Gattungen SJS Db/DSB CF, SJS Da/DSB BL/CO
Mit der Entwicklung
der Eisenbahnen zum Massen-Nahverkehrsmittel des ausgehenden 19.
Jhdts. stießen die Bahngesellschaften zunehmend an
Kapazitätsgrenzen. Gerade in Großstädten forderte der
aufkommende Pendler- und Ausflugsverkehr neue Lösungen und so
wurde verschiedentlich mit doppelstöckigen Fahrzeugen
experimentiert. Die "Altona-Kieler-Eisenbahn Gesellschaft"
(AKE) im dänisch verwalteten Herzogtum Holstein beschaffte 1868
versuchsweise sechs Doppelstockwagen. Die zweiachsigen Fahrzeuge
waren im unteren Bereich mit fünf Abteilen ausgeführt, die
jeweils über seitliche Türen betreten werden konnten. Das
Oberdeck war dagegen als Großraum mit Mittelgang eingerichtet
und wurde über Türen in den Stirnseiten der Wagen erreicht.
An beiden Wagenenden führten freistehende Treppen zur Oberdeck.
Um mit der Bauhöhe das Lichtraumprofil einzuhalten waren die
Rahmenwangen hinter den Pufferbohlen gekröpft, sodaß der
Wagenkasten tiefer als bei regulären Fahrzeugen gelagert wurde.
Darüber hinaus war die Deckenhöhe der Fahrgasträume
recht niedrig ausgeführt, was bei Waggons der 3. Kl. aber nicht
weiter interessierte.
Die "Sjællandske
Jernbane-Selskab" (SJS) beschaffte 1868 zunächst einen
Doppelstockwagen nach der AKE-Vorlage bei der "Lauensteinsche
Wagenbau-Gesellschaft" in Hamburg. Die fünf Abteile im
unteren Fahrgastbereich waren mit je 12 Plätzen eingerichtet,
das Oberdeck bot 40 Sitzplätze. Der Wagen war ausschließlich
mit Holzbänken als 3. Kl. ausgestattet. Ein auffälliges
Merkmal war das tonnenförmig gewölbte Dach. Der Wagen
erschien in grün mit schwarzen Fensterbändern und wurde als
SJS 701 bzw. ab 1870 als
SJS Db 400 geführt. Mit der Übernahme
durch die DSB erfolgte die Umzeichnung als
DSB CF 1350 und der
Wechsel des Farbschemas zum DSB-Weinrot. Das Fahrzeug wurde 1897 beim
Zugunglück in Gentofte zerstört.
1870 beschaffte die
SJS bei der "Lauensteinsche Wagenbau-Gesellschaft" in
Hamburg eine Serie von fünf Doppelstockwagen. Die Wagen
unterschieden sich von ihrem Vorläufer durch die Einrichtung der
drei mittleren Abteile im Unterdeck als 2. Kl. mit Sitzen aus
Korbgeflecht. Am Oberdeck boten freie Einstiegsbühnen vor den
Türen Raum für Stehplätze, die Dächer waren
flachgewölbt. Die Wagen erschienen in braun mit grün
abgesetzten 2. Kl.-Abteilen, die Stirnseiten waren schwarz. Mit der
Übernahme durch die DSB wechselte das Farbschema auf das
DSB-Weinrot und die Einrichtung erfolgte einheitlich als 3. Kl. Die
Fahrzeuge wurden als
SJS Da 351-355 eingereiht und 1893 als
DSB BL
740-744 bzw. 1903 als
DSB CO 10440-10444 umgezeichnet. Allgemein
wurden die Wagen bei der DSB auch als Bauart
CO (I) bezeichnet zur
Unterscheidung von späteren Ausführungen.
Ab 1877 wurden weitere Doppelstockwagen in einer überarbeiteten Ausführung
in Dienst gestellt. Diese waren von Anfang an vollständig in der
3. Kl. eingerichtet und wurden ohne offene Einstiegsbühnen am
Oberdeck ausgeführt. Die Wagen erschienen bei der SJS in braun
mit schwarzen Stirnseiten und wechselten mit der Übernahme durch
die DSB das Farbschema auf weinrot. Die Fahrzeuge wurden allgemein
als DSB Bauart
CO (II) bezeichnet. Die erste DSB CO
(II)-Serie wurde 1877-86 bei der "Eisenbahn-Wagenbau-Anstalt"
in Hamburg gefertigt und als
SJS Da 356-373 eingereiht. Bei der DSB
erhielten sie 1893 die Betriebsnummern
DSB BL 745-762 und
wurden 1903 als DSB CO 10445-10462 umgezeichnet. Eine zweite DSB CO
(II)-Serie wurde 1897 von der "Breslauer Actien Gesellschaft für
Eisenbahn Wagenbau" als
DSB BL 763-790 geliefert und 1903 als
DSB CO 10463-10490 umgezeichnet. Die letzte DSB CO (II)-Serie wurde schließlich
1900-01 von der "
A/S Vulcan C. F. Kiehn"
in Maribo gebaut mit den Betriebsnummern 1900-01
DSB CO 10491-10500.
Die Doppelstockwagen der DSB-Reihe CO wurden wegen ihres preußischen Ursprungs
allgemein "Bismarckvogne" genannt.Die Wagen wurden hauptsächlich im
Sommerhalbjahr für den Ausflugsverkehr rund um Kopenhagen genutzt. 1935 wurden die
letzten der bis dahin verbliebenen Exemplare ausgemustert. DSB CO 10498
wurde bewahrt und blieb im Bestand des Danmarks Jernbanemuseum erhalten.
Technische Daten DSB CO: |
|
SJS 701 |
DSB CO (I) |
DSB CO (II) |
Anzahl |
1 |
5 |
56 |
Hersteller |
Lauenstein |
Lauenstein |
Eisenbahn-Wagenbau, Breslau, Vulcan |
Baujahre |
1868 |
1870 |
1877-1901 |
Länge über Puffer |
9.050 mm |
9.860 mm |
9.690 mm |
Achsstand |
4.265 mm |
4.570 mm |
4.570 mm |
zul. Höchstgeschw. |
- km/h |
- km/h |
100 km/h |
Dienstgewicht |
11,8 t |
13,0 t |
12,9 t |
Sitzplätze 3. Kl. |
100 |
82 |
90 |
Einrichtung |
5 Abt., 1 Großr. |
5 Abt., 1 Großr. |
5 Abt., 1 Großr. |
Abbildungen:
SJS 701:
DSB CO (I):
DSB CO (II)
Auch andere Bahngesellschaften setzten Waggons vergleichbarer Bauart ein:
Quellen:
Bruun-Petersen, Jens (1986): Personvognsmateriellets historie. Roskilde: bane bøger.
Bruun-Petersen, Jens & Poulsen, John (2005): 1980: DSB planlægger todækkervogne.
Jernbanehistorisk årbog '05: 50-64. Smørum: bane bøger.
Bruun-Petersen, Jens & Tarp Jensen, Ulrik (2012): Danske personvogne. Smørum: bane bøger.
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