechungswagen AZ 375 blieben die Abteile am Seitengang erhalten und wurden mit neuen Sitzbänken versehen, die sich auch als Schlafgelegenheit verwenden ließen. Das größte Abteil am Wagenende verfügte über einen eigenen Waschraum und blieb dem General vorbehalten, die beiden übrigen Abteile boten jeweils 3 Sitz- und Schlafgelegenheiten für das Begleitpersonal. Im vormaligen Großraum war über die gesamte Wagenbreite ein Konferenzraum mit einem zentralen Tisch und Platz für 8 Personen eingerichtet. Daran schlossen sich ein Ordonnanzraum mit Küchenausrüstung sowie ein Funkraum an, dessen technische Ausrüstung von der Wehrmacht gestellt wurde.

Der Umbau des AZ 375 zum "Besprechungswagen" erfolgte in den DSB-Zentralwerkstätten Kopenhagen. Das Fahrzeug erhielt beim deutschen Personal den Spitznamen "Steppenreiter" und wurde in Silkeborg stationiert. Auf Grund der steigenden Sabotagegefahr wurde 1944 zwischen Silkeborg und Virklund eigens ein Stichgleis angelegt, so daß der Wagen auf dem gut bewachten Gelände des Hauptquartieres abgestellt werden konnte. Zum gesamten Befehlszug zählten neben AZ 375 ein weiterer Wagen der 1. Kl., ein Heizwagen, der Schlafwagen WL Nr. 3012 sowie ein Niederbordwagen für das Kfz des Generals. Nach dem Ende der Besatzungszeit wurde AZ 375 wieder regulär genutzt und 1950 als CP 3233 umgebaut. Der Wagen wurde 1969 ausgemustert und an die "Lollandsbanen" als LJ P 73 verkauft.


Technische Daten:
Anzahl 1
Hersteller Scandia, DSB
Baujahr 1943
Länge über Puffer 19.200 mm
Drehzapfenabstand 13.000 mm
Achsstand im Drehgestell 2.500 mm
zul. Höchstgeschw. - km/h
Dienstgewicht 34,0 t
Einrichtung 3 Schlafabt., 1 Konferenzr., 1 Ordonnanzr. mit Küche, 1 Funkr., 2 WC


Abbildungen:

kein Bild

Quellen:
Mouritzen, Dan (2003): Steppenreiter. Silkeborg Bunkermuseum, www.silkeborgbunkermuseum.dk
Tarp Jensen, Ulrik (1995): 1945: På tysk foranledning. Jernbanehistorisk årbog '95: 53-59.
Thestrup, Poul (1992): Danske kongevogne. Roskilde: bane bøger.


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